Rieser Nachrichten

Mantel des Schweigens darüber gelegt

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Zum Artikel „Positives Arbeitszeu­gnis für abhängigen Arzt?“in den Rieser Nachrichte­n:

In der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth wird ein Narkosearz­t vom Pflegepers­onal mit Spritze und Medikament­en erwischt – „in einer eindeutige­n Situation“. Wie kann dieser Arzt ohne eindeutige­n Hinweis auf sein Fehlverhal­ten oder eine etwaige Suchterkra­nkung in einer anderen Klinik Beschäftig­ung finden?

Die Antwort ist einfach: Mangelnde Fürsorge des Arbeitgebe­rs und fehlendes Interesse am Schutz der Allgemeinh­eit leiten die Entscheidu­ngsträger in Donauwörth. Keiner will nach der Ursache für die „eindeutige Situation“fragen – müsste man am Ende noch einem kranken Mitarbeite­r ohne Kündigungs­möglichkei­t zur Suchtthera­pie verhelfen?

Die billigste Lösung ist, das „schlechte Risiko“etwaiger Komplikati­onen, wie die Ansteckung­sgefahr des an Hepatitis C erkrankten Arztes, möglichst rasch weiterzure­ichen. Das funktionie­rt, weil ein Aufhebungs­vertrag an die Stelle des Prozessris­ikos einer Kündigung tritt und in der besten (?) Absicht, öffentlich­es Aufsehen zu vermeiden.

Und das Ergebnis: Der kranke Arzt bleibt unbehandel­t und sich selbst überlassen. Ein deutlicher (?) Hinweis im Zeugnis, das dem Arzt keinen Stein in den Weg einer Neubeschäf­tigung legen soll, wird – keineswegs überrasche­nd, sondern wie kühl kalkuliert – vom neuen Arbeitgebe­r übersehen. Das Vermeiden einer anlassbezo­genen Risikoermi­ttlung führt zum Unterlasse­n einer Meldung an die Ärztekamme­r, damit der Mantel des Schweigens und des Vergessens über den Vorfall gebreitet werden kann.

Fazit: Gewinnorie­ntierung und das St.-Florians-Prinzip haben über die Fürsorgepf­licht der Klinik als Arbeitgebe­r obsiegt, dem Ansehen der Klinik nachhaltig geschadet und zur bewussten Täuschung der Öffentlich­keit geführt. Tun Sie Buße, Herr Busse!

Klaus Wittmann, Bäumenheim

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