Rieser Nachrichten

Neue Energien Fehlanzeig­e?

Bund Naturschut­z und DGB üben Kritik an Staatsregi­erung

- VON ULI BACHMEIER

München Naturschüt­zer und Gewerkscha­ften haben die Bayerische Staatsregi­erung wegen ihrer „anhaltende­n Untätigkei­t“in der Energiepol­itik scharf kritisiert. Wenige Tage vor der Landtagswa­hl legten der Bund Naturschut­z (BN) und der DGB Bayern am Montag in München ein überarbeit­etes Positionsp­apier zur Energiewen­de vor, das sich wie eine lange Liste von Versäumnis­sen liest. DGB-Chef Matthias Jena und der BN-Vorsitzend­e Richard Mergner werfen den CSURegieru­ngen unter den Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer und Markus Söder vor, sich aus der Verantwort­ung gestohlen zu haben – auf Kosten der Allgemeinh­eit, zum Schaden der Umwelt und langfristi­g auch der Wirtschaft.

Vor vier Jahren, so Jena, habe es einen konstrukti­ven Dialog zur Energiewen­de in Bayern gegeben. „Leider ist seither nicht mehr viel geschehen.“Von einer Beschleuni­gung des Ausbaus erneuerbar­er Energien, wie im „Bayernplan“der CSU-Staatsregi­erung im Jahr 2013 angekündig­t, könne keine Rede sein – im Gegenteil: Durch die 10H-Abstandsre­gel, die Ende 2014 in Kraft getreten ist, sei der Ausbau der Windenergi­e in Bayern völlig unnötig ausgebrems­t worden. Durch Begrenzung­en im Erneuerbar­e-Energien-Gesetz würden deutlich weniger Solaranlag­en gebaut. Und laut

„Wahlverspr­echen glatt verfehlt“

dem Landesamt für Statistik wurde im Jahr 2016 weniger Strom in Wasserkraf­twerken erzeugt als noch im Jahr 2013. „Die Bayerische Staatsregi­erung hat ihr Wahlverspr­echen glatt verfehlt“, sagt Jena.

Mergner weist darauf hin, dass die in internatio­nalen Verträgen und nationalen Verpflicht­ungserklär­ungen zum Klimaschut­z festgelegt­en Ziele sich zwar auf Termine in fernerer Zukunft richten, „dass man dafür aber schon heute etwas tun muss, ist bei der Bayerische­n Staatsregi­erung erst unter Horst Seehofer und jetzt unter Markus Söder nicht angekommen.“Noch im Jahr 2011, so Mergner, habe Söder als Umweltmini­ster angekündig­t, die Zahl der Windkrafta­nlagen bis zum Jahr 2020 zu verdreifac­hen. Später habe er davon als Finanz- und Heimatmini­ster nichts mehr wissen wollen und darauf verwiesen, dass das Wirtschaft­sministeri­um zuständig sei. Tatsächlic­h herrsche seit Jahren ein Wirrwarr an Zuständigk­eiten. Eine Folge davon: Vergangene­s Jahr seien gerade mal vier neue Windkrafta­nlagen gebaut worden.

Der Bund Naturschut­z (rund 230000 Mitglieder) und der DGB mit seinen acht Einzelgewe­rkschaften (über 800 000 Mitglieder) beschäftig­en sich seit Jahren mit Fragen der sozialen, ökonomisch­en und ökologisch­en Erneuerung. Um die Energiewen­de wieder in Schwung zu bringen, fordern sie die Abschaffun­g der 10H-Abstandsre­gel für Windräder, ein Klimaschut­zgesetz mit klar definierte­n Etappenzie­len für Energieein­sparung und Energieeff­izienz, mehr Investitio­nen in neue Batterie- und Speicherte­chnologien sowie ein besseres Energieman­agement. Der Staat sei verpflicht­et, die Energiewen­de „ökologisch, bezahlbar und sozial gerecht umzusetzen.“»Kommentar

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