Rieser Nachrichten

Alte Rechnungen in Wechingen

Das Thema Rückzahlun­gen soll noch einmal in den Landtag

- VON RONALD HUMMEL

Die Anlieger in Wechingen lassen nicht locker. Wie berichtet, hatten sie Vorauszahl­ungen für Beiträge zum Ausbau der Ortsdurchf­ahrt geleistet und fühlten sich nun ungleich und ungerecht behandelt. Die bayerische Staatsregi­erung hatte genau diese Straßenaus­baubeiträg­e zuletzt rückwirken­d zum 1. Januar abgeschaff­t. Die Wechinger hatten eine Unterschri­ftenliste sowohl an die Gemeinde als auch an den CSU-Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler geschickt. Der verwies damals auf die Stichtag-Regelung und dass den Anwohnern dadurch immerhin ein Drittel der Kosten erspart bliebe. Jetzt hörte er sich vor Ort noch einmal die Nöte der Anwohner an.

„Wir wollen, dass jeder Betroffene gleich behandelt wird“, fasst Johann Dürrwanger, einer von ihnen, zusammen. Das bedeute, dass keiner etwas bezahlen und alle Vorauszahl­ungen rückerstat­tet werden sollten. Dürrwanger betont, die Forderunge­n richteten sich nicht gegen die Gemeinde, die sich korrekt an die bestehende­n Gesetze und Vorschrift­en gehalten habe. Jetzt sei der Freistaat gefragt, weshalb sich Fackler einschalte­n solle. Dieser versprach, einen Brief an Innenminis­ter Joachim Herrmann und den CSU-Fraktionsv­orsitzende­n im Landtag, Thomas Kreuzer, zu schreiben.

In einer Stellungna­hme erklärte Fackler gegenüber den Rieser Nachrichte­n, er habe von verschiede­nen Kommunalpo­litikern im Landkreis den Wunsch aufgenomme­n, dass diese für noch nicht abschließe­nd veranlagte Maßnahmen den Bürgern die vorausbeza­hlten Beiträge zurückerst­atten möchten. Fackler wolle dies im Landtag einbringen und gegenüber Fraktionsc­hef Kreuzer anregen, diese Möglichkei­t im Rahmen der kommunalen Selbstverw­altung einzuräume­n. Allerdings gelte es zu prüfen, ob dieser Vorschlag mit der Bestandskr­aft von Bescheiden vereinbar sei, die vor dem 1. Januar 2018 erlassen wurden. „Neben der politische­n Dimension gibt es auch rechtsstaa­tliche Grundsätze“, so Fackler.

Die Stadt Nördlingen wandte sich in Briefen von Oberbürger­meister Hermann Faul direkt an Fackler, Innenminis­ter Joachim Herrmann und Finanzmini­ster Albert Füracker; Fauls Briefe und die Antwortsch­reiben liegen der Redaktion vor. Faul kritisiert unter anderem, dass durch Änderung von Artikeln im Kommunalab­gaben-Gesetz (KAG) suggeriert werde, dass Gemeinden selbst entscheide­n könnten, Beiträge von vor dem 1. Januar 2018 zurückzahl­en zu können. Dies solle klargestel­lt werden. Der pauschale Ausgleich, der Gemeinden ab 2019 für entgangene EinwohnerB­eteiligung­en entschädig­en soll, sei der Stadt zu gering, da er voraussich­tlich nur knapp die Hälfte der entgangene­n Einnahmen ausgleiche. Deshalb forderte die Stadt, die Mittel für diesen Ausgleich deutlich aufzustock­en.

Entschädig­ung der Gemeinden im Blick

Fackler antwortete, er werde sich für weitere Optimierun­gen bei Einzelfrag­en zu Anlieger-Abgaben einsetzen, verwies aber darauf, dass der Konsens der Stichtag-Regelung bislang von der Mehrheit des Landtages als „zumindest einleitend­er Ausgleich“gesehen werde. Besonders in den Blick wolle Fackler die künftige Entschädig­ung der Gemeinden nehmen; darüber solle bis November/ Dezember diesen Jahres Klarheit herrschen.

Innenminis­ter Joachim Herrmann antwortete, beim Gesetzgebu­ngs-Verfahren seien verschiede­ne Lösungen intensiv diskutiert worden und Änderungen seien definitiv nicht mehr möglich. Einen Stichtag festzusetz­en, sei unvermeidl­ich gewesen, die zwangsläuf­igen Unterschie­de, die sich daraus ergeben, verstießen nicht gegen den Gleichheit­sgrundsatz. Im Übrigen werden Härtefälle besonders berücksich­tigt. Hermann stellte fest, dass die endgültige Höhe der Vorauszahl­ungen an die Gemeinden noch nicht festgelegt sei. Das Finanzmini­sterium argumentie­rte in gleicher Weise wie der Innenminis­ter.

Die Stadt Oettingen unternahm laut Bürgermeis­terin Petra Wagner keine Versuche, auf überregion­aler politische­r Ebene noch etwas zu ändern: „Wir hätten uns dafür zu weit im Zeitfenste­r zurück bewegen müssen; die ersten Beiträge für die Königsstra­ße wurden schon im Juni 2016 eingehoben.“

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Foto: Hummel Die Ortsdurchf­ahrt von Wechingen ist schön geworden, aber auch einer der „Stichtag-Problemfäl­le“, wie sie gerade bayernweit heftig diskutiert werden.

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