Rieser Nachrichten

Vom Retter zum Buhmann

Bundesliga Vergangene Saison führte Tayfun Korkut den VfB Stuttgart zum Klassenerh­alt. Wenige Monate später feuern ihn die Schwaben. Der Sportvorst­and erklärt das Anforderun­gsprofil für den neuen Trainer

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Stuttgart Vom Sinneswand­el seines Chefs erfuhr Tayfun Korkut am Sonntagmor­gen am Telefon. Kurz nach der 1:3-Niederlage des VfB Stuttgart bei Hannover 96 hatte VfB-Sportvorst­and Michael Reschke seinem Trainer in Interviews trotz des Absturzes auf den letzten Tabellenpl­atz noch das Vertrauen ausgesproc­hen. Eine nächtliche Krisensitz­ung und nur wenige Stunden Schlaf später folgte die Trennung von Korkut.

„Ich habe ihn heute Morgen angerufen“, sagte Reschke am Sonntag und berichtete von einem kurzen Gespräch – was ihm aber unausweich­lich schien: „Wir sind Tabellenle­tzter. Fünf Punkte nach sieben Spielen. Wenn du das fortsetzt, dann steigst du ab.“Diese Erkenntnis wollte Reschke direkt nach der enttäusche­nden Vorstellun­g in Hannover nach eigenen Angaben noch nicht mit der Öffentlich­keit teilen. „Es ist definitiv noch genug Substanz in der Mannschaft und im Trainertea­m, um einen Neustart zu schaffen“, hatte es am Samstag geheißen, um Debatten in den Medien über Korkut zu vermeiden.

Am Sonntag berichtete Reschke davon, dass sich Präsident Wolfgang Dietrich und er schon nach Schlusspfi­ff auf eine Krisensitz­ung mit dem Vorstand geeinigt hatten. Am Ende stand die Entscheidu­ng zur Freistellu­ng Korkuts fest.

Der Ex-Nationalsp­ieler Andreas Hinkel soll bis auf Weiteres die Mannschaft trainieren. Eine Dauerlösun­g mit dem ehemaligen Coach der zweiten VfB-Mannschaft scheint aber derzeit nicht vorstellba­r. Reschke sucht bereits nach einem neuen Cheftraine­r, von dem er klare Vorstellun­gen hat. „Es geht sicher darum, ein bisschen erfrischen­der, ein biss- chen aggressive­r und torgefährl­icher zu spielen“, sagte der 61-Jährige. Mit diesem Anforderun­gsprofil beschrieb der Manager gleichzeit­ig die ganze Misere, die letztlich zum Aus von Korkut führte. Dem türkischen Ex-Nationalsp­ieler wurde am Ende nicht nur die Niederlage in Hannover als solche zum Verhängnis, sondern auch die Art und Weise, wie sie zustande kam. Oder viel mehr: Die Art und Weise, wie er als Trainer mit seiner Strategie für dieses wichtige Kellerduel­l danebenlag. Korkut bot selbst gegen das bisherige Tabellensc­hlusslicht fünf Abwehrspie­ler und nur zwei Offensivkr­äfte (Daniel Didavi, Mario Gomez) auf.

Korkut hatte die Mannschaft erst Ende Januar von Hannes Wolf übernommen und souverän zum Klassenver­bleib geführt. Dank einer Erfolgsser­ie von acht Spielen in Serie ohne Niederlage hätte der VfB unter Korkuts Regie sogar fast noch die Qualifikat­ion für die Europa League geschafft.

Tore 1:0 Wood (30.), 2:0 Wood (45.+1), 2:1 Mar. Gomez (50.), 3:1 Bebou (90.+1) Zuschauer 40 800

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Foto: dpa

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