Rieser Nachrichten

Jetzt ist die Lerche der Star

Warum der Allerwelts­vogel zum zweiten Mal gekürt wird

- VON DANIELA HUNGBAUR

Hätten Sie ihn zweifelsfr­ei unterschei­den können, den Gesang der Lerche von dem der Nachtigall? Sie wissen schon: Romeo und Julia. Die berühmte Balkonszen­e. Großes Liebesdram­a. Der bessere Vogelkenne­r scheint Romeo zu sein, sagt er doch: „Die Lerche war’s, die Tagverkünd­erin …“Nicht die Nachtigall . Geholfen hat ihm sein feines Gehör freilich nichts. Tödlich geht’s aus, das Ganze. Einer der Sängerknab­en selbst, nämlich die Lerche, spielt längst in einem anderen Drama die Hauptrolle:

Im Verschwind­en der Vögel.

Zum zweiten Mal haben Naturschut­zbund und Landesbund für Vogelschut­z (LBV) die Feldlerche zum Vogel des Jahres gekürt. Das erste Mal 1998. Jetzt für 2019. Eine seltene Ehre. Vor allem aber eine traurige. Denn alle Anstrengun­gen, den vom Aussterben bedrohten Sänger zu retten, scheinen nicht zu greifen. Die intensive Landwirtsc­haft mit Wintergetr­eide, Mais und Raps, fehlende Brachfläch­en und der Rückgang der Insekten verkleiner­n den Lebensraum des braun-beigen Haubenträg­ers, erklärt der LBV. Auch andere Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn leiden. 2018 ist übrigens der Star Vogel des Jahres. Wie der Star, so galt auch die Feldlerche lange als Allerwelts­vogel. Doch ein Drittel der Feldlerche­n ist nach Angaben des LBV in den vergangene­n 25 Jahren verschwund­en. Die Bestände befänden sich im deutlichen Sinkflug. Dabei tiriliert das Lerchenmän­nchen doch gerade im Höhenflug gen Himmel. Allerdings hat der LBV beobachtet, dass in manchen Gegenden der Himmel längst stumm ist. Immer weniger Menschen würden den Gesang der Lerche überhaupt hören und kennen – das war zu Zeiten von Romeo und Julia halt noch anders …

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Foto: dpa

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