Der kantige Selfmade-milliardär
Heinz Hermann Thiele hat aus einer maroden Firma den Weltkonzern Knorr-bremse geschaffen, der jetzt an die Börse geht. Sein Motto wird so umschrieben: Wer nicht liefert, fliegt
hatte sich im März dagegen entschieden, die Öffentlichkeit gleich über die Entdeckung zu informieren. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar leitete deswegen Ermittlungen ein. „Offenbar hat Google den Vorfall bewusst verschwiegen, damit Gras über die Sache wächst“, erklärte Caspar. „Zentrale Frage wird sein, wann die Lücke durch Google geschlossen wurde.“
Denn die Eu-datenschutzgrundverordnung, die strikt vorschreibt, Betroffene zu informieren, und mit Strafen von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes droht, greift erst seit Ende Mai. Wenn Google allerdings die Lücke tatsächlich noch im März schloss, gilt dafür noch das alte Recht des Bundesdatenschutzgesetzes. „Dies setzt bei der Informationspflicht hohe Hürden und greift nur für den Fall, dass besonders sensible Daten von der Lücke betroffen waren“, erläuterte Caspar.
Potenziell könnten Profile von bis zu 500000 Konten bei Google Plus betroffen sein, erklärte der Internetkonzern unter Verweis auf eine Analyse der Daten von zwei Wochen im März. Der Konzern könne aber keine weitergehenden Angaben machen, weil Nutzungslogs nur zwei Wochen lang gespeichert würden. Bis zu 438 Apps könnten auf die Schnittstelle mit der Datenlücke zugegriffen haben, hieß es.
Google Plus werde derzeit von Verbrauchern kaum genutzt – und 90 Prozent der Interaktionen dauerten weniger als fünf Sekunden, erklärte der Konzern. Die Einstellung der Verbraucherversion solle nach einer zehnmonatigen Übergangszeit Ende August kommenden Jahres abgeschlossen werden. Damit gesteht Google auch offiziell die bereits klare Niederlage im Wettstreit der Online-netzwerke mit Facebook ein. Für die interne Kommunikation in Unternehmen soll Google Plus aber weiterbetrieben werden. Augsburg Er bedauerte auf dem Höhepunkt der Euro-krise schon mal, dass es die AFD nicht in den Bundestag geschafft hat. Dort müssten auch Kritiker der Euro-rettung vertreten sein, argumentierte er, auch wenn er kein Afd-fan sei, wie er später sagte. Und er machte deutlich, dass er wenig von Einrichtungen wie zum Beispiel der Frauenquote hält. Wenn an diesem Freitag die Münchner Knorr-bremse AG den zweitgrößten Börsengang dieses Jahres absolvieren wird, rückt ein Mann in den Mittelpunkt, der wie wenige andere ein Unternehmer vom alten Schlag ist: Eigentümer der Bremssystem-firma ist Heinz Hermann Thiele, 77. Ein Mann, der auch unbeliebte Meinungen verteidigt, einer, der es aus eigener Kraft zum Milliardär gebracht hat.
Thieles Führungsstil ist berüchtigt. Es gibt Geschäftsführer, die er nach kurzer Zeit gefeuert hat. „Wer nicht liefert, fliegt“, beschrieb das
seine Einstellung. Sein Sohn Henrik hätte das Unternehmen übernehmen sollen. Bis er es plötzlich verließ – anscheinend im Streit mit dem Vater. Beobachter
Manager Magazin
beschreiben Thiele als unerbittlich oder aufbrausend. Doch der Patriarch ist auch selbstkritisch: „Es ist richtig, dass ich sehr konsequent, manchmal vielleicht auch zu hart gegenüber meinen Leuten bin“, sagte er einmal in einem Interview. „Aber ich bin auch hart mir selbst gegenüber.“
Lange Zeit zählte Thieles Arbeitswoche 70 Stunden. Er jettete um die Welt, um in schwierigen Zeiten Aufträge an Land zu ziehen – in China, in den USA. Die erste Ehe zerbrach unter der Belastung, auf die Gesundheit nahm Thiele wenig Rücksicht. „Nur ein Verrückter tut sich das an“, sagte er über sich. Dabei geht es ihm anscheinend nicht nur um Geld: Die Mehrheit am Unternehmen hatte er vor Jahren an seine Kinder abgegeben. Die Stimmenmehrheit und damit den Einfluss behielt er aber selbst fest in der Hand.
Viele erklären den Einsatz mit seiner Kindheit: „Meine Mutter ist mit meiner kleinen Schwester, meinem großen Bruder und mir mit Kinderwagen und Handkarren wochenlang auf der Landstraße aus Ostdeutschland geflohen, als die Russen kamen“, sagt er einmal der
„Ich habe gelernt, in harten Zeiten zu überleben.“In seiner Jugend sprintete er im Sportverein 100 Meter in 10,8 Sekunden.
Thiele fing 1969 als Sachbearbeiter in der Patentabteilung von Knorr-bremse an. Schrittweise stieg er auf. Als sich die Nachfahren des Gründers in einen bizarren Familienstreit verwickelten, nahm er die Führung in die Hand und kaufte ab 1984 erste Anteile, 1989 dann das komplette Unternehmen. Der frühere Deutsche-bank-chef Alfred Herrhausen soll ihm den Kredit ermöglicht haben. Seitdem hat Knorrbremse den Umsatz vervielfacht und gilt als Weltmarktführer für Bremssysteme in Zügen und Lkw. Der Börsengang am Freitag könnte über vier Milliarden Euro einbringen.
Thiele hat es
Wirtschaftswoche.
längst in die Top Ten der reichsten Deutschen geschafft. Heute hat er den Ehrenvorsitz im Aufsichtsrat inne und soll an den großen Entscheidungen noch immer beteiligt sein. Thiele ist inzwischen in zweiter Ehe verheiratet. Seine Frau Nadia ist gebürtige Ukrainerin.
Thiele ist jemand, der Höchstleistungen fordert. Aus Arbeitgeberverband und Tarifverträgen ist er mit Knorr-bremse ausgestiegen. Für die Mitarbeiter gilt statt der 35-Stunden- eine 42-Stunden-woche. Doch das Unternehmen gilt als guter Arbeitgeber. Manchmal, sagte Thiele einmal, gehe man eben auch über Tarifleistungen hinaus.
Zwei Projekte sieht der Unternehmer praktisch als seine privaten Entwicklungsprojekte: In Südafrika gründete er eine Farm, auf der rund 600 Arbeiter Mangos, Avocados und Zitrusfrüchte zogen. Und in Uruguay kam eine Rinderzucht hinzu, auf der 8500 Tieren standen. Wenn er mitbekomme, dass im sozialen Bereich etwas nicht läuft, „gerade bei den kleinen Leuten“, dann lasse er das nicht zu, sagte Thiele einmal. Aus seiner Sicht ist er hart, aber gerecht. Und gerecht will er auch selbst behandelt werden.