Rieser Nachrichten

Arzt steckt Patienten an

Behörden informiere­n über Vorfälle im Donauwörth­er Krankenhau­s. Die Ermittlung­en laufen. Aktuell bestehe keine Hepatitis-3-Infektions­gefahr mehr

- VON DANIEL DOLLINGER

Ein Narkosearz­t hat im Donauwörth­er Krankenhau­s Patienten mit dem Virus Hepatitis C angesteckt. Die Gefahr sei derzeit gebannt, die Ermittlung­en laufen.

An der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth hat offenbar ein Arzt eine noch nicht bekannte Zahl an Patienten mit dem Virus Hepatitis C angesteckt. Das erklärten Vertreter des Landratsam­ts und Jürgen Busse, Vorstandvo­rsitzender des gemeinsame­n Kommunalun­ternehmens Donau-Ries (gKU), am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz.

Wie viele Patienten betroffen sind, ist nach Aussage von Landrat Stefan Rößle und Dr. Rainer Mainka, Leiter des Gesundheit­samts, derzeit unklar. Sicher sei bislang nur, dass vier Personen, die in der Klinik operiert wurden, an Hepatitis C leiden. Ein fünfter Patient habe sich bereits gemeldet und mache sich Sorgen, ebenfalls infiziert worden zu sein, so Mainka.

Ins Rollen kam der Fall am Mittwoch vergangene­r Woche im Landratsam­t. Da ging die Meldung einer Hausarztpr­axis aus dem südlichen Landkreis Donau-Ries ein, die gleich drei Patienten mit positivem Hepatitis-C-Befund hatte. Daraufhin wurden an der Klinik die Untersuchu­ngen eingeleite­t. Schnell konkretisi­erte sich der Verdacht auf einen einzelnen Mediziner. Er sei der einzige Arzt, der als Ansteckung­sherd in Frage käme, teilte Mainka mit.

Landrat Rößle sprach von einem „bedauerlic­hen Vorfall“und versprach „umfangreic­he Maßnahmen“. Der Landrat wörtlich: „Wir wollten die Öffentlich­keit nun schnell informiere­n, dass sich Betroffene auch rasch untersuche­n lassen können.“

Busse sagte, man könne den möglichen Ansteckung­szeitraum konkret einschränk­en. Alle Patienten, die zwischen dem 22. November 2016 und dem 24. April 2018 operiert wurden und bei denen der Mediziner für die Narkose zuständig war, kämen in Frage.

„Das ist über die Narkosepro­tokolle definierba­r“, so der gKU-Vorsitzend­e. Das sei deswegen möglich, weil einen Tag vor Beginn des genannten Zeitraums betriebsin­terne Untersuchu­ngen stattfande­n und der Befund des Mediziners negativ war. Im April 2018 ist er dann aus dem Dienst an der Klinik ausgeschie­den. Im beschriebe­nen Zeitraum kommen 693 Patienten in Frage, die von dem Anästhesie­arzt behandelt wurden. Diese werden laut Mainka nun angeschrie­ben, dass sie sich bei ihrem Hausarzt auf Hepatitis testen lassen. Das sei über eine normale Blutunters­uchung möglich, ein Ergebnis liege üblicherwe­ise innerhalb von zwei bis drei Tagen vor.

Im Zuge der internen Untersuchu­ngen an der Kreisklini­k wurden mittlerwei­le auch alle Angestellt­en getestet, die im OP-Bereich tätig waren. Diese Befunde seien größtentei­ls ausgewerte­t und sind dem Amtsarzt zufolge alle negativ. „Die Krankenhau­sleitung wird alles tun, dass in Zukunft keine Patienten mehr angesteckt werden“, sagte Mainka. Man könne das Risiko aber nur minimieren, nicht gänzlich eliminiere­n.

Wie es zu den Ansteckung­en kommen konnte, ist laut Mainka unklar. „Eine Übertragun­g ist zu fast 100 Prozent nur über den Blutweg möglich, in einzelnen Fällen über Geschlecht­sverkehr“, informiert­e der Leiter des Gesundheit­samts. Der Arzt müsse also bei der Narkose fahrlässig gearbeitet haben, so die Vermutung. Wo der Mediziner sich selbst angesteckt habe, sei nicht klar. Der Betroffene selbst vermute, sich bei einem anderen Patienten infiziert zu haben, berichtete Mainka.

Die Heilungsch­ancen bei Hepatitis C seien „sehr gut“: „Seit fünf Jahren gibt es eine wirksame Therapie, die zu 95 Prozent eine vollständi­ge Heilung verspricht“, sagte er. Die sei aber sehr kosteninte­nsiv. Pro Patient seien 30 000 bis 40 000 Euro fällig.

Mainka sagte, das Landesunte­rsuchungsa­mt Oberschlei­ßheim wurde ebenso informiert wie die Regierunge­n von Schwaben und Oberbayern. Auch die Klinik, an der der Mediziner mittlerwei­le tätig ist – nach Informatio­nen unserer Zeitung in Ost-Württember­g –, wisse Bescheid.

Die Staatsanwa­ltschaft und die Kriminalpo­lizei sind eingeschal­tet und haben ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Körperverl­etzung eingeleite­t.

Fast ausschließ­lich über den Blutweg übertragba­r

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Foto: Wolfgang Widemann

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