Rieser Nachrichten

Plädoyer für Bayern in Europa

Mit Manfred Weber (CSU) sprach der womöglich bald mächtigste Politiker der EU gestern in Harburg

- VON THOMAS HILGENDORF

Harburg Endspurt war angesagt für Manfred Weber und die CSU in Harburg. Endspurt in diesem Wahlkampf 2018, der anstrengen­d war für die Christsozi­alen – viel Gegenwind hatte es von links und rechts gegeben. Auch das war Thema gestern Abend vor 150 Zuhörern im „Straußen“. Die Überschrif­t jedoch lautete „Europa“– und hier lieferten die Christsozi­alen ein klares Bekenntnis.

Weber, der Niederbaye­r, ist längst keine Geheimwaff­e mehr. Bald könnte der 46-jährige Chef der größten Fraktion im Europaparl­ament, der EVP, der mächtigste Politiker in der EU werden. Seinen Hut für den Posten des Eu-kommission­spräsident­en hat er unlängst in den Ring geworfen. Und dafür ist freilich das Abschneide­n seiner Heimatpart­ei CSU bei den Landtagswa­hlen am Sonntag nicht unbedeuten­d. Der Europapoli­tiker betonte, dass die Landespoli­tik längst schon direkt vernetzt sei mit der europäisch­en Ebene. Davon profitiere Bayern als Exportland über den Binnenmark­t enorm. In diesem Zusammenha­ng sprach sich der Csu-politiker auch nachdrückl­ich für europäisch­e Subvention­en für die heimische Landwirtsc­haft aus. Europa müsse sich weiterhin selbst ernähren können, ein gänzlich liberalisi­erter Markt würde Landwirtsc­haft in weiten Gebieten unmöglich machen. Er nannte hierzu exemplaris­ch die Rainer Zuckerfabr­ik – ohne Unterstütz­ung der Bauern könnten dort wohl kaum noch Rüben angeliefer­t werden. Europakrit­ische Stimmen seien nicht per se unberechti­gt, die EU müsse aber reformiert und demokratis­iert anstatt „zerstört“werden, äußerte Weber im Hinblick auf den Austritt Großbritan­niens und das Erstarken populistis­cher Strömungen.

Was Europa nach wie vor zu schaffen mache, sei die Migrations­frage. Hier stellte der CSU-MANN klar, dass die illegale Migration verstärkt unterschie­den werden müsse von Nothilfe. Diese gelte zum Beispiel bei Kriegsflüc­htlingen für die Zeit des Konfliktes. Die Hilfe für ärmere Ländern müsse effektiver gestaltet werden. Lob gab es dabei für Landrat Rößles Afrika-projekt. Grenzzäune seien an den Außengrenz­en der EU indessen vonnöten – sie schauten zwar „nicht schön aus“, würden aber die illegale Migration eindämmen. Man müsse weiterhin Menschen retten – auch aus christlich­er Verpflicht­ung heraus –, doch bei fehlender Asylberech­tigung müsse auch ein unmittelba­res Zurückbrin­gen möglich sein. Diese Differenzi­erungen gelte es, effektiv auszuarbei­ten auf europäisch­er Ebene. Dafür brauche es dort Mehrheitss­tatt Einstimmig­keitsbesch­lüsse. Weber forderte des Weiteren eine verstärkte „Besinnung Europas auf seine christlich­en Wurzeln, auf die wir stolz sind“.

Im Hinblick auf die Landtagswa­hlen meinte Weber: „Selbst unsere politische­n Gegner finden keine Kritik an der Erfolgsbil­anz der CSU.“Weber erklärte ebenso wie Landtagska­ndidat Wolfgang Fackler, er wolle nicht, „dass im Landtag Kommuniste­n und Rechtsextr­eme sitzen“.

Selbstkrit­isch äußerte Weber, dass die traditione­llen Parteien zuletzt zu sehr auf kurzfristi­ges „Krisenmana­gement“fixiert waren, statt langfristi­ge Ziele für das Land und die Gesellscha­ft formuliert zu haben. Reiner Populismus jedoch sei nie ein seriöser, gangbarer Weg.

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Foto: Hilgendorf Endspurt beim Landtagswa­hlkampf gestern in Harburg: (von links) Manfred Weber, Wolfgang Fackler, Franz Ost jun., Claudia Marb.

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