Wenn abends der Liebesroboter wartet
Vortrag Wie sieht die digitale Welt der Zukunft aus? Darüber sprach Johann Hofmann im Technologie Centrum
Nördlingen „66 Jahre in die Zukunft und 2500 Jahre in die Antike“führte Johann Hofmann rund 45 Teilnehmer im Rahmen eines Vortrags am Technologie Centrum Westbayern. Er brachte sie zum Nachdenken darüber, ob wir uns irgendwann selbst digitalisieren.
Seine Vision: Gestresst vom Job und der Familie? Mit dem Mindand-Body-Stimulating-Stirnband bessern wir auf Knopfdruck unsere Laune. Jetzt sind wir gut genug drauf, um unsere Großmutter im Seniorenheim zu besuchen, aber die hat keine Zeit für uns, weil sie über ihre Datenbrille mit dem toten Großvater Karten spielt. Dann schon lieber in die Kneipe auf ein Bier. Dumm, dass nur die Zwillingshologramme unserer Freunde da sind. Müssen wir heute schon wieder auf eine richtige Umarmung verzichten? Nein, denn Zuhause im Bett wartet der Liebesroboter Harmony 2.0. Ist das gruselig, wie die Mehrzahl der Zuhörer meint – oder etwa die digitale Formel für Lebensglück? Wie künftige Generationen diese Möglichkeiten wirklich erleben werden, kann auch Hofmann noch nicht einschätzen. Dass der gesunde Umgang mit der Digitalisierung in 2500 Jahre alten Kardinaltugenden liegen kann, hat er selbst erfahren.
Als „Founder and Venture Architect of ValueFacturing“hat der bei der Maschinenfabrik Reinhausen seit drei Jahrzehnten als Ingenieur tätige Hofmann maßgeblich den Weg für die Digitalisierung der Arbeitswelt bereitet. Davon zeugt nicht nur der Industrie-4.0-Award von 2013, den er für seinen Arbeitgeber holte, sondern auch, dass er seit Jahren als einer der gefragtesten Experten und Redner für das Thema gilt. Damit hat er sein eigenes Leben beschleunigt und fragte sich trotz anhaltenden beruflichen Erfolges irgendwann: Ist da nicht mehr zwischen fachlicher Kompetenz und Feierabend?
In der klassischen Philosophie und den Kardinaltugenden Weisheit, Mäßigung, Gerechtigkeit hat Hofmann für sich selbst die Antworten gefunden, wie man in der digitalen Welt ein analoger Mensch mit geglücktem Leben bleiben kann: Weisheit ist, weder leichtgläubig Fakenews zu teilen, noch ein rechthaberischer Troll zu werden. Mäßigung ist, die Vorteile der virtuellen Welt zu genießen, ohne der Digitalsucht zu verfallen und Gerechtigkeit ist, sich nicht vorschnell ohne Information ein Urteil zu bilden, aber ehrlich für seine Meinung einzustehen. Die wichtigsten Glückszutaten des philosophischen Ingenieurs jedoch: Die Liebe als tiefe Verbundenheit zu einer oder mehreren Personen. Die Stärke unverrückbare Realitäten zu akzeptieren und zu erkennen, was veränderbar ist. „Denn Glück ist oft einfach nur Realität minus Erwartung“, fasst Hofmann seinen Vortrag zusammen.