Rieser Nachrichten

Ohne Kulanzleis­tung

- VON SABINE SCHAA-SCHILBACH redaktion@rieser-nachrichte­n.de

Oktoberfes­tzeit … ein warmer, sonniger Freitagnac­hmittag: Wiesnwette­r. Dieser Meinung sind auch die Festbesuch­er, die sich auf dem Bahnsteig Richtung München sammeln. Auf der Anzeigenta­fel erscheint ein kryptische­s „Überbesetz­ung ohne Kulanzleis­tung“und läuft dann als elektronis­che Endlosschl­eife über dem angekündig­ten Zug.

Während man noch über den Sinn dieser Aussage meditiert, läuft der Triebwagen ein. Ein einziger – und niemand steigt aus. Die Wartenden warten ab und versuchen dann doch noch einzusteig­en. Nur vier aus einer Fünfergrup­pe schaffen es, sich durch die offenen Türen in den Wagen zu drücken. Die Türen gehen zu, der Zug steht. Eine ganze Weile. Dann fährt er langsam los, als hätte er ein Problem, während sich der Bahnsteig immer weiter füllt.

Der nachfolgen­de Zug: immerhin ein Doppelstoc­kwagen. Unten sitzt oder steht man sich gegenüber in Reihe, mit Blick auf fesche Dirndl und tiefe Ausschnitt­e. Die Turnschuhe sind ein bisschen stilwidrig, aber welches Mädel will schon auf Absätzen fünf Stunden über die Wiesn stöckeln. Der am wenigsten durchsetzu­ngsfähige und jetzt Mitfahrend­e aus der Bayerntick­et-Fünfergrup­pe zahlt brav beim Schaffner nach.

Zum Glück können ihm andere Hirschlede­rhosen-Träger seinen Fünfziger in kleinere Scheine tauschen. Beim Gedanken an die Rückfahrt ist der Nichtwiesn­besucherin etwas mulmig, doch es kommt erstens anders, zweitens als man denkt.

Am frühen Abend überrascht die Bahn mit drei aneinander­gehängten Triebwagen. Die sind zwar eine Herausford­erung für den Lokführer, an der richtigen Stelle zu halten, aber sie garantiere­n einen Sitzplatz und sind fast dirndlfrei.

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