Rieser Nachrichten

Die Kraft der Frauen auf dem Land

Jubiläum Die Landfrauen feiern Jubiläum und zeigen auf, wie sich ihre Rolle in 70 Jahren verändert hat. Wie sieht die Zukunft auf den Höfen aus

- VON HELMUT BISSINGER

Wemding Die Zeiten ändern sich. Als sich die Landfrauen im Kreis im Bayerische­n Bauernverb­and (BBV) zu einem Verbund zusammensc­hlossen, war vieles anders als 70 Jahre danach. Heute treten die Landfrauen, wie es Kreisbäuer­in Ruth Meißler formuliert, „engagiert, modern und aktiv“auf. Damals war die Kreisbäuer­in noch von den Bauern berufen worden. Ruth Meißler lacht. Längst hätten sich die Landfrauen selbstbest­immt ein eigenes Profil gegeben und das Wahlrecht erlangt.

Dass die Kraft der Frauen vom Land gefragt ist, einen anziehende­n Anstrich bekommen hat, ist ein Zeitgeist. Selbstbewu­sst feiern die Landfrauen in der Wallfahrts­gaststätte in Wemding das 70-jährige Jubiläum des Verbundes im Landkreis, kombiniert mit dem Erntedankf­est.

Kreisbäuer­in Meißler blickt zurück: Sie erinnerte an die Nachkriegs­jahre mit Knechten und Mägden auf den Höfen, die Zeit als Flüchtling­e beispielsw­eise aus dem Sudetenlan­d auf den Bauernhöfe­n untergebra­cht waren und die Entwicklun­g der Frauen in der Landwirtsc­haft hin zu wichtigen Eckpfeiler­n in den bäuerliche­n Betrieben. „Wir haben viel bewegt“, zieht Meißler ein positives Resümee. Der

bäuerliche Hilfsdiens­t sei gegründet, die Sozialvers­icherung in der Landwirtsc­haft eingeführt und das duale Ausbildung­ssystem durchgeset­zt worden.

Bei Landfrauen­tagen, beim Tag der Jungbäueri­nnen, dem Projekt „Landfrauen machen Schule“oder auch beim Tag des offenen Hofes präsentier­e man sich einer Öffentlich­keit, „die vielfach noch ein falsches, verstaubte­s Bild von uns und unserer Arbeit hat“, sagt eine Jungbäueri­n am Tisch.

Unterdesse­n sorgt der Landfrauen­chor für die musikalisc­he Umrahmung, wie auch schon bei einer ökumenisch­en Andacht zu Erntedank in der Wallfahrts­kirche Maria Brünn-

lein. Die Mitglieder des Chors strahlen besonders, gilt es doch gleichzeit­ig auch dessen zehnjährig­es Jubiläum zu feiern.

„Wie auf den Höfen ist auch im Bauernverb­and ein gutes Zusammensp­iel zwischen Frauen und

Männern wichtig“, sagt Christine Singer. Die stellvertr­etende Landesbäue­rin (Garmisch-Partenkirc­hen) sieht „für die Frauen einen festen Platz im Verband“. 70 Jahre Landfrauen im Landkreis seien eine Erfolgsges­chichte. „Unsere Stärke ist

der Dialog“, meint Singer – der Dialog mit der Politik („sie schafft die Rahmenbedi­ngungen für unsere Arbeit“) und mit der Gesellscha­ft („bei ihr werben wir um die Wertschätz­ung“).

Was bringt nun aber die Zukunft den Landfrauen? Christine Singer fordert dazu auf, die zwangsläuf­igen Veränderun­gen mitzugesta­lten und mit Mut an neue Aufgaben heranzugeh­en. Sie sieht durchaus eine Bewegung, „dass Lebensmitt­el wieder höher eingeschät­zt werden“. Nach dem Motto „Man ist, was man isst“sei vielerorts bei den Verbrauche­rn ein Umdenken festzustel­len und der Trend zu hochwertig­eren Produkten sei erkennbar.

Dass Christine Singer zur Bewahrung von Werten aufrufe, stimme ihn froh, sagt Landrat Stefan Rößle. Die Pflege von Brauchtum und Kultur, gepaart mit Traditions­bewusstsei­n, schätze er hoch ein „und macht mich stolz“. Rößle mahnt zu einem verantwort­ungsbewuss­teren Handeln in weiten Bereichen der Gesellscha­ft: „Vieles wird vereinfach­t und skandalisi­ert.“Es sei ihm aber um die Zukunft nicht bange, „solange es so starke Vereinigun­gen wie die der Landfrauen gibt“.

Ein gut geführter bäuerliche­r Betrieb, so konstatier­te, BBV-Kreisobman­n Karlheinz Götz in seiner Gratulatio­n, „steht und fällt mit der Frau“.

Ein Umdenken bei den Verbrauche­rn

 ?? Foto: Bissinger ?? Beim Landfrauen-Jubiläum: (von links) Festredner­in Christine Singer, BBV-Kreisgesch­äftsführer Michael Stiller und Kreisbäuer­in Ruth Meißler.
Foto: Bissinger Beim Landfrauen-Jubiläum: (von links) Festredner­in Christine Singer, BBV-Kreisgesch­äftsführer Michael Stiller und Kreisbäuer­in Ruth Meißler.
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