Böse Erinnerungen an das Jahr 2005
Hochwasserschutz In der mittelfränkischen Nachbarschaft des Rieses schwappte seinerzeit der Hahnenkammsee über. Bürger fordern seitdem erfolglos von den Behörden Lösungen
Viele Ursheimer sind verärgert, ja mitunter frustriert. Sie fühlen sich von den Behörden nicht ernst genommen, wenn es darum geht, einen adäquaten Hochwasserschutz für den Polsinger Ortsteil zu bekommen. Seit Jahren ist das Problem ungelöst. Eines wollen sie nämlich nicht mehr erleben: Ein Hochwasser wie 2005, bei dem die beschauliche Rohrach, die mitten durch den Ort fließt, über die Ufer trat und einen immensen Schaden anrichtete.
Über den Bach wird der Luftlinie rund 2,5 Kilometer entfernte Hahnenkammsee abgeleitet. Seinerzeit war der Pegel des Sees von 468 Meter über Meeresniveau durch heftige Regenfälle auf 469,2 Meter angestiegen, sodass er an seinem Notüberlauf „überschwappte“. Dies hatte eine eineinhalb Meter hohe Flutwelle ausgelöst, die dann auf das Dorf zugerollt ist – mit fatalen Folgen.
Zahlreiche Häuser wurden be- troffen und einige Landwirte mussten mithilfe der Feuerwehr sogar ihre Tiere vor dem Ertrinken retten. Noch heute, 13 Jahre später, ist das damalige Ereignis für manchen Einwohner eine Art Trauma.
Was haben Manfred Rock und seine Mitstreiter in der Interessengemeinschaft Hochwasser nicht alles unternommen, um zusammen mit den zuständigen Stellen eine gemeinsame Lösung zu finden, damit Ursheim künftig von solchen Hochwasserereignissen verschont bleibt. Gespräche mit Politikern und Behördenvertretern gab es unzählige. Herausgekommen sei bisher dabei allerdings nichts Produktives, wie Manfred Rock und Rainer Niemeyer im Gespräch mit unserer Zeitung erklärten. Ihnen sei von den Behörden zugesagt worden, dass bei der Lösung des Problems auch ihre Vorschläge Berücksichtigung finden würden. Bisher Fehlanzeige.
Laut Rock will die Wasserwirtschaft bei einem starken Hochwasserereignis aus dem Hahnenkammsee lediglich 2,5 Kubikmeter pro Se- kunde ableiten, was seiner Ansicht nach zu wenig sei. Er und seine Mitstreiter plädierten dafür, 5,6 Kubikmeter pro Sekunde abfließen zu lassen. Diese Menge wäre ausreichend, um Ursheim vor den meisten Hochwasserschäden zu bewahren. Belegt wurde diese Auffassung durch ein Gutachten des namhaften Ingenieurbüros BGS aus Darmstadt.
Wasserwirtschaftsamt schlägt Dämme oder Schutzmauern vor
Bei der Wasserwirtschaft seien die Ursheimer mit diesem Vorschlag allerdings auf taube Ohren gestoßen. Das zuständige Amt ist ohnehin der Auffassung, dass im Bereich des Hahnenkammsees ein Jahrhunderthochwasser wie 2005 grundsätzlich nicht verhindert werden könne. Bauliche und technische Maßnahmen dienten allenfalls dazu, „mittlere Hochwasserereignisse“abzumildern. Eine Alternative sei zudem, Hochwasserschutz im Ort zu betreiben, etwa durch Dämme oder Schutzmauern. Letzteres will wiederum die Dorfgemeinschaft nicht, da die Vorschläge dazu ihrer Ansicht nach nicht akzeptabel waren.
Den Ursheimern dauert das ganze Procedere mittlerweile schon viel zu lange. Ihr Wunsch, bei dem Thema ihre Alternativvorschläge mit einbringen zu können, sei darüber hinaus immer noch nicht erfüllt worden. Auf die Frage, wie es weitergehen soll, zucken Manfred Rock und Rainer Niemeyer mit den Schultern. Ihrer Auffassung nach habe es während des gesamten Verfahrens seitens der zuständigen Behörden eine ganze Reihe von Fehlern und Gesetzesverstößen gegeben, worauf sie in einem offenen Brief an die Regierung von Mittelfranken, die Staatskanzlei in München, die örtlichen Abgeordneten und das Landratsamt hingewiesen hätten. Die bayerische Staatskanzlei habe als einzige Behörde geantwortet und erklärt, den Brief dem Umweltministerium zukommen zu lassen. Wie es jetzt weitergeht, wissen Manfred Rock und die Ursheimer nicht. „Wir können nur abwarten und sehen, was daraus wird.“