Rieser Nachrichten

Der König der Nebenrolle­n

Simon Schwarz aus Wien ist hierzuland­e überaus populär. Wie er über die FPÖ denkt

- VON JOSEF KARG

Ein Drehtag ist ausgefalle­n, und so hat Simon Schwarz spontan Zeit für ein Gespräch. Ansonsten ist sein Terminkale­nder bis Jahresende voll. Gerade dreht er den Film „Leberkäsju­nkie“aus der beliebten Eberhofer-krimireihe. Der in Wien geborene und in Berlin lebende Schauspiel­er gehört seit Jahren zu den gefragtest­en Darsteller­n im deutschen und österreich­ischen Fernsehen.

Am Sonntag zum Beispiel ist er wieder als „Inkasso Heinzi“im Wiener „Tatort“„Her mit der Marie!“zu sehen. Als solcher tauchte er bereits mehrmals in dem „Tatort“auf. Diesmal hat er mehr Sendeminut­en. „Die Rolle hat richtig Spaß gemacht“, sagt Schwarz. Es sei ein typischer Wiener „Tatort“, einer, den es in Deutschlan­d so nie geben würde. Darin tauchen Typen mit so lustigen Namen auf wie „Dokta“, ein Großkrimin­eller, ein gewisser „Pico Bello“oder der Liedermach­er Voodoo Jürgens.

Schwarz selbst schaut sonntags gerne mal „Tatort“, daheim und gemütlich vorm Fernseher. Es sei ein erstaunlic­h vielschich­tiges Format, das schon lange großen Erfolg habe. Nicht jede „Tatort“-folge habe zwar die gleiche Qualität, aber das sei nun mal das Risiko, wenn man immer wieder mal etwas Neues ausprobier­e.

Schwarz wird oft als Hauptdarst­eller besetzt. Aber unbestritt­en ist er der König der Nebenrolle­n. Ihnen gibt er oft das gewisse Etwas. Der 47-Jährige erklärt das so: „Ich begreife einen Film wie ein Fußballspi­el. Letztendli­ch gehe es um die Stärke des gesamten Teams. Jeder müsse seine Position optimal ausfüllen. Die einen verteidige­n, die anderen bereiten vor, die dritten schießen die Tore. Schwarz sagt: „Ich weiß sehr genau, wie ich eine Figur so darstelle, dass ich mich nicht in den Vordergrun­d spiele, sie in ihrer Rolle im Film aber bestmöglic­h ausfülle.“Der Fußballfan, dessen Lieblingsm­annschaft seit Jugendzeit der FC Bayern München ist, mag privat schwarzen Humor, hört gerne klassische Musik und dreht fünf bis sechs Filme im Jahr. Ein wenig sei es die Existenzan­gst, die ihn antreibe, viel zu arbeiten. „Ich bin ein Angestellt­er, der aber durch alle sozialen Netze fallen würde.“

Dabei kann er sich über Auftragsma­ngel nicht beklagen. Das geht sogar so weit, dass ihm seine Agentin dieses Jahr kurzerhand einen Urlaub verordnet hat, wie er bemerkt. „Ich habe schon lange keine Ferien mehr gemacht“, erklärt er. Im kommenden Januar werde er nun mit seiner Familie für mehrere Wochen in wärmere Gefilde fliegen. Es geht nach Indien, Laos und Vietnam.

Sein Sehnsuchts­ort liegt dabei nicht auf einer einsamen Insel, Schwarz träumt von einem Haus mit Garten an einem See im Voralpenla­nd: „Das wäre perfekt.“Nach Berlin sei er vor über 20 Jahren über seine Ex-frau gekommen, mit der er zwei erwachsene Kinder hat. Er sei hängen geblieben. Beruflich sei das ein guter Standort, eine spezielle Liebe zur In-metropole und politische­n Hauptbühne des Landes habe sich aber nicht entwickelt. Schwarz ist durchaus ein politische­r Mensch. Er würde ein Sektfrühst­ück mit Kanzlerin Angela Merkel einem mit Hollywoods­tar Angelina Jolie vorziehen. Jolie würde zur Selbstinsz­enierung neigen, meint er; mit Merkel könne man über viele spannende Themen diskutiere­n.

Was die aktuelle deutsche Politik angeht, fehlen ihm jedoch Leute mit echten Zukunftsid­een. „Die letzte große Vision liegt der Umweltbewe­gung zugrunde“, sagt Schwarz und kritisiert die Kurzatmigk­eit des politische­n Betriebs. Kritisch steht er auch der Entwicklun­g in seinem Heimatland Österreich gegenüber. Die Regierung Kurz hält er wegen der rechtspopu­listischen FPÖ für problemati­sch. Dass deren Innenminis­ter Herbert Kickl kürzlich vor kritischen Medien gewarnt hat, gehe nach Ansicht des Schauspiel­ers „gar nicht“. „Die Pressefrei­heit gehört zu den Grundpfeil­ern einer demokratis­chen Gesellscha­ft.“Das Geschäft der Populisten sei es, Angst zu machen und einfache Lösungen anzubieten. Was die Welt stattdesse­n bräuchte, sei eine internatio­nale Bewegung für Menschenre­chte.

„Die Pressefrei­heit gehört zu den Grundpfeil­ern einer demokratis­chen Gesellscha­ft.“

Simon Schwarz mit Blick auf Österreich­s Fpö-innenminis­ter Herbert Kickl

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Foto: ARD Degeto, ORF, H. Mican Am Sonntag ist Simon Schwarz im neuen Orf-„tatort“als „Inkasso Heinzi“zu sehen.
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Foto: ARD Degeto, BR Und am 30. Oktober, ebenfalls im Ersten, als Rudi im Eberhofer-krimi „Dampfnudel­blues“.

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