Wo sollen die Nördlinger Grundschüler lernen?
Hintergrund Der Nördlinger Stadtrat ist in Klausur gegangen, um das Platzproblem an der Grundschule Mitte zu lösen. Eine Idee: Ein Neubau auf dem Sportplatz Augsburger Straße
In einer Klausursitzung hat der Nördlinger Stadtrat über das Platzproblem an der Grundschule Mitte debattiert.
Nördlingen Rund drei Stunden hat der Nördlinger Stadtrat am vergangenen Freitag hinter verschlossenen Türen über die Zukunft der Grundschule Mitte diskutiert. Offiziell gibt es noch kein Ergebnis. Denn einige Fraktionen wollen sich zunächst noch einmal intern beraten. Erst bei der öffentlichen Sitzung am kommenden Donnerstag soll ein Beschluss gefasst werden. Vorab sickerte allerdings bereits durch, über welche Lösungen am Freitag gesprochen wurde.
Da wäre zum einen die Idee, die Grundschule Mitte vom Weinmarkt weg zu verlagern. Nach Informationen unserer Zeitung wurde unter anderem darüber gesprochen, eine neue Schule auf dem städtischen Sportplatz hinter der alten Turnhalle zu bauen. In der Vergangenheit hatte die CSU angeregt, die Grundschule Mitte und die Hans-Schäufelin-Schule zusammen zu legen, um so auch den Anbau an die Mittelschule zu verhindern (wir berichteten).
Auf Anfrage unserer Zeitung schätzt Stadtkämmerer Bernhard Kugler solch einen Neubau grob auf rund 16 Millionen Euro. In den rund 2500 Quadratmetern wäre dann nicht nur Platz für die Klassen, die Lehrer und die Verwaltung, sondern auch für Küche und Speisenbereich. Beides wird für den offenen Ganztag benötigt. Kugler befürchtet, dass bei einer größeren Schule auch größere Klassen gebildet werden könnten, sich der Freistaat Lehrer einspare. Baue man lediglich einen Ersatz für die derzeitige Schule am Weinmarkt samt Küche- und Speisebereich, benötige man rund 1500 Quadratmeter, sagt der Stadtkämmerer. Dieses Bauwerk würde rund 9,5 Millionen Euro kosten. Ob die Stadt mit einer Förderung rechnen kann, das müsse man im Zweifelsfall erst abklären, so Kugler. Man brauche eine gute Begründung, warum man das Gebäude am Weinmarkt nicht mehr nutzen wolle, beziehungsweise könne. Oberbürgermeister Hermann Faul hält übrigens von der Idee, den AthletikSportplatz zu bebauen, „gar nix“.
Ebenfalls debattiert wurde am vergangenen Freitag, ob Kinder, die derzeit die Grundschule Mitte besuchen, auf andere Schulen verteilt werden. „Umsprengelung“nennt sich das im Fachjargon. Wie berich- tet, hatte die CSU zuletzt angeregt, Nähermemminger Kinder künftig in Löpsingen zu unterrichten. Doch Liegenschaftsamtschef Karl Stempfle hatte bereits im Vorfeld der Klausur im Interview mit unserer Zeitung gesagt: Um auf den Anbau am Hallgebäude verzichten zu können, müsste man die Grundschule Mitte quasi halbieren – von zwei auf eine Klasse pro Jahrgangsstufe. Doch wo sollen die Kinder lernen? Laut Stempfle stehen in Löpsingen nicht genügend Räume für vier weitere Klassen zur Verfügung. Auch an den anderen Grundschulen gebe es keine Reserven.
Bleibt noch der Anbau am Weinmarkt. Selbst mit dem ungeliebten, modernen Quader kann sich mittlerweile mancher Stadtrat anfreun- den – und sei es nur, damit das Thema endlich abgehakt werden kann. Doch nach Informationen unserer Zeitung wurden die Kommunalpolitiker am Freitag darüber aufgeklärt, dass sie sich gar nicht so einfach für den aussprechen können. Denn der Rat müsste sich dafür eine Abweichung von der Altstadtsatzung genehmigen.
Die wiederum muss begründet sein. Doch das sei dann schwierig, wenn es eine Möglichkeit gebe, den Anbau satzungskonform zu errichten, erklärt Oberbürgermeister Hermann Faul auf Nachfrage der Rieser Nachrichten. Und diese Möglichkeit gibt es bereits: den von den Architekten Meissler erarbeiteten tiefergelegten Anbau mit Satteldach. Mehr als fünf Millionen Euro könnte der nach erste Schätzungen kosten.
Aus Sicht des Oberbürgermeisters ist die Richtung in Sachen Grundschule Mitte schon vorgegeben. Schließlich habe man 2017 einen Förderantrag für die Erweiterung der zweizügigen Bildungseinrichtung gestellt – und der sei bereits in Bearbeitung. Doch im Rat habe es den Wunsch nach einer Diskussion gegeben, dem verweigere er sich nicht. CSU-Fraktionsvorsitzender Jörg Schwarzer will die Sitzung seiner Fraktion abwarten. Jedoch: „Bisher geht keiner auf unsere Vorschläge ein.“Damit bleibe nur die Variante mit Satteldach. Bei der bestehe das Risiko, dass die archäologischen Ausgrabungen viel Zeit in Anspruch nehmen könnten.
Die großen Köpfe der Geistesgeschichte haben uns ständig den Rat erteilt, das Leben zu rhythmisieren. Diese Empfehlung ist aber immer schwerer umsetzbar. Das Handy klingelt wann es will, chaotische Mitmenschen verhindern jede Tagesplanung, das mobile Arbeiten erlaubt den Zugriff auf uns auch dann, wenn wir es uns auf der Couch gemütlich machen wollen.
Rhythmisiert wird die Woche nur noch durch das Lottospiel. Millionen investieren in ein Zettelchen, um mit 6 aus 49 zum Millionär aufzusteigen. Am Samstag kurz vor 8 erfolgt die Ernüchterung, wenn die ARD-Lottofee die falschen Zahlen vorgelesen hat. Das Gefühl, schon wieder Verlierer zu sein, wirft einen Schatten auf den Sonntag.
Am Montag produziert der werktätige Lottospieler Montagsprodukte. Auch am Dienstag und am Mittwoch ist sein Vertrauen in die Menschlichkeit von Lotto Bayern gewaltig gestört. Am Donnerstag rät ihm ein Blick auf den Kontoauszug, sein mickriges Guthaben aufzustocken. Also wird am Freitag Lotto gespielt. Am Samstag lebt er in der schönen Gewissheit, dass er sich kurz vor der Beförderung zum Millionär befindet. Dieser Traum endet um 20 Uhr.
Aber der lottogesteuerte Wochenrhythmus wurde wiederum tadellos eingehalten. So kann auch der vom Glück nicht verhätschelte Mensch dem Herrn von Goethe zustimmen, der im „Faust“feststellte: „Wie glücklich würde sich der Affe schätzen, könnt’ er nur auch ins Lotto setzen.“