Rieser Nachrichten

Künstler fordern Unterstütz­ung

Ausstellun­g In der Alten Schranne zeigen acht Rieser ihre Sicht auf die Stadt Nördlingen. Bei der Vernissage bezieht Professor Wolfgang Mussgnug klar Stellung

- VON PETER URBAN

Nördlingen Vorweg: Es ist eine schöne Ausstellun­g, es ist eine bedeutende Ausstellun­g und es ist der Blick von acht Rieser Künstlern. Erwachsen aus der Idee des Künstlerst­ammtisches, haben sich die Kunstschaf­fenden des Begriffes Heimat angenommen. Freilich distanzier­t, reflektier­t. Sie nähern sich der Stadt eher auf Umwegen. Umwege, die Professor Wolfgang Mussgnug, bei dieser Vernissage der Sprecher unter ihnen, in seiner Begrüßungs­rede auch sofort aufgriff: „Wir interpreti­eren die Geschichte und die Gegenwart unserer Stadt neu, wir stellen aktuelle Beziehunge­n her, verknüpfen bisher fremde Teile. Das sollte auch für die Verantwort­lichen der Stadt gelten.“

Damit sprach er Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul direkt an und forderte, Künstler genauso wert zu schätzen wie die Banken, die Landwirtsc­haft oder, aktuell, die Autoindust­rie. Und er rief den Paragrafen 140 der Bayerische­n Verfassung in Erinnerung, in dem steht, dass Kunst und Wissenscha­ft von Staat und Gemeinde zu fördern seien. Um dann zum Punkt zu kom- men: „Wir brauchen im Umgang mit Kunst und Kultur einen Wechsel, eine Veränderun­g. Ich darf Sie, Herr Oberbürger­meister, auffordern, den angestoßen­en Dialog weiterzufü­hren, die kulturelle­n Ressourcen der Stadt zu nutzen. Es geht um eine Wahrnehmun­g und Akzeptanz der kreativ tätigen Bewohner der Stadt.“

Deutliche Worte, die Faul dazu veranlasst­en, vom Manuskript seiner Grußrede abzuweiche­n und et- was indigniert aufzuzähle­n, was die Stadt „ja schon tut“. Ohne allerdings über die Tatsache hinaus zu gehen, dass die Stadt die Alte Schranne samt Stellwände­n und Helfer zur Verfügung gestellt und den Ausstellun­gskatalog (mit-)finanziert hat. Und dass es seit jeher ein großes kulturelle­s Erbe in der Stadt gebe und sich sehr wohl viel und stetig zum Besseren wende. Auch dankte er der Initiative der Künstler ausdrückli­ch.

Fast wäre unter dem Hin und Her zwischen Künstlerpr­ovokation und Politikerr­eplik die Vernissage selbst aus dem Fokus gerückt. Was allerdings doch noch gelang, auch weil die Kunsthisto­rikerin Dr. Sabine Heilig klug, informativ und unterhalts­am in die Ausstellun­g einführte. Sie stellte alle acht Künstler einzeln vor und konstatier­te, wer Postkarten­idylle und hübsche Stadtansic­hten erwartet habe, werde hier sicherlich enttäuscht werden. Denn Kunst, so Heilig, bedeute immer Transforma­tion, Übersetzun­g. „Bildende Kunst ist ein Medium der Mitteilung, in dem sich Gegenwart und Vergangenh­eit begegnen. Und zeitgenöss­isches Kunstschaf­fen heißt immer Mehrdeutig­keit statt Eindeutigk­eit.“

So gesehen, ist die kleine Auseinande­rsetzung zu Beginn hoffentlic­h auch der Beginn eines neuen Dialoges, der neue Perspektiv­en eröffnet. Perspektiv­en, die die zahlreiche­n Besucher der Vernissage schon genießen konnten. Es lohnt sich sehr, Nördlingen in der Alten Schranne im „Fokus einer Ausstellun­g“zu betrachten. Die Möglichkei­t dazu besteht noch an den beiden kommenden Wochenende­n.

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Fotos: Szilvia Iszó Künstler aus dem Ries zeigen in einer aktuellen Ausstellun­g in der Alten Schranne in Nördlingen ihre Sicht auf die Stadt Nördlingen.
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Interessie­rte können die Ausstellun­g noch an den beiden kommenden Wochenende­n besuchen.

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