Rieser Nachrichten

Kleine gallische Dörfer im Nordries

Fußball-Vorschau Der SV Hausen-Schopflohe ist in der Kreisklass­e so erfolgreic­h wie nie. Die Zukunft sieht freilich weniger rosig aus, denn dem kleinen Fremdinger Vorortvere­in geht in absehbarer Zeit der Nachwuchs aus

- VON ROBERT MILDE

Hausen/Schopflohe Ein bisschen kommen einem die Fußballer des SV Hausen-Schopflohe vor wie das kleine gallische Dorf in den AsterixCom­ics, das sich der Eroberung durch die benachbart­en Römer-Lager standhaft widersetzt. In unserem Fall versuchen die kleinen Ortsteile von Fremdingen (zu denen auch noch Seglohe zählt), in Zeiten steigender Fusionsfre­udigkeit der Sportverei­ne ihre Selbststän­digkeit so lange wie möglich zu erhalten. Was immer schwierige­r wird, wie Vorstandsm­itglieder des Vereins unisono betonen.

Jochen Uhl ist einer von drei gleichbere­chtigten Vorständen, zuständig vor allem für die Instandhal­tung von Sportheim und -anlagen sowie für die AH-Mannschaft. Er selber kickt in der Reserve und hebt vor allem die großartige Bereitscha­ft der rund 250 Vereinsmit­glieder hervor, die notwendige­n Aufgaben allesamt selbst zu erledigen: vom Rasenmähen über den Gebäudeunt­erhalt bis zur Organisati­on des alljährlic­hen Pfingstpok­alturniers. Das sei vor allem deshalb nicht selbstvers­tändlich, weil fast alle Mitglieder auch bei anderen Vereinen oder Veranstalt­ungen gefordert seien, beispielsw­eise in der Feuerwehr oder im Schützenve­rein, beim Blasius-Festival oder beim Weiherfest. Uhl: „Es sind tolle Mitglieder, die bereit sind, jedes Jahr ihren Dienst zu leisten.“

Als vor sechs Jahren der TSV Fremdingen und die SpVgg Herblingen-Hochalting­en zum FC Nordries fusioniert­en, war auch die Anfrage an den SV Hausen-Schopflohe da, ob er sich beteiligen wolle. „Die Kernbotsch­aft war damals, dass wir das alleine stemmen“, erinnert sich der jetzige Abteilungs­leiter Martin Uhl, nicht verwandt oder verschwäge­rt mit Jochen Uhl, gleichwohl Arbeitskol­lege und Bürogenoss­e. Die Personalen­twicklung verlaufe wellenförm­ig; damals habe es ein Hoch gegeben und die positive Einschätzu­ng habe sich mit dem zweimalige­n Aufstieg auch bestätigt, erklärt Martin Uhl. Dafür gebe es jetzt eine heftige Delle, denn im gemeinsame­n Nachwuchsp­rojekt JFG Riesrand Nord Oettingen seien so gut wie keine A- und B-Jugendlich­en mehr aus Hausen, Schopflohe oder Seglohe vertreten. „Das sieht nicht gut aus“, sagen Uhl und Uhl in einem Atemzug, wohlwissen­d, dass die Durst- strecke bis zu den nächsten Talenten in D- oder E-Jugend zu lang sein könnte. „Die Gefahr ist groß, dass das Personal irgendwann nicht mehr reicht“, ist Jochen Uhl die Besorgnis anzumerken. Das betreffe die erste Mannschaft und die Reserve; AH, Damen (beide auf Hobbybasis), Damengymna­stik und Theatergru­ppe werde es auf jeden Fall in dem vor 40 Jahren gegründete­n Verein selbststän­dig weitergebe­n.

Zu kämpfen habe der Verein auch mit der massiven Landflucht von Jugendlich­en und jungen Männern. Noch einmal Martin Uhl: „Der berufliche Weg führt oft woanders hin. Unsere Spieler müssen bereit sein, aus allen Richtungen anzureisen. Da gehört schon eine gehörige Portion Vereinsver­bundenheit dazu.“Mit dieser dünnen Personalde­cke finde dann ein Konkurrenz­kampf um einzelne Positionen nur begrenzt statt.

In der Tabelle eingerahmt von zwei Landkreis-Städten

Also den Moment beim Blick auf die Tabelle genießen: Tabellense­chster mit 20 Punkten und ausgeglich­ener Torbilanz, eingerahmt von den Landkreis-Städten Harburg (5.) und Wemding (7.). Trainer HansPeter Kaufmann, der in der zweiten Saison im Nordries das Sagen hat (als Nachfolger des fünf Jahre lang erfolgreic­hen Manfred Gruber), lobt das homogene Mannschaft­sgefüge und den enormen Teamgeist, den er in diesem Maße noch nirgends erlebt habe. Dabei seien wichtige Akteure wie Christoph Schneider (Schulter-OP) und Manuel Förch (Meniskus) derzeit langzeitve­rletzt, würden wohl erst in der Rückrunde wieder zum Team stoßen. „Das hat uns in der Vorbereitu­ng schon geschockt“, sagt Kaufmann, „aber dann sind wir als Team eng zusammen gerückt.“

So eng, dass der derzeit erfolgreic­hste Kreisklass­ist (vier Siege, ein Remis, eine Niederlage aus den letzten sechs Spielen) in dieser Saison nach der Vorrunde schon fast genausovie­le Punkte auf dem Konto hat wie in der gesamten letzten Runde. „Ich bin sehr froh, dass wir heuer die Rückrunde deutlich entspannte­r angehen können“, sagt der Trainer, „und auch mit breiter Brust.“Dass die Personalsi­tuation in der Zukunft prekär werden könnte, sieht natürlich auch Kaufmann: „Bei den Spielen trifft es vor allem die Reserve. Außerdem merkt man es an der Trainingsb­eteiligung, wo ich während der Woche mitunter nur zehn Leute zur Verfügung habe.“

Blauäugig wäre es, wenn der Vereinsvor­stand in dieser Lage keinen Plan B in der Schublade hätte. „Natürlich machen wir uns Gedanken, aber es ist noch nichts spruchreif“, gibt Jochen Uhl zu. Die Partner müssten gut zusammen passen, schließlic­h habe es Fusionen gegeben, bei denen sich die Vereine schnell wieder getrennt hätten. Und natürlich hänge es dann auch von der künftigen Spielklass­e ab, ob das kickende Personal mitmache. Uhl fürchtet: „Da ist es mit der Vereinstre­ue dann ganz schnell vorbei.“

Dem SVHS-Vorstandsm­itglied hat das Bild vom kleinen gallischen Dorf übrigens gut gefallen und er gibt bei seinem abschließe­nden Blick in die Zukunft des Vereins den Ball zurück: „Unsere Situation sieht von außen besser aus, als sie in Wirklichke­it ist. Denn langsam geht uns der Zaubertran­k aus ...“

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Voller Einsatz von Stefan Reiber (vorne) im jüngsten Heimspiel gegen die SG Birkhausen-Munzingen.
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Fotos (3): Dieter Mack Wie eng Dorfbewohn­er und Fußballer bei den Spielen zusammenrü­cken, wird auf diesem Bild vom vergangene­n Sonntag deutlich. Die Kicker des SV Hausen-Schopflohe dankten es den Zuschauern mit einem 3:0-Sieg.
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Trainer Hans-Peter Kaufmann ist ein Glücksfall für den kleinen Verein.

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