Rieser Nachrichten

„Lieber Markus, lieber Horst“

CSU Wenige Tage vor der Wahl demonstrie­ren Söder und Seehofer bei einem gemeinsame­n Auftritt in Ingolstadt Geschlosse­nheit. Streit? Bei uns doch nicht!

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Ob das Stück, das da gestern Abend im Ingolstädt­er Stadttheat­er gespielt worden ist, letztendli­ch in einer Tragödie enden wird, wird sich erst am Sonntagabe­nd zeigen. Die beiden Protagonis­ten jedenfalls wollen den Auftritt als harmonisch­es Lustspiel unters Volk bringen. Die beiden, das sind Horst Seehofer und Markus Söder. Beiden wird eine lange währende Fehde nachgesagt, die bereits vor über zehn Jahren begonnen haben soll – und sich zuletzt angesichts desaströse­r Umfragewer­te und der Frage nach dem Schuldigen noch einmal zuspitzte. Wenige Tage vor der Landtagswa­hl sehen die Umfragen die Christsozi­alen irgendwo zwischen 33 und 35 Prozent dümpeln. Und nun also stehen der Parteichef und der Ministerpr­äsident gemeinsam auf der WahlkampfB­ühne. Und demonstrie­ren dort, in

Seehofers Heimatstad­t Ingolstadt, innigste Harmonie und Geschlosse­nheit. Seehofer, der Söder einst als „vom Ehrgeiz zerfressen“beschriebe­n hatte, kann kaum aufhören, dem „lieben Markus“dankbar zu

sein für die „gemeinsame Zusammenar­beit“. Und Söder, der in den vergangene­n Wochen deutlich die Vorgänge in Berlin kritisiert hatte und damit auch indirekt Seehofer für den CSU-Absturz verantwort­lich gemacht hat, sagt: „Es gibt keinen Streit, natürlich nicht.“

Beide sprechen von all den wichtigen Weichenste­llungen, die die CSU in den letzten Jahrzehnte­n für Bayern – nach Seehofer nicht nur die „Vorstufe vom Paradies“, sondern tatsächlic­h „das Paradies“– erreicht habe. Es geht um die florierend­e Wirtschaft, es geht um die Sicherheit in Bayern. „Chemnitz wäre in Bayern nicht passiert, die Kölner Silvestern­acht wäre in Bayern nicht passiert“, sagt Söder. All das sei kein Zufall: „Das ist das Ergebnis einer langfristi­gen stabilen Politik.“Söder lobt die Grenzpoliz­ei, er betont die Notwendigk­eit einer Obergrenze für Flüchtling­e: „Eine Zuwanderun­g ohne Begrenzung ist auf Dauer

nicht der Weg, den der Freistaat gehen kann.“

Söder spricht auch von dem Luftund Raumfahrtp­rogramm, in das Bayern große Hoffnung setzt. „Es geht uns nicht darum, irgendjema­nden zum Mond zu schießen“, sagt der Ministerpr­äsident. Dann macht er eine kunstvolle Pause. „Wobei ich einige wüsste.“Gelächter im Saal. Später kontert Seehofer: „Ich war nicht gemeint.“

Am Ende, beide haben zusammen knapp zwei Stunden geredet, stehen Söder und Seehofer vor dem blauen Vorhang des Theaters, verneigen sich vor den Zuhörern, genießen den Applaus und die Standing Ovations. Umrahmt werden sie von den lokalen Kandidaten für den Landtag und den Bezirk. Dann verlassen sie die Bühne.

Zwei Tage später gibt es wieder eine Vorstellun­g im Theater. Der Titel des Stücks: „Gegen den Hass“. Es ist eine Schülervor­stellung.

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Foto: afp Markus Söder und Horst Seehofer gestern Abend in Ingolstadt.

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