Zwei Nördlinger Läden schließen
Nachfolger im ehemaligen Käslädle baut um, bei der Metzgerei Pisko fehlt Personal
Nördlingen Man liest und hört immer wieder vom Fachkräftemangel, kann es aber kaum glauben, wenn ein florierendes Geschäft deswegen schließt. Am Nördlinger Marktplatz ist es jetzt so weit: Die Metzgerei Pisko hat geschlossen, ein Zettel am Nebeneingang weist auf den Grund hin. Laut Markus Pisko fallen derzeit sechs von 30 Vollzeit-Verkäuferinnen wegen Schwangerschaft aus, eine siebte ist noch im Mutterschutz. „Das freut uns sehr für unsere Mitarbeiterinnen“, erklärt Pisko gegenüber unserer Zeitung, „aber wir finden einfach keinen Ersatz.“
Übers Arbeitsamt, Facebook und andere soziale Medien, das ladeneigene TV-Programm oder Aushänge an Schulen sucht die Familie Pisko Aushilfen, doch es melde sich absolut niemand. Generell sei der Beruf der Fleischerei-Fachverkäuferin oder der des Metzgers nicht mehr gefragt – in der Berufsschule in Augsburg sitzen zehn angehende Fleischerei-Fachkräfte in einem Jahrgang; früher waren es 30, noch dazu aus einem kleineren Gebiet. Wie in so vielen Branchen liege das mangelnde Interesse an falschen Vorstellungen des Berufsbildes: „Viele glauben noch immer, der Beruf der Verkäuferin hat mit Blut zu tun und man muss rund um die Uhr und jedes Wochenende arbeiten“, so Markus Pisko. In Wirklichkeit laufe es hier ab wie in anderen modernen Berufen: „Man bekommt jede Minute bezahlt und hat flexible Arbeitszeiten.“Eine real wachsende Anforderung sei eher, dass die Warenkunde immer anspruchsvoller werde und fast schon auf einen Ernährungsberater hinauslaufe. Jedenfalls sei es tragisch, dass in einer blühenden Branche viele Geschäfte bis hin zu Ketten mit über 400 Filialen schließen müssen, weil sie kein Fachpersonal mehr finden. Die Schließung der Filiale am Marktplatz sei unumgänglich gewesen: „Wir tun uns trotz der Schließung schwer, die anderen Filialen zu besetzen.“Nach derzeitigem Stand werde es noch Monate dauern, bis das Geschäft wieder öffnet: „Es wäre ein Traum, wenn wir vor Weihnachten wieder öffnen könnten.“
Auch an anderer Stelle am Marktplatz klafft eine Lücke: Das ehemalige Käslädle in der Reihe kleiner Geschäfte gegenüber dem Rathaus wird gerade umgebaut. Katharina und Sebastian Ladenburger wollen hier einen Feinkostladen einrichten und obwohl Namensgebung und Konzept noch nicht ganz ausgereift sind, hat Sebastian Ladenburger relativ klare Vorstellungen: „Im Zentrum sollen Geschenkkörbe stehen, die man sich individuell zusammenstellen kann.“Das sei sowohl für den Privatbereich als auch für Firmen interessant. Er denke dabei an spezielle Themen wie einen „Rieser Korb“, für dessen Bestückung er mit regionalen Erzeugern kooperieren will. Französische, italienische Körbe seien denkbar bis hin zu einer Auswahl aus Nördlingens Partnerstädten inklusive australischen Spezialitäten. Auch speziell für Männer, beispielsweise zum Grillen, seien Kombinationen denkbar. „Natürlich kann der Kunde auch Einzelprodukte wie etwa eine Flasche Olivenöl erwerben“, so Ladenburger. Die Eröffnung planen seine Frau und er gegen Ende der Herbstferien Anfang November.