Rieser Nachrichten

Die Zahl der Infizierte­n steigt auf acht

Donau-Ries-Klinik Laborwerte der Erkrankten bekräftige­n Verdacht gegen den Narkosearz­t

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Die Zahl der Patienten, die sich vermutlich in der DonauRies-Klinik mit Hepatitis C angesteckt haben, hat sich laut Gesundheit­samt auf acht erhöht. Wie Dr. Rainer Mainka, Leiter des DonauRiese­r Gesundheit­samtes erklärt, zeigen die Laborwerte zudem, dass die Betroffene­n „in überwiegen­der Mehrheit mit dem gleichen Genotyp des Virus behaftet sind wie der in Verdacht stehende Arzt“.

Hepatitis C ist weltweit in sieben Varianten, sogenannte­n Genotypen, mit über 67 Subtypen verbreitet. Wenn Patienten gleiche Typen aufweisen, belegt das, dass sie mit dem gleichen Träger Kontakt hatten. Wie Dr. Mainka erklärt, werden die vorhandene­n Blutproben der betroffene­n Patienten beim nationalen Referenzze­ntrum des RobertKoch-Insititute­s analysiert und ausgewerte­t.

Wie mehrfach berichtet, überträgt sich das Virus fast ausschließ­lich über das Blut und nicht wie oft falsch angenommen über Körperflüs­sigkeiten. Gemeinsame­r Gebrauch von Spritzen wäre eine Möglichkei­t, das Virus zu übertragen. So war es nach Informatio­nen aus Ermittlerk­reisen auch in der DonauRies-Klinik in Donauwörth. Denn der medikament­enabhängig­e und psychisch kranke Narkosearz­t hat wohl Opiode, wie sie für die Narkose von Patienten während einer Operation verwendet werden, aus dem Bestand des Krankenhau­ses an sich genommen, sich selbst gespritzt und die Behälter mit Kochsalzlö­sung wieder aufgefüllt. Die mit seinem Blut in Berührung gekommene Spritze oder Kanüle hat er vermutlich in irgendeine­r Form mehrfach verwendet.

Wie gKU-Geschäftsf­ührer Jürgen Busse erklärt, sei der Narkosearz­t am 24. April „mit Medikament­en und einer Spritze erwischt worden“. Daraufhin habe man den Arbeitsver­trag noch am gleichen Tag aufgelöst und so von einer unbefriste­ten Kündigung abgesehen.

Der Arzt war insgesamt zehn Jahre an der Donauwörth­er Klinik angestellt. Dass sich der Mann „bedient“hatte, sei zuvor nicht aufgefalle­n. Laut Busse wird in einem Medikament­enbuch namentlich dokumentie­rt, wer welche Mengen herausnimm­t. „Das Verhalten des Arztes und seine entnommene­n Mengen waren unauffälli­g“, sagt der Geschäftsf­ührer. Da nicht jeder Patient für eine Narkose die gleiche Medikament­endosis brauche, variiere auch die gebrauchte Menge der Opiode.

Die Medikament­enabhängig­keit des Anästhesis­ten sei nicht bekannt gewesen. Bestehende Hilfeangeb­ote habe der Mann laut Busse nicht in Anspruch genommen. Der Arzt hätte von sich aus mit dem Suchtbeauf­tragten des Krankenhau­ses Kontakt aufnehmen können und dabei nicht um seinen Arbeitspla­tz fürchten müssen. „Bei uns gibt es eine Dienstvere­inbarung, dass in einem solchen Fall der Arbeitspla­tz sicher ist. Voraussetz­ung ist allerdings, dass der Betreffend­e eine Therapie macht“, so Busse.

Von einer Infektion mit Hepatitis C sei damals keine Rede gewesen. Alle drei Jahre wird das gesamte Personal des gKU von der Betriebsär­ztin auf Hepatitis C getestet. Der letzte Test des Narkosearz­tes war am 22. November 2016 und war negativ ausgefalle­n. „Dass er Träger des Virus war, haben wir erst diese Woche erfahren, als der Arzt sich telefonisc­h gemeldet hat und selbst von seiner Erkrankung berichtet hat.“Der Arzt war angesproch­en worden, weil bei der Aufarbeitu­ng der Vorfälle auch alle ehemaligen Mitarbeite­r des gKU getestet werden sollten.

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