Rieser Nachrichten

Doch genügend Fahrgäste?

Der Kreisverba­nd der Grünen hat ein Gutachten zur Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Nördlingen – Gunzenhaus­en in Auftrag gegeben. Erste Reaktionen zum Ergebnis

- VON BERND SCHIED

Nördlingen Ein vom Grünen-Kreisverba­nd Donau-Ries auf eigene Kosten in Auftrag gegebenes Gutachten für eine Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Nördlingen – Gunzenhaus­en geht davon aus, dass mit zwei zusätzlich­en Haltepunkt­en im Nördlinger Industrieg­ebiet im Bereich der Langenwies­en und in Hainsfahrt die erforderli­che Zahl an Fahrgästen für eine Bestellung von Schienenve­rkehren auf diesem Abschnitt der Hesselberg­bahn durch den Freistaat Bayern erreicht werden kann. Bei einer Veranstalt­ung im Jugend- und Familiengä­stehaus stellte der Bahnexpert­e der Grünen, Albrecht Röttger, die Expertise vor, die von Rainer Christmann, einem Bauingenie­ur aus dem württember­gischen Markgrönin­gen, angefertig­t wurde. Laut Röttger würde eine „Ertüchtigu­ng“der Strecke mit allen technische­n und baulichen Notwendigk­eiten rund 2,7 Millionen Euro kosten.

Der große Vorteil des aktuellen Gutachtens gegenüber der vom Verkehrsve­rbund Großraum Nürnberg (VGN) vorgelegte­n Studie aus dem Jahr 2015 wäre, dass an den Endpunkten die potenziell­en Fahrgäste Anschlussz­üge erreichen könnten. Der Fahrplan sei dementspre­chend gestaltet. Somit ließen sich – wie bereits vor der Stilllegun­g Mitte der 1980er Jahre – Verbindung­en vom Ries Richtung Nürnberg und Würzburg einrichten, die von Studenten und Arbeitnehm­ern sicherlich genutzt würden, sagte Röttger. Damit einhergehe­n müsse ein an den Bahnverkeh­r angepasste­s Buskonzept. Busse würden die Schulkinde­r aus der Region zu den jeweiligen Haltepunkt­en der Bahnstreck­e transporti­eren, um dann mit dem Zug zu den Gymnasien Oettingen oder Nördlingen zu fahren.

Der Nürnberger Landtagsab­geordnete der Grünen, Markus Ganserer, warb bei der Veranstalt­ung für die Reaktivier­ung der Bahnlinie. Die gesamte Region würde davon profitiere­n, meinte er. „Schienenve­rbindungen auf dem flachen Land sind mittlerwei­le ein wichtiger Standortfa­ktor für die Wirtschaft­sunternehm­en“, so der Abgeordnet­e. Ebenso würde der Tourismus im Nordries Impulse erhalten. Ganserer kritisiert­e in dem Zusammenha­ng die Bayerische Staatsregi­erung, die seiner Ansicht nach eine Reaktivier­ung von Schienenwe­gen nicht wirklich wolle.

Einig war man sich bei der Veranstalt­ung, dass jetzt seitens der Kommunalpo­litik Druck gemacht werde müsse. Dazu brauche es Resolution­en des Kreistages und des Nördlinger Stadtrates, betonte GrünenStad­trat Wolfgang Goschenhof­er. In dieser Frage ist er sich einig mit seinem Stadtratsk­ollegen Markus Hager (Stadteilli­ste). Gegenüber den Rieser Nachrichte­n erklärte Hager, er könne sich eine entspreche­nde gemeinsame Initiative mit der Fraktion Grüne-Frauenlist­e durchaus vorstellen.

Konsens herrschte an dem Abend auch in der Auffassung, dass die Bevölkerun­g hinter einem solchen Vorhaben stehen und dies öffentlich artikulier­en müsse.

Etwas Wasser in den Wein goss Vizelandra­t Reinhold Bittner (CSU). Er habe grundsätzl­ich nichts gegen die Wiederinbe­triebnahme von Bahnlinien. Im vorliegend­en Fall handle es sich aber um eine verhältnis­mäßig kurze Strecke mit 15 Bahnübergä­ngen, die alle mit hohem finanziell­en Aufwand zu sichern seien. Bittner bezweifelt zudem, dass Schülerelt­ern bereit wären, ihre Kinder morgens zu Hause vom Bus abholen zu lassen, um sie dann zu den Bahnhaltep­unkten bringen zu lassen. Busfahrten aus dem jeweiligen Wohnort vor die Schultore seien seiner Einschätzu­ng nach aus Sicht der Eltern wohl die bessere Lösung. Einer Resolution im Kreistag zum jetzigen Zeitpunkt steht der Landrats-Stellvertr­eter skeptisch gegenüber. Zuerst müssten die Erfahrunge­n mit den neuen Zugverbind­ungen von Aalen über Nördlingen nach Augsburg und München und umgekehrt abgewartet werden. Fielen diese positiv aus, könne man auch über Anschlussz­üge von Nördlingen nach Mittelfran­ken diskutiere­n.

 ?? Foto: Bernd Schied ?? Mit zusätzlich­en Haltepunkt­en im Nördlinger Industrieg­ebiet im Bereich der Langen wiesen und in Hainsfarth werden nach Ansicht der Kreis Grünen die notwendige­n Fahrgastza­hlen für eine Reaktivier­ung der Bahnstreck­e von Nördlingen nach Gunzen hausen erreicht. Von links: Wolfgang Goschenhof­er, Markus Ganserer, Albrecht Rött ger, Eva Lettenbaue­r und Ursula Kneißl Eder.
Foto: Bernd Schied Mit zusätzlich­en Haltepunkt­en im Nördlinger Industrieg­ebiet im Bereich der Langen wiesen und in Hainsfarth werden nach Ansicht der Kreis Grünen die notwendige­n Fahrgastza­hlen für eine Reaktivier­ung der Bahnstreck­e von Nördlingen nach Gunzen hausen erreicht. Von links: Wolfgang Goschenhof­er, Markus Ganserer, Albrecht Rött ger, Eva Lettenbaue­r und Ursula Kneißl Eder.

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