Ohne Kulanzleistung
Oktoberfestzeit … ein warmer, sonniger Freitagnachmittag: Wiesnwetter. Dieser Meinung sind auch die Festbesucher, die sich auf dem Bahnsteig Richtung München sammeln. Auf der Anzeigentafel erscheint ein kryptisches „Überbesetzung ohne Kulanzleistung“und läuft dann als elektronische Endlosschleife über dem angekündigten Zug.
Während man noch über den Sinn dieser Aussage meditiert, läuft der Triebwagen ein. Ein einziger – und niemand steigt aus. Die Wartenden warten ab und versuchen dann doch noch einzusteigen. Nur vier aus einer Fünfergruppe schaffen es, sich durch die offenen Türen in den Wagen zu drücken. Die Türen gehen zu, der Zug steht. Eine ganze Weile. Dann fährt er langsam los, als hätte er ein Problem, während sich der Bahnsteig immer weiter füllt.
Der nachfolgende Zug: immerhin ein Doppelstockwagen. Unten sitzt oder steht man sich gegenüber in Reihe, mit Blick auf fesche Dirndl und tiefe Ausschnitte. Die Turnschuhe sind ein bisschen stilwidrig, aber welches Mädel will schon auf Absätzen fünf Stunden über die Wiesn stöckeln. Der am wenigsten durchsetzungsfähige und jetzt Mitfahrende aus der Bayernticket-Fünfergruppe zahlt brav beim Schaffner nach.
Zum Glück können ihm andere Hirschlederhosen-Träger seinen Fünfziger in kleinere Scheine tauschen. Beim Gedanken an die Rückfahrt ist der Nichtwiesnbesucherin etwas mulmig, doch es kommt erstens anders, zweitens als man denkt.
Am frühen Abend überrascht die Bahn mit drei aneinandergehängten Triebwagen. Die sind zwar eine Herausforderung für den Lokführer, an der richtigen Stelle zu halten, aber sie garantieren einen Sitzplatz und sind fast dirndlfrei.