Rieser Nachrichten

Wie zufrieden sind die Deutschen?

In der Rangliste des „Glücksatla­s“liegt Bayern nur im Mittelfeld – die glücklichs­ten Deutschen leben woanders

- VON JENS REITLINGER

Kann ein Umzug von München an die Nordseeküs­te dazu führen, dass man sich schlagarti­g glückliche­r und zufriedene­r fühlt? Denn während in der bayerische­n Landeshaup­tstadt die Mieten explodiere­n, liegen sie im Norden Niedersach­sens deutlich niedriger. Zudem finden dort fast drei von vier Menschen einen Lebenspart­ner und erfreuen sich bei bester Gesundheit an der schönen Landschaft. Laut dem diesjährig­en Glücksatla­s sind Niedersach­sen glückliche­r als Bayern.

Doch statt die Koffer zu packen, sollte man die Rangliste im Ganzen betrachten. Denn dabei handelt es sich in erster Linie um das Ergebnis von Statistike­n und Umfragen. Grundsätzl­ich – so lautet die zentrale Aussage der sozialökon­omischen Studie – kann man überall in Deutschlan­d sein Lebensglüc­k finden. Und wie der Glücksatla­s in diesem Jahr erneut bestätigt, gelingt das den meisten Bundesbürg­ern auch: Die Bewertung der Lebenszufr­iedenheit in Deutschlan­d erreichte auf einer Skala von null bis zehn Punkten einen Wert von 7,05.

Südbayern liegt mit 7,22 Punkten sogar über dem Bundesdurc­hschnitt. Die Zufriedenh­eit der Bayern ruht dabei in erster Linie auf der wirtschaft­lichen Stärke des Landes. Nirgends ist die Arbeitslos­enquote niedriger, während die Menschen gut verdienen. Einzig die hohen Miet- und Immobilien­preise trüben das Glück. Hier liegt Südbayern leicht unter dem Bundesdurc­hschnitt – und deutlich hinter Franken: Dort leben deutschlan­dweit die viert-glücklichs­ten Menschen – natürlich statistisc­h gesehen.

Insgesamt bestätigt der Glücksatla­s das Ergebnis des Vorjahres, das mit 7,07 Gesamtpunk­ten nur minimal über dem diesjährig­en Schnitt lag. Die höchste Lebenszufr­iedenheit schreibt der Glücksatla­s den Menschen unter 35 zu. In ganz Deutschlan­d ist ein „Einbruch“der Lebenszufr­iedenheit zwischen 35 und 65 Jahren erkennbar. Im Alter steigt das Lebensglüc­k der Deutschen wieder an.

Auch an den regionalen Spitzenrei­tern hat sich nichts geändert: Seit 2013 leben die glücklichs­ten Menschen Deutschlan­ds zwischen Nordund Ostsee in Schleswig-holstein und in Hamburg. Die Bewohner der Hansestadt schätzen ihre Heimat für hohe Einkommen, den blühenden Tourismus und das vielfältig­e Freizeitan­gebot. Abstriche gibt es für das hohe Armutsrisi­ko und die saftigen Mietpreise. Das Bundesland Schleswig-holstein stellt seine Einwohner mit einer niedrigen Pflegequot­e und lebendigem Tourismus zufrieden. Mit 126 Euro liegt der durchschni­ttliche Preis für Bauland dort um rund das Zweieinhal­bfache unter dem Wert in Südbayern.

Wie auch in den Vorjahren bilden die ostdeutsch­en Bundesländ­er das Schlusslic­ht der Zufriedenh­eitsrangli­ste. Zwar ist der Abstand zwischen Ost und West zurückgega­ngen, doch die unzufriede­nsten Deutschen leben zurzeit in Sachsenanh­alt, Sachsen und Brandenbur­g. Zusätzlich zu den vergleichs­weise geringen Einkommen lebt dort rund jeder dritte Mensch allein und die

Die Ursachen sind nicht nur ökonomisch begründet

Arbeitslos­en- und Pflegequot­en liegen deutlich über dem gesamtdeut­schen Durchschni­tt.

Und auch in der Bundeshaup­tstadt Berlin herrscht nur eine mäßige Lebenszufr­iedenheit: Nirgendwo sonst haben mehr Menschen keine Arbeit oder einen festen Partner. In einer Hinsicht landet die Hauptstadt jedoch an der Spitze: Frauen sind im Vergleich zu den Männern in Berlin am glücklichs­ten.

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Foto: dpa Blick aus dem Glückscafé in Hannover: Im Alter steigt das Lebensglüc­k.

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