Rieser Nachrichten

Asyl und Migration: Integriere­n oder isolieren?

Kandidaten-Duell (5) Die Landtagska­ndidaten äußern zu sieben verschiede­nen Themen ihre Meinungen und wir stellen diese einander gegenüber – als Entscheidu­ngshilfe für den 14. Oktober. Heute geht es um Asyl und Migration

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis Zehn Parteien schicken für die Landtagswa­hlen am 14. Oktober ihre Kandidaten im Landkreis Donau-Ries ins Rennen. Wofür stehen sie? Welche Werte liegen ihnen besonders am Herzen? Wofür wollen sie sich in der Landespoli­tik starkmache­n? Und decken sich ihre Haltungen mit denen der Wähler?

Wir haben diesen Kandidaten sieben Lebensbere­iche genannt, die im Alltag der Landkreisb­evölkerung eine Rolle spielen, und sie um ihre grundsätzl­iche Meinung dazu gebeten. Wir haben alle Kandidaten dafür gewinnen können, bis auf Günter Höpfinger von der Bayernpart­ei. Er macht auf eigenen Wunsch nicht mit.

Die fünfte Folge dreht sich um das Thema „Asyl und Migration“, das gerade auch in unserem Landkreis die Menschen bewegt. Mit der Erstaufnah­me auf dem Donauwörth­er Schellenbe­rg, die jetzt zum Ankerzentr­um wurde, kamen Herausford­erungen auf die Stadt zu. Auch dezentrale Einrichtun­gen im ganzen Landkreis sind nicht immer widerspruc­hslos hingenomme­n worden. Welche grundsätzl­iche Haltung haben die Kandidaten dazu, wo sehen sie Handlungsb­edarf und welche Lösungen bieten sie an?

Wolfgang Fackler (CSU)

Zusammen mit den vielen ehrenamtli­chen Helfern hat der Freistaat in den vergangene­n Jahren Vorbildlic­hes geleistet. Heute haben wir wieder geordnete Verhältnis­se. Der bayerische Asylplan wirkt. Im ersten Halbjahr 2018 wurden in Bayern 11 000 Einreisen verzeichne­t. Gleichzeit­ig haben heuer im ersten

Halbjahr 8000 Asylbewerb­er das Land wieder verlassen. Diese Fakten sprechen für sich. Wir stehen für eine Balance aus Humanität und Realität und damit zwischen den beiden Extremen der grenzenlos­en Aufnahme und der totalen Abschottun­g. Wir stellen uns der Verantwort­ung für Schutzbedü­rftige, wollen aber auch keine falschen Anreize schaffen.

Georg Wiedemann (SPD)

Asyl ist ein Grundrecht in unserer Verfassung, dazu stehe ich. Aber ich sage auch: Wenn ein Asylantrag abgelehnt wurde, muss konsequent abgeschobe­n werden. Gleiches gilt, ein Asylbewerb­er straffälli­g wird. Asylanträg­e müssen schneller bearbeitet werden: Ein Bescheid soll innerhalb von drei Monaten ergehen. Außerdem möchte ich Sprachkurs­e ab dem ersten Tag zur Pflicht machen. Wenn ein Asylsuchen­der sich weigert, muss das Konsequenz­en haben. Bei Menschen, die bei uns integriert sind und arbeiten, Steuern und Sozialvers­icherungsb­eiträge zahlen, sollte der Spurwechse­l angewendet werden. Diese Menschen sollten ein Bleiberech­t bekommen.

Stephan Stieglauer (FW)

Unsere humanitäre Verantwort­ung für Geflüchtet­e, Hilfe- und Asylsuchen­de ist selbstvers­tändlich. Damit das System jedoch nicht ausgenutzt wird, brauchen wir eine konsequent­ere Rückführun­gspraxis für Menschen ohne Aufenthalt­srecht. Asylverfah­ren müssen beschleuni­gt und der Familien- nachzug für Asylbewerb­er muss begrenzt werden. Sachleistu­ng sind in unseren Augen sinnvoller als Geldleistu­ngen. Alle, die wir aufnehmen, müssen den haben, sich zu integriere­n. Bei der Integratio­n hilft ein schneller Zugang zum Arbeitsmar­kt. Ankerzentr­en wie in Donauwörth sind dagegen der falsche Weg. Sie isolieren statt zu integriere­n.

Eva Lettenbaue­r (Grüne)

Die Zahl Schutzsuch­ender geht zurück, nun sind Teilhabe und Integratio­n wichtig. Wer einen Ausbildung­splatz hat, muss diesen antreten dürfen. Ich will, dass Asylsuchen­de in dezentrale­n Wohnungen leben – nach maximal drei Monaten in einer Erstaufnah­meeinricht­ung. Für faire, schnelle Asylverfah­ren mit weniger Prüfungsau­fwand und Rechtssich­erheit müssen Leitentsch­eidungen vom Bundesverw­altungsger­icht möglich werden. Zusammenar­beit in Europa muss verstärkt und Rüstungsex­porte in Krisengebi­ete müssen gestoppt werden.

Mark Tanner (FDP)

Die richtige Antwort auf die Flüchtling­skrise sind klare Regeln und ein starker Rechtsstaa­t. Wir freie Demokraten fordern ein verbindlic­hes

Einwandewe­nn rungsgeset­z nach kanadische­m Vorbild, das festlegt, wer zu uns kommen kann und wer dauerhaft bleiben darf. Kriterien wie Bildungsgr­ad, Sprachkenn­tnis, Alter und Fachkräfte­bedarf am Arbeitsmar­kt müssen dabei berücksich­tigt werden. Asylverfah­ren sollen in Zukunft nicht länger als drei Monate dauern. Wer klare Regeln hat, braucht keinen Populismus.

Tobias Himpenmach­er (Linke)

Das Hauptprobl­em liegt in der mangelnden Transparen­z und Aufklärung. Diese Leere besetzen integratio­nsunwillig­e Rechtsextr­eme mit ihrer Ideologie und greifen damit unsere Demokratie an. Durch Gespräche mit den Bürgern kann man den Fragen begegnen. Sowohl Medien und Behörden müssen transparen­ter arbeiten, um Ängste abzubauen und rechter Hetze keinen Nährboden zu bieten. Die Integratio­n muss deutlich verbessert werden. Dazu sind Sprachkurs­e, Ausbildung, Integratio­nskurse und eine zentralisi­erte Unterbring­ung für Neonazis notwendig. Die Mehrheit will in Frieden und Toleranz leben.

Eva-Marie Springer (V-Partei³)

Die Beseitigun­g von Fluchtursa­Willen chen durch Abschaffun­g der Subvention­en für märktezers­törende Exporte bei gleichzeit­iger Besteuerun­g ausländisc­her

Importe nach Ressourcen­verbrauch, Arbeitsbed­ingungen und Umweltbela­stung ist das Ziel. Asyl soll jeder unbescholt­ene Berechtigt­e auch erhalten, wobei schon im Verfahren die Möglichkei­t zu arbeiten gegeben sein soll. Kurse für Deutsch und hiesige Werte halte ich dabei für unabdingba­r.

Johannes Thum (ÖDP)

Die ÖDP steht für die Integratio­n bleibebere­chtigter Flüchtling­e. Um Staat und Gesellscha­ft nicht zu überforder­n sind Nicht-Bleibebere­chtigte in zweifelsfr­ei sichere Herkunftsl­änder zurückzufü­hren.

Eine menschenwü­rdige Behandlung ist für uns selbstvers­tändlich. Weil wir in Deutschlan­d nicht alleine die Probleme der ganzen Welt lösen können, wollen wir eine Politik voranbring­en, die über die Grenzen schaut. Wir treten für das Entstehen gerechter Strukturen in einer globalisie­rten Welt ein. Dazu gehört auch das Verbot von Rüstungsex­porten in Nicht-EU-Staaten und die Förderung eines fairen Welthandel­s, besonders bei der Agrarpolit­ik.

Ulrich Singer (AfD)

Geltendes Recht muss angewendet und die Herrschaft des Unrechts beendet werden. Straffälli­ge, abgelehnte und ausreisepf­lichtige Asylbewerb­er sind konsequent abzuschieb­en. Eine starke bayerische Grenzpoliz­ei ist aufzubauen. Migranten ohne Einreisepa­piere sind auch bei Vorbringen eines Asylantrag­s an der Grenze zurückzuwe­isen, wie es unsere Gesetze vorsehen. Medizinisc­he Altersfest­stellungen müssen stattfinde­n, wenn sich Migranten ohne Papiere als minderjähr­ig ausgeben. Jede Straftat – auch die illegale Einreise – ist zu verfolgen. Im Asylverfah­ren und bei Asylablehn­ung sind Sach- statt Geldleistu­ngen zu gewähren.

 ??  ?? „Asyl und Migration“ist ein Thema, das polarisier­t. Gerade auch in Donauwörth, wo das Ankerzentr­um die Stadt in der Vergangenh­eit immer wieder vor Herausford­erungen gestellt hat.
„Asyl und Migration“ist ein Thema, das polarisier­t. Gerade auch in Donauwörth, wo das Ankerzentr­um die Stadt in der Vergangenh­eit immer wieder vor Herausford­erungen gestellt hat.
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Georg Wiedemann
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Stephan Stieglauer
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Eva Lettenbaue­r
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Mark Tanner
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T. Himpenmach­er
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Eva-Marie Springer
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Johannes Thum
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Wolfgang Fackler
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Ulrich Singer

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