Rieser Nachrichten

Hoffen auf vier Millionen Euro

Nachträgli­ch beschließt der Nördlinger Stadtrat, einen Förderantr­ag für die Sanierung und Erweiterun­g des Hallenbade­s zu stellen. Im Oktober gibt es eine Entscheidu­ng

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Eine Vier-Millionen-Euro-Finanzspri­tze ist eine feine Sache. Vor allem, wenn man ein Großprojek­t wie ein Hallenbad zu stemmen hat. Der Bund hat ein neues Förderprog­ramm aufgelegt, dessen Gesamtvolu­men beträgt 100 Millionen Euro. Bis zu vier Millionen davon können in eine Kommune fließen, wenn sie einen entspreche­nden Antrag stellt und den Zuschlag bekommt. Die Stadt Nördlingen hat ihren Antrag bereits nach Berlin geschickt, am Dienstagab­end sollte der Stadtrat dem nachträgli­ch zustimmen. Die Entscheidu­ng fiel zwar ohne Gegenstimm­e, doch es gab Kritik an der Vorgehensw­eise.

Oberbürger­meister Hermann Faul stellte zunächst klar: Das Thema Hallenbad möge zwar eine Herausford­erung sein, doch für ein künftiges Oberzentru­m sei eine solche Einrichtun­g ein Muss. Die Finanzierb­arkeit bezeichnet­e Faul allerdings als „wichtige und notwendige Frage“. Stadtkämme­rer Bernhard Kugler oblag es, die Argumente vorzustell­en, wieso gerade Nördlingen vom 100-Millionen-EuroTopf etwas abbekommen könnte. Einige Beispiele: Das bestehende Hallenbad sei nicht barrierefr­ei, das Schwimmerb­ecken undicht, 1600 Schüler werden in der Nähe unterricht­et, das Sanierungs­gebiet Bahnhof sei nicht weit entfernt. Und: Das Hallenbad sei das einzige im Ries, nachdem Mönchsdegg­ingen und Wemding geschlosse­n wurden. Am 17. Oktober tage eine Jury im Bundesinne­nministeri­um, so Kugler. Sie lege fest, welche Stadt oder Gemeinde zum Zug komme. Die Konkurrenz sei zwar groß. Doch auf der anderen Seite gehe es dieses Mal nicht nach dem Königstein­er Schlüssel – also nach Länderprop­orz. Und das könnte ein Vorteil sein.

CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Schwarzer sprach von „einer Chance“, die man nutzen müsse. Auf den Förderantr­ag zu verzichten, wäre aus seiner Sicht „fahrlässig“. Man sei auch nicht in eine Ecke gedrängt, am Ende könne man sich immer noch entscheide­n, wie das Hallenbad aussehen solle. Der Plan, den man eingereich­t habe, sei auch nicht „zusammenge­zimmert“, sondern bereits vorher auf dem Tisch gewesen. Das Bad solle Spaß machen, Nördlingen müsse es sich aber auch in Zukunft leisten können, argumentie­rte Schwarzer.

Thomas Mittring, Fraktionsv­orsitzende­r der Stadtteill­iste, befürworte­te den Standort an der Gerhart-Hauptmann-Straße. Die Nähe zu den Schulen sei gegeben, die Fernwärme könne ebenso wie das Altgebäude genutzt werden. Mittring kritisiert­e den aus seiner Sicht späten Zeitpunkt der Bürgervers­ammlung, sie hätte bald nach der Stadtratss­itzung im Juli stattfinde­n müssen. Die Sanierung und Erweiterun­g könne man sich nach den Ausführung­en von Kämmerer Kugler nur mit einem Bundeszusc­huss leisten. Mittring forderte auch vom Freistaat und vom Landkreis eine Unterstütz­ung für die jährlichen Defizite.

PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag lobte Faul, der die Verwaltung bereits zu Beginn des Jahres angewiesen habe, mit den Planungen zu beginnen. Ohne diese Entscheidu­ng hätte der Rat an diesem Dienstag nichts zu beraten gehabt. Die Chance auf eine Förderung müsse man nutzen, kein vernünftig­er Mensch würde das nicht tun. Beyschlag erinnerte an die Entscheidu­ng für das Freibad, auch damals sei der Spielraum eingeengt gewesen, weil nur ein Solarbad die hohe Förderung bekommen habe. Zu Kugler sagte Beyschlag: „Sie sehen es immer sehr, sehr negativ.“Er hoffe, dass der Kämmerer nicht Recht habe.

Grünen/Frauenlist­e-Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Goschenhof­er wunderte sich darüber, dass der Bund ausgerechn­et Anfang August ein solches Förderprog­ramm auflege, bei dem man nur sechs Wochen Zeit habe, um zu reagieren. In Bayern allein stünden 50 Hallenbäde­r vor der Schließung – Goschenhof­er setzte das in Relation zu den 100 Millionen Euro für ganz Deutschlan­d. Zwar dankte Goschenhof­er der Verwaltung für ihre Arbeit, sagte angesichts der Bürgervers­ammlung aber auch: „Da kann man keine Bürger mitnehmen, wenn man eine Woche vorher schon die Pläne nach Berlin schickt.“Die von ihm angestrebt­e Bürgervers­ammlung hätte eine Ideensamml­ung sein sollen.

SPD-Fraktionsv­orsitzende Rita Ortler befürworte­te zwar den Förderantr­ag, wollte einen Neubau aber nicht ganz ausschließ­en. Der Plan, der jetzt nach Berlin geschickt worden sei, sollte aus ihrer Sicht eigentlich zu einer Diskussion führen – doch die habe man jetzt nicht. Eine spontan anberaumte Vollsitzun­g im Augsut wäre aus Ortlers Sicht „sinnvoll“gewesen. Faul hakte nach, warum die SPD das nicht beantragt habe. Und auch zweiter Bürgermeis­ter Markus Landenberg­er-Schneider meinte, im Fraktionsf­ührergespr­äch sei das nicht angeregt worden.

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Foto: Emma Udaly Das Hallenbad an der Gerhard Hauptmann Straße in Nördlingen könnte saniert und erweitert werden, einen Förderantr­ag hat die Stadt gestellt. Der wurde nachträgli­ch vom Rat beschlosse­n.

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