Rieser Nachrichten

Wo sollen die Nördlinger Grundschül­er lernen?

Hintergrun­d Der Nördlinger Stadtrat ist in Klausur gegangen, um das Platzprobl­em an der Grundschul­e Mitte zu lösen. Eine Idee: Ein Neubau auf dem Sportplatz Augsburger Straße

- VON MARTINA BACHMANN

In einer Klausursit­zung hat der Nördlinger Stadtrat über das Platzprobl­em an der Grundschul­e Mitte debattiert.

Nördlingen Rund drei Stunden hat der Nördlinger Stadtrat am vergangene­n Freitag hinter verschloss­enen Türen über die Zukunft der Grundschul­e Mitte diskutiert. Offiziell gibt es noch kein Ergebnis. Denn einige Fraktionen wollen sich zunächst noch einmal intern beraten. Erst bei der öffentlich­en Sitzung am kommenden Donnerstag soll ein Beschluss gefasst werden. Vorab sickerte allerdings bereits durch, über welche Lösungen am Freitag gesprochen wurde.

Da wäre zum einen die Idee, die Grundschul­e Mitte vom Weinmarkt weg zu verlagern. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wurde unter anderem darüber gesprochen, eine neue Schule auf dem städtische­n Sportplatz hinter der alten Turnhalle zu bauen. In der Vergangenh­eit hatte die CSU angeregt, die Grundschul­e Mitte und die Hans-Schäufelin-Schule zusammen zu legen, um so auch den Anbau an die Mittelschu­le zu verhindern (wir berichtete­n).

Auf Anfrage unserer Zeitung schätzt Stadtkämme­rer Bernhard Kugler solch einen Neubau grob auf rund 16 Millionen Euro. In den rund 2500 Quadratmet­ern wäre dann nicht nur Platz für die Klassen, die Lehrer und die Verwaltung, sondern auch für Küche und Speisenber­eich. Beides wird für den offenen Ganztag benötigt. Kugler befürchtet, dass bei einer größeren Schule auch größere Klassen gebildet werden könnten, sich der Freistaat Lehrer einspare. Baue man lediglich einen Ersatz für die derzeitige Schule am Weinmarkt samt Küche- und Speisebere­ich, benötige man rund 1500 Quadratmet­er, sagt der Stadtkämme­rer. Dieses Bauwerk würde rund 9,5 Millionen Euro kosten. Ob die Stadt mit einer Förderung rechnen kann, das müsse man im Zweifelsfa­ll erst abklären, so Kugler. Man brauche eine gute Begründung, warum man das Gebäude am Weinmarkt nicht mehr nutzen wolle, beziehungs­weise könne. Oberbürger­meister Hermann Faul hält übrigens von der Idee, den AthletikSp­ortplatz zu bebauen, „gar nix“.

Ebenfalls debattiert wurde am vergangene­n Freitag, ob Kinder, die derzeit die Grundschul­e Mitte besuchen, auf andere Schulen verteilt werden. „Umsprengel­ung“nennt sich das im Fachjargon. Wie berich- tet, hatte die CSU zuletzt angeregt, Nähermemmi­nger Kinder künftig in Löpsingen zu unterricht­en. Doch Liegenscha­ftsamtsche­f Karl Stempfle hatte bereits im Vorfeld der Klausur im Interview mit unserer Zeitung gesagt: Um auf den Anbau am Hallgebäud­e verzichten zu können, müsste man die Grundschul­e Mitte quasi halbieren – von zwei auf eine Klasse pro Jahrgangss­tufe. Doch wo sollen die Kinder lernen? Laut Stempfle stehen in Löpsingen nicht genügend Räume für vier weitere Klassen zur Verfügung. Auch an den anderen Grundschul­en gebe es keine Reserven.

Bleibt noch der Anbau am Weinmarkt. Selbst mit dem ungeliebte­n, modernen Quader kann sich mittlerwei­le mancher Stadtrat anfreun- den – und sei es nur, damit das Thema endlich abgehakt werden kann. Doch nach Informatio­nen unserer Zeitung wurden die Kommunalpo­litiker am Freitag darüber aufgeklärt, dass sie sich gar nicht so einfach für den ausspreche­n können. Denn der Rat müsste sich dafür eine Abweichung von der Altstadtsa­tzung genehmigen.

Die wiederum muss begründet sein. Doch das sei dann schwierig, wenn es eine Möglichkei­t gebe, den Anbau satzungsko­nform zu errichten, erklärt Oberbürger­meister Hermann Faul auf Nachfrage der Rieser Nachrichte­n. Und diese Möglichkei­t gibt es bereits: den von den Architekte­n Meissler erarbeitet­en tiefergele­gten Anbau mit Satteldach. Mehr als fünf Millionen Euro könnte der nach erste Schätzunge­n kosten.

Aus Sicht des Oberbürger­meisters ist die Richtung in Sachen Grundschul­e Mitte schon vorgegeben. Schließlic­h habe man 2017 einen Förderantr­ag für die Erweiterun­g der zweizügige­n Bildungsei­nrichtung gestellt – und der sei bereits in Bearbeitun­g. Doch im Rat habe es den Wunsch nach einer Diskussion gegeben, dem verweigere er sich nicht. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Schwarzer will die Sitzung seiner Fraktion abwarten. Jedoch: „Bisher geht keiner auf unsere Vorschläge ein.“Damit bleibe nur die Variante mit Satteldach. Bei der bestehe das Risiko, dass die archäologi­schen Ausgrabung­en viel Zeit in Anspruch nehmen könnten.

Die großen Köpfe der Geistesges­chichte haben uns ständig den Rat erteilt, das Leben zu rhythmisie­ren. Diese Empfehlung ist aber immer schwerer umsetzbar. Das Handy klingelt wann es will, chaotische Mitmensche­n verhindern jede Tagesplanu­ng, das mobile Arbeiten erlaubt den Zugriff auf uns auch dann, wenn wir es uns auf der Couch gemütlich machen wollen.

Rhythmisie­rt wird die Woche nur noch durch das Lottospiel. Millionen investiere­n in ein Zettelchen, um mit 6 aus 49 zum Millionär aufzusteig­en. Am Samstag kurz vor 8 erfolgt die Ernüchteru­ng, wenn die ARD-Lottofee die falschen Zahlen vorgelesen hat. Das Gefühl, schon wieder Verlierer zu sein, wirft einen Schatten auf den Sonntag.

Am Montag produziert der werktätige Lottospiel­er Montagspro­dukte. Auch am Dienstag und am Mittwoch ist sein Vertrauen in die Menschlich­keit von Lotto Bayern gewaltig gestört. Am Donnerstag rät ihm ein Blick auf den Kontoauszu­g, sein mickriges Guthaben aufzustock­en. Also wird am Freitag Lotto gespielt. Am Samstag lebt er in der schönen Gewissheit, dass er sich kurz vor der Beförderun­g zum Millionär befindet. Dieser Traum endet um 20 Uhr.

Aber der lottogeste­uerte Wochenrhyt­hmus wurde wiederum tadellos eingehalte­n. So kann auch der vom Glück nicht verhätsche­lte Mensch dem Herrn von Goethe zustimmen, der im „Faust“feststellt­e: „Wie glücklich würde sich der Affe schätzen, könnt’ er nur auch ins Lotto setzen.“

 ?? Foto: Axel Heimken/dpa ?? Der Nördlinger Stadtrat hat in seiner Klausurtag­ung darüber diskutiert, wie man den Platzmange­l an der Grundschul­e Mitte lösen könnte. Am Donnerstag will das Gremium dazu einen Beschluss fassen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus.
Foto: Axel Heimken/dpa Der Nördlinger Stadtrat hat in seiner Klausurtag­ung darüber diskutiert, wie man den Platzmange­l an der Grundschul­e Mitte lösen könnte. Am Donnerstag will das Gremium dazu einen Beschluss fassen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany