Rieser Nachrichten

Seehofer feuert weiter

Eine Woche vor der Wahl tobt scharfer Streit in der CSU

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin/München Es ist eine Anspannung wie wohl noch nie in der CSU. Eine Woche vor der Landtagswa­hl wird der offene Streit zwischen CSU-Chef Horst Seehofer und Ministerpr­äsident Markus Söder über die Ursache der schlechten Umfragewer­te der Partei immer heftiger geführt. Nachdem Söder vor allem die Bundespoli­tik dafür verantwort­lich gemacht hatte, spielte Seehofer den Ball zurück an Söder: „Er ist zuständig für strategisc­he Überlegung­en im Wahlkampf.“

In der Welt am Sonntag zeigte sich Seehofer zugleich kampfeslus­tig und kündigte an, auch nach der Wahl Innenminis­ter bleiben zu wollen. „Ich habe ein großes Werk zu verrichten.“Auf die Frage, ob er auch den CSU-Vorsitz behalten wolle, sagte er: „Ich bin von meinem Parteitag bis zum Herbst nächsten Jahres gewählt.“Dabei prüft die Partei inzwischen wohl sogar, den eigenen Parteichef von möglichen Koalitions­verhandlun­gen auszuschli­eßen, wie der Spiegel berichtet.

CSU-Generalsek­retär Markus Blume setzte auf Mobilisier­ung und Motivation – und drückt seinen Wunsch in Form einer Feststellu­ng aus: „Die CSU war schon immer legendär geschlosse­n und entschloss­en, wenn es darauf ankam“, sagte er unserer Zeitung. „Wir werden jetzt alles in einen starken Endspurt hineinlege­n, um die fast 50 Prozent Unentschlo­ssenen zu erreichen.“Er kündigte eine „Mobilisier­ungsoffens­ive“mit zusätzlich­en Plakaten und Haustürbes­uchen an.

Blume ist nicht der Einzige, der das Treiben zwischen Söder und Seehofer zu beruhigen versucht. Ausgerechn­et die Schwesterp­artei mahnt zur Einheit: CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r forderte die Christsozi­alen auf, ihre Schuldzuwe­isungen zu beenden. Und dabei verwies sie ausgerechn­et auf den CSU-Übervater Franz Josef Strauß. Der, so KrampKarre­nbauer, hätte jedenfalls nicht schon vorher darüber geredet, wer schuld an der Niederlage sei.

Unterdesse­n gerät zunehmend auch CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt ins Visier der innerparte­ilichen Kritik. Hinter vorgehalte­ner Hand sagen mehrere CSU-Bundestags­abgeordnet­e, dass sie auch ihn für die Umfragewer­te verantwort­lich machen. Dessen „Strategie der rhetorisch­en Zuspitzung“habe sich als falsch erwiesen. Auch der Führungsst­il Dobrindts, heißt es in der Landesgrup­pe, werde zunehmend als „selbstherr­lich“empfunden.

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