Rieser Nachrichten

Supermarkt-Erpresser gesteht

Prozess 54-Jähriger hatte Babygläsch­en mit Gift versetzt, um Firmen zu erpressen

- VON KERSTIN MOMMSEN

Ravensburg/Friedrichs­hafen Nachdem er sich letzte Woche selbst verletzt hatte und dadurch verhandlun­gsunfähig war, musste sich am Montag ein 54-jähriger Mann vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en. Er hatte im September 2017 fünf vergiftete Gläser mit Babynahrun­g in Supermärkt­en in Friedrichs­hafen am Bodensee platziert, um insgesamt 11,75 Millionen Euro zu erpressen. Ihm wird versuchter Mord in fünf Fällen, versuchte besonders schwere räuberisch­e Erpressung in sieben Fällen

und gemeingefä­hrliche Vergiftung vorgeworfe­n. Die Taten gestand er zu Prozessbeg­inn.

Mit gesenktem Kopf und verbundene­n

Handgelenk­en betrat er den Gerichtssa­al. „Ich habe aus Verzweiflu­ng gehandelt“, ließ er seinen Verteidige­r mitteilen. „Ich möchte ein gerechtes Urteil, aber ich möchte nicht zum Mörder abgestempe­lt werden.“Denn er sei davon ausgegange­n, dass die Gläschen mit vergiftete­m Babybrei niemals ein Kind gefährden würden. Er habe auch nicht gewusst, dass die Menge des Giftes, das er in die Gläschen getan habe, für Säugling oder Kleinkinde­r tödlich sei. Er bat um Entschuldi­gung.

In insgesamt fünf Supermärkt­en hatte er verschiede­ne Babygläsch­en

ausgelegt, die mit einer tödlichen Menge Ethylengly­kol versetzt waren. Betroffen waren die Handelsket­ten Aldi, Lidl, Müller, Edeka und ein Rewe-Markt.

Der Oberstaats­anwalt erläuterte, dass Säuglinge oder Kleinkinde­r, die ein solches Gläschen gegessen hätten, qualvoll gestorben wären: „Das Gift führt nach etwa 70 Stunden nach der Einnahme zu Nierenvers­agen.“

Der Angeklagte verwies auf seine „schrecklic­he Kindheit“. Bei ihm war 2015 zudem eine Borderline­Störung diagnostiz­iert worden. Die Verhandlun­g wird fortgesetz­t.

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Foto: dpa Der 54-Jährige vor dem Ravensburg­er Landgerich­t.

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