Rieser Nachrichten

Viel Gestotter nach der Wahl

- VON ERICH PAWLU redaktion@rieser-nachrichte­n.de

Am heutigen Montag feiert die Menschheit den Welttag des Stotterns. Den „Internatio­nal Stuttering Awareness Day“gibt es schon seit 1998, aber nie war er so nötig wie heute. Denn das Jahr 2018 ist zum großen Jahr des Stotterns geworden. Es stottert nicht nur der Konjunktur­motor, es stottert auch jedes Diesel-Auto und immer mehr EU-Parlamenta­rier geraten bei der Erläuterun­g ihrer Zukunftspl­äne ins Stottern.

Besonders zugenommen hat die Zahl der politische­n Stotterer nach der bayerische­n Landtagswa­hl. Jetzt erklären Vertreter der Volksparte­ien stotternd ihre Niederlage­n und die Grünen kommen aus dem gejubelten Gestotter nicht mehr heraus. Bayern, wo einst sogar jedes komplizier­te Schnadahüp­ferl ungestotte­rt gesungen wurde, hat mit seiner neuen Sprachstör­ung sogar Berlin angesteckt. In der Bundeshaup­tstadt wird zwar stotternd eingestand­en, dass auch Mitglieder der Bundesregi­erung das große Stottern in Bayern ausgelöst haben könnten. Das macht verlegen, aber Berliner Verlegenhe­iten verstecken sich schon immer hinter auftrumpfe­nden Reden. Schon Theodor Gottlieb von Hippel hat die Verbindung von Schock und gestottert­er Redelust erkannt, als er 1778 in seinem Buch „Lebensläuf­e nach Aufsteigen­der Linie“den Satz hinterließ: „Nichts ist einem Verlegenen heilsamer, als wenn er reden kann; er fällt zwar immer tiefer drein, indessen ist es ihm Labsal reden zu können, wenn er auch nur stammeln und stottern sollte.“

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