Die Kraft der Frauen auf dem Land
Jubiläum Die Landfrauen feiern Jubiläum und zeigen auf, wie sich ihre Rolle in 70 Jahren verändert hat. Wie sieht die Zukunft auf den Höfen aus
Wemding Die Zeiten ändern sich. Als sich die Landfrauen im Kreis im Bayerischen Bauernverband (BBV) zu einem Verbund zusammenschlossen, war vieles anders als 70 Jahre danach. Heute treten die Landfrauen, wie es Kreisbäuerin Ruth Meißler formuliert, „engagiert, modern und aktiv“auf. Damals war die Kreisbäuerin noch von den Bauern berufen worden. Ruth Meißler lacht. Längst hätten sich die Landfrauen selbstbestimmt ein eigenes Profil gegeben und das Wahlrecht erlangt.
Dass die Kraft der Frauen vom Land gefragt ist, einen anziehenden Anstrich bekommen hat, ist ein Zeitgeist. Selbstbewusst feiern die Landfrauen in der Wallfahrtsgaststätte in Wemding das 70-jährige Jubiläum des Verbundes im Landkreis, kombiniert mit dem Erntedankfest.
Kreisbäuerin Meißler blickt zurück: Sie erinnerte an die Nachkriegsjahre mit Knechten und Mägden auf den Höfen, die Zeit als Flüchtlinge beispielsweise aus dem Sudetenland auf den Bauernhöfen untergebracht waren und die Entwicklung der Frauen in der Landwirtschaft hin zu wichtigen Eckpfeilern in den bäuerlichen Betrieben. „Wir haben viel bewegt“, zieht Meißler ein positives Resümee. Der
bäuerliche Hilfsdienst sei gegründet, die Sozialversicherung in der Landwirtschaft eingeführt und das duale Ausbildungssystem durchgesetzt worden.
Bei Landfrauentagen, beim Tag der Jungbäuerinnen, dem Projekt „Landfrauen machen Schule“oder auch beim Tag des offenen Hofes präsentiere man sich einer Öffentlichkeit, „die vielfach noch ein falsches, verstaubtes Bild von uns und unserer Arbeit hat“, sagt eine Jungbäuerin am Tisch.
Unterdessen sorgt der Landfrauenchor für die musikalische Umrahmung, wie auch schon bei einer ökumenischen Andacht zu Erntedank in der Wallfahrtskirche Maria Brünn-
lein. Die Mitglieder des Chors strahlen besonders, gilt es doch gleichzeitig auch dessen zehnjähriges Jubiläum zu feiern.
„Wie auf den Höfen ist auch im Bauernverband ein gutes Zusammenspiel zwischen Frauen und
Männern wichtig“, sagt Christine Singer. Die stellvertretende Landesbäuerin (Garmisch-Partenkirchen) sieht „für die Frauen einen festen Platz im Verband“. 70 Jahre Landfrauen im Landkreis seien eine Erfolgsgeschichte. „Unsere Stärke ist
der Dialog“, meint Singer – der Dialog mit der Politik („sie schafft die Rahmenbedingungen für unsere Arbeit“) und mit der Gesellschaft („bei ihr werben wir um die Wertschätzung“).
Was bringt nun aber die Zukunft den Landfrauen? Christine Singer fordert dazu auf, die zwangsläufigen Veränderungen mitzugestalten und mit Mut an neue Aufgaben heranzugehen. Sie sieht durchaus eine Bewegung, „dass Lebensmittel wieder höher eingeschätzt werden“. Nach dem Motto „Man ist, was man isst“sei vielerorts bei den Verbrauchern ein Umdenken festzustellen und der Trend zu hochwertigeren Produkten sei erkennbar.
Dass Christine Singer zur Bewahrung von Werten aufrufe, stimme ihn froh, sagt Landrat Stefan Rößle. Die Pflege von Brauchtum und Kultur, gepaart mit Traditionsbewusstsein, schätze er hoch ein „und macht mich stolz“. Rößle mahnt zu einem verantwortungsbewussteren Handeln in weiten Bereichen der Gesellschaft: „Vieles wird vereinfacht und skandalisiert.“Es sei ihm aber um die Zukunft nicht bange, „solange es so starke Vereinigungen wie die der Landfrauen gibt“.
Ein gut geführter bäuerlicher Betrieb, so konstatierte, BBV-Kreisobmann Karlheinz Götz in seiner Gratulation, „steht und fällt mit der Frau“.
Ein Umdenken bei den Verbrauchern