Ein Volksfest für den Wallersteiner Kindergarten
Nach knapp zwei Jahren Bauzeit ziehen Kinder und Erzieherinnen wieder ein. In den renovierten Räumen wird auch ein neues pädagogisches Konzept umgesetzt. Schlüsselbretter spielen dabei eine große Rolle
Wallerstein „Da wäre ich gerne noch einmal Kind“, haben sich gestern viele Erwachsene gedacht, die die sanierte Wallersteiner Kindertagesstätte in der Mittelstraße besucht haben. Mit Bierzelt, Blasmusik und kirchlichem Segen wurde die Einweihung des Gebäudes gefeiert.
„Fast ein Neubau“sei das 2,5 Millionen Euro teure Bauprojekt, sagte Bürgermeister Joseph Mayer. Das bestehende Gebäude sei generalsaniert und um einen Krippenraum, Küche und einen Kellerraum erweitert worden. Rund 130 Kinder aus Wallerstein und allen Ortsteilen besuchten die Einrichtung. „Wir wollen für junge Familien den Rahmen schaffen, dass sie gerne hier leben“, sagte Mayer. Ihm sei es sehr wichtig gewesen, die Kita mitten im Ort zu lassen.
Die knapp zweijährige Bauzeit erlebten Kinder und Erzieherinnen in einem „Container-Dorf“auf dem Nachbargrundstück. Für die Kinder sei dies „mehr Erlebnis als Belastung“gewesen, sagte Kita-Leiterin Karin Müllner. Der stellvertretende Landrat Hermann Rupprecht (Huisheim) lobte die „Weitsicht“der Wallersteiner und freute sich, dass neue Wege gegangen werden. Architekt Patrick Duttlinger (Ellwangen) blickte auf eine harmonische Zusammenarbeit zurück. Wie so oft bei Sanierungen, seien Herausforderungen während der Bauphase aufgetaucht. So wurde erst nachträglich entschieden, dass das Dach komplett erneuert wird.
Als der Estrich nicht so schnell trocknete, musste die Fußbodenheizung mitten im Winter Höchstleistungen vollbringen und die Handwerker arbeiteten bei über 30 Grad im Gebäude, erzählte Duttlinger. Jetzt sind alle froh, die hellen und lichtdurchfluteten Räume in Betrieb zu nehmen. Von einem großen Atrium gehen die Räume strahlenförmig ab. Die Zimmer sind „Aktionsräume“, erklärt Kita-Leiterin Müllner: Spielzimmer, Teatro, Musikzimmer, Atelier, Labor und im Obergeschoss ein 40 Quadratmeter großes Baustellen-Zimmer. In dem offenen Konzept finden nicht mehr alle Aktivitäten wie Malen, Basteln, Puppenspielen, Musizieren in einem Raum statt. Die Kinder entscheiden vielmehr, wie sie den Tag verbringen wollen und gehen dafür in den entsprechenden Aktionsraum, wo immer mindestens eine Erzieherin ist. Schlüssel helfen dabei, den Überblick zu behalten. Ein Kind, das ins Musikzimmer möchte, hängt seinen Schlüssel an das Schlüsselbrett vor der Musikzimmer-Tür. Wenn das Brett voll belegt ist, wählt das Kind eine andere Aktivität. Auch für die Mitarbeiterinnen ist das Konzept neu.
Während der Reden und Musikstücke saßen rund 50 Kindergartenkinder in bewundernswerter Disziplin ganz vorne im Festzelt. Mit „Segne uns“und „Ich kenn’ ein Haus“hatten sie ihren großen Gesangsauftritt vor ihren Eltern, Omas und Opas und den Ehrengästen. Pfarrer Jürgen Eichler und Pfarrer Klaus Haimböck segneten die Einrichtung bei einem Rundgang. „Kinder sind für Jesus die Großen“, sagte Pfarrer Haimböck.