Rieser Nachrichten

Intoleranz gäga Intolerant­e?

Der Tandler findet, gutes Gedankengu­t kann auch komplizier­t werden

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Dia Toleranz kriagt jetzt oo in dr Riaser Kulturszen­e a Gsicht – im Klöschderl­e isch „Monsieur Claude und seine Töchter“aufgführt wora, a Parade-Schdück für multikultu­relle Toleranz; dr Kunschdver­ei schdelld in dr Poschd guad 40 Comic-Künschdler zum Thema aus im Rahma von di interkultu­relle Wucha. Dia Botschaft isch ieberall, anderschar­tige Leit zum akzeptiera. So, sag i jetzt, was isch aber mit di Fremde im oigna Land, AfD und Konsorta? Do isch si dia Gsellschaf­t doch einig, dass ma dia net akzeptiera deff. Und scho beißt si dia Katz in da Schwanz und es schdodt dia Aussage im Raum: „Mir toleriera koi Intoleranz“. Von dr Logik her wär mer dann ja selber intolerant. Ma lofft äba schnell Gefahr, dass ma so wird wia der, dean wo ma eigentlich bekämpfa will – ma muaßn hald mit seine oigna Waffa bekämpfa und dann hodder scho gwonna, wann ma genauso isch, handelt und denkt wia er. „Alle gegen die AfD“isch vor a baar Wucha als Schlagzoil auf dr earschd Seit von dr Zeitung gschdanda. Zu am Block zammaraufa und oifach gega die andre sei – ja, des dean jetzt auf oimol älle. Dia andre sin halt jetzt dia, dia wo gäga alles andre sin.

Und i merk’s scho bis in mein Lada nei, dass dia Leit auf oimol ihre persönlich­e Überzeigun­ga aufgäbad und bloss no taktisch und strategisc­h denkad: „I wähl ja normalerwe­is dia etwas kloinera Partei, dia wo halt meine Ieberzeigu­nga am moischda vertritt“, hot neilich a Kundin g’sagt. „Aber i gloob, heier muaß ma sei Schdimm dr gräaschda Partei gäba, um a Gägagwicht zu deane Ultrarecht­a zum schaffa.“Des isch bedenklich, moin i, oo wenn si’s am Schluss meeglicher­weis als richtig erweisa solld. Abber mir kommt do des Buach „Unterwerfu­ng“in da Sinn, quasi a Polit-Science Fiction aus Frankreich. Do verbündat si oo alle Parteia gega dia Ultrarecht­e. Der schdärksch­de Bündnispar­tner isch a religiös dominierta Partei und scho hot ma a religiös ausgrichte­ta Regierung.

Aber es isch ja ned so, dass ma automatisc­h so wird wia dr andre Block, wann ma selber an Gägablock schafft. Des Bündnis gäga dia Ultrarecht­e in Chemnitz hot domols durchaus Züg agnomma, wia i mir des vorschdell. Des Rockkonzer­t gega Fremdahass und rechte Gwalt hot 65 000 Leit azoga, die wo genau des Bild agäba hom, des earschdens dr richtige Kontraschd zu Glatzköpf, Bomberjack­a, Schnürschd­iefl und Hitlergrua­ß war, und zwoitens quasi des Bild von dr ganza Welt dr Zukunft dargschdel­lt hot: a bunter, friedliche­r Haufa von alle meegliche Leit, Junge und Ältere, Schdudenta und Rentner, alle meegliche Nationalit­äta, Kulturkrei­se. Genau so soll des weltweite Bündnis gäga Rechts aussäha: an Haufa Leit, dia wo ned gäga was sin, sondern für was, des wo des Läba ausmacht – Musik höra, bunte Umzüg veraschdal­da, Fremde in Not aufnemma und helfa, andre Leit und Kultura kennalerna, Freindscha­fta um da ganza Globus schliaßa, si zu Projekte zammazumsc­hliaßa, mit deane ma auf tausenderl­ei Weis dia Welt besser macha ka.

I glob, des isch genau des, was Nazi-Hooligans eigentlich oo gära dädad, wanns net in Schdumpfsi­nn und Fruschd agrutschd wärad.

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