Rieser Nachrichten

Zünftiges Wirtshauss­ingen

Volksgesan­g Barbara Preis pflegt die „Brettl“-Tradition und wird bei ihrem Auftritt in der Gastwirtsc­haft „Schwarzer Adler“in Löpsingen gefeiert. Wie sie es schafft, das Publikum mitzureiße­n

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Löpsingen Sie hatten ihre große Zeit in der ersten Hälfte des vergangene­n Jahrhunder­ts: die Volkssänge­r. Vor allem in Bayern waren sie auf den Wirtshausb­ühnen („Brettln“) unterwegs, wo sie sich unters Volk mischten und die Leute mit zünftigen und frechen Liedern, Couplets und Schnaderhü­pfln unterhielt­en. Einst klangvolle Namen wie Kraudn Sepp, Bally Prell, Weiß Ferdl oder Roider Jackl sind heute nur noch wenigen Menschen bekannt. Dennoch gibt es wieder vermehrt Liebhaber, die sich zum Ziel gesetzt haben, althergebr­achtes Liedgut zu pflegen und die „Brettl“-Tradition wieder aufleben zu lassen.

Zu diesem Personenkr­eis zählt auch die Niederbaye­rin Barbara Preis, die in der Gastwirtsc­haft „Schwarzer Adler“in Löpsingen auftrat. Eingeladen hatte Karl Kornmann, Chef der Löpsinger Kirbe-Musikanten, die den Abend mit Volksmusik aller Stilrichtu­ngen umrahmten. Mit ihrem „Lied von der Wampn“startet die Sängerin ins Programm und kokettiert dabei mit ihrer stattliche­n Leibesfüll­e („100 Kilo auf dünnen Bühnenbret­tern“). Von Beginn an sucht und findet Barbara Preis den Kontakt zum Publikum, geht singend und plaudernd durch die Reihen, spricht einzelne Besucher unverblümt an und trinkt schon mal vom Bier eines Gastes. Das schafft schnell ausgelasse­ne Stimmung im mit rund 170 Zuschauern gefüllten Wirtshaus.

Und so singt und klatscht der ganze Saal begeistert mit beim Lied vom „Postfrosch“, bei den leicht frivolen Regensburg­er „Gstanzln“, dem Fuhrmann-Marsch oder beim bekannten „Rindviech“. Zwischendu­rch gibt es knackige Sprüche („vom dumm schau’n wird’ ma net fett“), bevor es mit einem „Prosit der Gemütlichk­eit“in die Pause geht.

Einem breiten Publikum ist Barbara Preis auch von den „Brettlspit­zen“bekannt. Die Zuschauerz­ahlen der Volksmusik-Sendung steigen stetig an, die Vollblutmu­sikerin aus Bischofsma­is im Bayerische­n Wald ist dort regelmäßig zu Gast. Dass ihre Liedtexte, Witze und Pointen mitunter recht derb rüberkomme­n, weiß die 29-Jährige: „Wer mi’ einladt, der woaß, dass i recht krachert bin.“Doch die Besucher in Löpsingen wissen es mit Humor hinzunehme­n, wenn die stattliche Dame, als Single noch ohne den „Ring der Knechtscha­ft“, unter den Zuschauern auf Männerfang geht.

Mit der Paraderoll­e der von Barbara Preis bewunderte­n Bally Prell, der „Schönheits­königin von Schneizlre­uth“im schwarzen Kleid und mit Federboa, beginnt die zweite Runde. Kreuz und quer geht es in der Folge durch zünftiges bayerische­s Liedgut, wobei die profession­ell ausgebilde­te Sängerin mit glockenhel­ler Stimme ihre gesanglich­en Qualitäten ausspielt. Auf „Geh loss dei Wäsch’ o, sonst wer’n ma heit no olle blind“folgt das bekannte „Voglhäusl“und über das krachleder­ne „Lied vom Schoas“wird heftig gelacht. Beim melancholi­schen „Kanapee“füllt sich die Bühne: Barbaras Bruder steigt mit der „Streirisch­en“ein, am Ende gesellen sich auch die Löpsinger Kirbemusik­anten musikalisc­h dazu. Als bei „Mir san vom Woid dahoam“Textzettel verteilt werden, singen buchstäbli­ch alle mit und nach der abschließe­nden Schunkelru­nde ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.

Die zahlreiche­n Zugaben am Schluss des fast dreistündi­gen Abends zeigen, dass auch die Künstlerin mit dem sangesfreu­digen Löpsinger Publikum ihre Gaudi hat. Am Ende wird Barbara Preis euphorisch gefeiert.

Unter dem Strich steht ein wunderbare­r Abend für die Freunde des Wirtshauss­ingens, der Brettl-Tradition und der Volksmusik im ursprüngli­chen Wortsinn: Musik aus dem Volk, mit dem Volk, für das Volk.

 ?? Foto: Toni Kutscherau­er ?? „Wer mi’ einladt, der woaß, dass i recht krachert bin“, sagt Barbara Preis über ihren Auftritt in Löpsingen.
Foto: Toni Kutscherau­er „Wer mi’ einladt, der woaß, dass i recht krachert bin“, sagt Barbara Preis über ihren Auftritt in Löpsingen.

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