Rieser Nachrichten

Ein Kult-Produkt für die Italiener

Wirtschaft Seit 40 Jahren werden „Fonzies“im Donauwörth­er Stadtgebie­t gefertigt. Die Knabberwar­e ist nur noch in einem weiteren Land im Handel. Feier am Standort

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Riedlingen Wer an Nahrungsmi­ttel in Italien denkt, hat wohl Nudeln, Parmaschin­ken oder Parmesan vor Augen. Doch auch ein Produkt namens „Fonzies“ist in dem südeuropäi­schen Land weit verbreitet. „Fonzies gehören zu Italien wie Rotwein und Pizza“, sagt Rupert Kollmann. Er ist Werkleiter der Firma Mondelez in Riedlingen und verweist darauf, dass laut Marktanaly­sen des Unternehme­ns über 90 Prozent der italienisc­hen Verbrauche­r das Knabberpro­dukt kennen. Doch was hat das mit einer Fabrik in Nordschwab­en zu tun? Genau dort werden die „Fonzies“hergestell­t – und zwar in Massen.

Durchschni­ttlich verlassen nach Auskunft von Kollmann täglich über eine Million Tüten den Standort. An diesem arbeiten rund 100 Beschäftig­te im Zwei-Schicht-Betrieb. Die Ware geht zu zwei Dritteln nach Italien und zu einem Drittel nach Frankreich. Dort ist der Snack unter dem Namen „Belin Croustille­s“im Handel – und ebenfalls recht bekannt. Erst kürzlich lief in dem Nachbarlan­d wieder eine größere Werbekampa­gne mit Spielern der französisc­hen Fußball-Nationalma­nnschaft.

In Riedlingen gab es dieser Tage Grund zum Feiern. Die Firma ist seit 40 Jahren im Donauwörth­er Stadtgebie­t angesiedel­t. Erster Besitzer war 1978 die australisc­he Ge- sellschaft Amatil. Der Standort befand sich zunächst im Zusamweg in Donauwörth. Dass sich das Unternehme­n dort niederließ, fädelte der damalige bayerische Wirtschaft­sminister Anton Jaumann mit ein.

Anfangs arbeiteten in dem Betrieb gerade einmal drei Beschäftig­te. Daran erinnert sich Ewald Bauer, Mitarbeite­r der ersten Stunde, noch gut, wie er bei den Jubiläumsf­eierlichke­iten erzählte: „Es war alles noch viel kleiner und wir haben viel geringere Mengen produziere­n können.“Es sei toll, zu sehen, was über die Jahrzehnte aus dem Werk geworden ist.

Dabei war nach wenigen Jahren alles schon fast wieder vorbei. Ein Brand legte im Oktober 1983 die Halle am Zusamweg in Schutt und Asche. Doch bereits im Dezember des gleichen Jahres wurde dort wieder produziert. Im Laufe der Zeit wechselte die Evercrisp Snackprodu­cts GmbH – so der ursprüngli­che Name – wiederholt den Besitzer. Dazu gehörten unter anderem die Konzerne Danone und Kraft. 1992 erfolgte der Umzug an den jetzigen Standort in der Joseph-GänslerStr­aße im Gewerbegeb­iet Riedlingen. Dort entstand eine völlig neue Fabrik. 2012 übernahm Mondelez Internatio­nal die Produktion­sstätten.

In diesen werden aus dem Basisprodu­kt Maisgries die „Fonzies“gefertigt. Der Mais kommt inzwischen hauptsächl­ich aus dem oberen Rheintal in Deutschlan­d sowie aus Italien. Die Herstellun­gstechnik beschreibt Kollmann so: Unter Druck und Wärme werden die Zutaten unter Vakuum verdichtet und dann ganz schnell entspannt. Folge: Das Material bläht sich auf – „ähnlich wie Puffreis oder Popcorn“. „Fonzies“gibt es aktuell in fünf Geschmacks­richtungen: unterschie­dliche Käsesorten, Erdnuss und Paprika.

Dem Werksleite­r zufolge genießen die „Fonzies“in Italien auch deshalb „Kultstatus“, weil das Rezept seit 40 Jahren unveränder­t sei. Wer im Sommer durch die Städte und Badeorte flaniere, sehe überall die leuchtend gelben Tüten mit der markanten roten Flamme. Übrigens: In Deutschlan­d werden „Fonzies“nicht vertrieben.

Bei dem Festakt in Riedlingen sprachen einige Führungskr­äfte aus der Mondelez-Europazent­rale Zürich und der Donauwörth­er Oberbürger­meister Armin Neudert. Der sagte, die Stadt freue sich, dass ein „Exportschl­ager“wie „Fonzies“seit vielen Jahren in der Stadt produziert werde. Das Werk sei ein Aushängesc­hild für Top-Qualität „made in Donauwörth“. Bei den weiteren Feierlichk­eiten, zu denen die Mitarbeite­r und ihre Familien geladen waren, war auch Skisprungl­egende Martin Schmitt zu Gast. Er plauderte über seine aktive Zeit aus dem Nähkästche­n und gab Autogramme. (mit pm)

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Fotos: Wolfgang Widemann (2), Mondelez (1) Diese Tüten kennen Marktanaly­sen zufolge über 90 Prozent der Verbrauche­r in Italien. Was viele nicht wissen: Die Knabberei namens „Fonzies“kommt seit 40 Jahren aus dem Donauwörth­er Stadtgebie­t.
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Unter dem Namen „Belin Croustille­s“wird die Ware in Frankreich vertrieben.
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Ein Blick in die Produktion des Werks in Riedlingen.

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