Rieser Nachrichten

In Klangschön­heit baden

Konzert Salaputia Brass und Jeroen Berwaerts verzaubern die Besucher in der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen

- VON PETER URBAN

Nördlingen Der Nördlinger Jonas Burow hatte versproche­n, mit seiner Salaputia Brass Band die potenziell­en Besucher des Konzertes in der St.-Georgs-Kirche „in Klangschön­heit baden“zu lassen. Dieses Verspreche­n haben er und seine Kollegen mit ihrem „Chef“Jeroen Berwaerts absolut gehalten.

Die begeistert­en Zuschauer im nahezu voll besetzen Kirchensch­iff erlebten eine Reinheit des Klanges, wie sie wohl nur in einem so großen Kirchenrau­m zu hören ist. Kirchenmus­ikdirektor Udo Knauer hatte zu seiner Begrüßungs­rede einen „Knirps“mitgebrach­t und hielt ihn wie ein Stadtführe­r in die Höhe, um den lateinisch­en Begriff Salaputia auch optisch zu erklären: Zwerg oder eben Knirps. Doch die „Knirpse“, von denen einer eben im Nördlinger Posaunench­or groß geworden ist (wir berichtete­n) sind längst erwachsen geworden. Mittlerwei­le spielen viele Mitglieder in bedeutende­n deutschen Kulturorch­estern auf führenden Positionen, wie dem Gewandhaus­orchester Leipzig, dem Philharmon­ischen Staatsorch­ester Hamburg, dem Gürzenicho­rchester Köln, dem Konzerthau­sorchester Berlin, dem Hessischen Staatsorch­ester Wiesbaden oder bei den Augsburger Philharmon­ikern. Diese Profession­alität klang in jeder Note mit. Das Programm widmete sich Klassikern wie Monteverdi (Toccata aus Orfeo), Orlando die Lasso (Canzon de l’eterne) und hauptsächl­ich dem Ve- nezier Giovanni Gabrieli. Die perfekt dargeboten­e Doppelchör­igkeit seiner Kompositio­nen waren das Gerüst des Konzertes, die vor allem im zweiten Teil präsentier­ten Canzoni („noni toni“, „primi toni“oder „septimi toni“) transporti­erten diese Klangschön­heit wunderschö­n auch in den letzten Winkel des ehrwürdige­n Hauses. Man konnte nur den Atem anhalten. Trompeter Jeroen Berwaerts (Professor für Trompete an der Hochschule für Musik in Hannover) gilt als musikalisc­hes Kraftwerk, das in Jakob Van Eycks „Bravade“, die er solo auf der Trompete blies, zum ersten Mal buchstäbli­ch explodiert­e. Dass sein Repertoire sich über sämtliche Epochen, vom Barock bis zu zeitgenöss­ischer Musik und hin zum Jazz erstreckt, schlägt sich in der Zusammenar­beit mit Salaputia Brass im besten Sinne nieder.

Er brillierte (auch als Jazz-Vokalist) in Gershwins „Summertime“oder dem Traditiona­l „Nobody Knows the Trouble I’ve Seen“. Fast nebenbei führt er klug und wortreich durch das Programm, das Salaputia Brass mit unglaublic­her Sicherheit und Leidenscha­ft absolviert­e.

Da tauschte man Plätze und Formatione­n, spielte in unterschie­dlichen Besetzunge­n, aber immer traumhaft souverän. „Signals from Heaven“nannte sich das Programm, das auch für das Ergebnis dieses umwerfend schönen Konzertabe­nds hätte stehen können.

Bester Beweis: das letzte Stück, das sonst eher dröge Traditiona­l „Swing Low, Sweet Chariot“, arrangiert von Trompeter Peter Dörpinghau­s, klang wohl noch nie so frisch und mitreißend wie in der St.Georg-Salaputia-Fassung. Danach stehender Applaus eines bestens unterhalte­nen Publikums. Man sollte die „Nördlingen-Connection“Jonas Burows unbedingt nutzen, um möglichst bald wieder ein Konzert mit diesen höchst begabten „Knirpsen“erleben zu dürfen. Bravissimo!

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Fotos: Peter Urban Bei ihm konnte man nur den Atem anhalten: Der Trompeter Jeroen Berwaerts spielte solo beim Konzert von Salaputia Brass in der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen auf. Im Hintergrun­d ist der Nördlinger Bassposaun­ist Jonas Burow zu sehen.
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Der Nördlinger Jonas Burow hatte versproche­n die St.-Georgs-Kirche in Nördlingen in „Klangschön­heit baden“zu lassen. Das war nicht zu viel versproche­n.

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