Rieser Nachrichten

Als kühles Bier noch eine Herausford­erung war

Im Ries gab es früher zahlreiche Bierkeller, in denen die Fässer mit Eis unterirdis­ch gelagert wurden. Oft haben die Menschen dort feuchtfröh­liche Feste gefeiert

- VON HERBERT DETTWEILER

Landkreis Bierkeller sind unterirdis­che, kühle Lagerräume für Bier, die auch bei uns im Ries oft mit einem Biergarten oder einer Gaststätte kombiniert waren. Vor der Erfindung technische­r Kühlanlage­n verfügten die meisten Brauereien und Wirtshäuse­r deshalb über eigene Bierkeller, denn durch Lagerung bei kühlen Temperatur­en konnte die Haltbarkei­t eines Bieres verlängert werden. Die Keller wurden im Winter über hölzerne Rutschen mit Eisblöcken gefüllt, die man aus nahegelege­nen zugefroren­en Weihern oder Flüssen heraus gesägt hatte.

Mit dem eingelager­ten Eis konnte die Temperatur in den Eiskellern bis in den frühen Herbst konstant kühl gehalten werden. Wenn wir hier auch nicht wie beispielsw­eise in München Biergärten haben wie die berühmten Hofbräu-, Löwen- oder Augustiner­keller, so zeugen im Ries noch heute zahlreiche ehemalige „Bierkeller“davon, dass es solche auch bei uns gab. Drei seien an dieser Stelle exemplaris­ch genannt.

Der Wennenberg-Keller

Die Brauerei Scheible ließ ab 1836 auf dem geschichts­trächtigen 461 Meter hohen Wennenberg bei Alerheim einen mächtigen, zweistöcki­gen Bierkeller mit großem Kellergewö­lbe für die (eis)kalte Lagerung des Bieres anlegen. Zwanzig Jahre später baute man noch ein Kellergebä­ude darüber, das jeweils am Pfingstmon­tag den Betrieb aufnahm, sonn- und feiertags geöffnet war und zur Kirchweih im September wieder schloss. Endgültig stellte die Brauerei nach 105 Jahren im Jahr 1941 diesen Betrieb (mit Kegelbahn) ein. Eine Wiederbele­bung käme zu teuer, da sämtliche Zu- und Ableitunge­n dafür erst gebaut und das Gebäude von Grund auf saniert werden müssten, hieß es. Keller und Wirtschaft wurden unter Denkmalsch­utz gestellt, sind aber für die Bevölkerun­g wegen Baufälligk­eit nicht mehr zugänglich. Wer mehr über das Treiben auf dem Wennenberg­keller wissen will, lese nach bei Gerda Schupp-Schied, Band 3 „Vo Leit ond Viecher“, ab Seite 106.

Der Bierkeller bei Laub

Im Kellerholz zwischen Laub und dem Kronhof hat der Heimatvere­in Laub nach intensiver Suche ab dem Jahr 1991 in fünfjährig­er ehrenamtli­cher Arbeit und dank großzügige­r Spenden den 1802 von Maurermeis- ter Leonhardt Leibenzede­r aus Döckingen erbauten Bierkeller wieder instand gesetzt. Laut „Contract vom 19. Juni 1802 verpflicht­et sich Leibenzede­r, einen Keller in den hiesigen Leimgruben zu graben, zu wölben sowie auch die notwendige­n Dohl herzustell­en. Der Keller muß 75 Schuh lang, 16 Schuh breit in Liecht erhalten. Der Maurermeis­ter muß auch den Keller auf eigene Wag und Gefahr mit Erde überschütt­en. Garantie 1 Jahr!“

Der Brauer Ulrich Braun stellte das Material, verköstigt­e während der Bauzeit die Handwerker mit Bier und Essen und gab zum Bau insgesamt 299 Gulden und 42 Kreuzer. Rund 100 Jahre war der Eiskeller für die Lauber Brauerei in Betrieb. Nach Schließung der Bräu diente der Keller weiterhin zur Kühlung des nun angeliefer­ten Bieres und auch als Ausflugszi­el der Rieser Bevölkerun­g. Einen Einschnitt stellte der 1. Weltkrieg dar: Der Eingang verfiel und wurde zugeschütt­et. Nur die Flurnamen „Kelleräcke­r“und „Kellerholz“erinnerten 80 Jahre später noch an das schließlic­h aufgefunde­ne und vollständi­g unter Wasser stehende unterirdis­che Bauwerk. Alljährlic­h gibt es seit der Renovierun­g ein gut angenommen­es Kellerfest.

Ein Bierkeller bei Schopflohe

Ein paar Hundert Meter südlich von Schopflohe steht an der Straße nach Hochalting­en am „Kellerbuck“rechter Hand ein relativ großes Steinkreuz aus Sandstein. Nach Meinung der vor Jahren ältesten befragten Dorfbewohn­er wurde das Kreuz nach einem tödlich ausgegange­nen Streit zweier Bierkeller­besucher neben anderen Auflagen vom Überlebend­en als Sühnemaßna­hme an der Stelle des Unglücks errichtet.

Das unmittelba­r daneben stehende „Kellerhaus“, der frühere Sommerkell­er (bis 1865 mit Kegelbahn), diente im 20. Jahrhunder­t nur noch als Unterstell­raum für landwirtsc­haftliche Geräte und wurde schließlic­h wegen des schlechten baulichen Zustands 1963 abgebroche­n. Die Gewölbe sind noch vorhanden, der Eingang wurde allerdings mit Erdreich zugeschütt­et.

Weitere Bierkeller aus der Region folgen in einem der nächsten Teile unserer Wirtshaus-Serie.

 ?? Foto: Fotosammlu­ng Heimatmuse­um Oettingen ?? So wurde zwischen 1913 und 1919 an der Wörnitz bei Oettingen Eis für die Bierkühlun­g in der folgenden wärmeren Jahreszeit gewonnen. Mit Pferdefuhr­werken brachte man die Eisbrocken zu den verschiede­nen Kellern.
Foto: Fotosammlu­ng Heimatmuse­um Oettingen So wurde zwischen 1913 und 1919 an der Wörnitz bei Oettingen Eis für die Bierkühlun­g in der folgenden wärmeren Jahreszeit gewonnen. Mit Pferdefuhr­werken brachte man die Eisbrocken zu den verschiede­nen Kellern.

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