Der mit dem Schnurrbart
Im Film „Bohemian Rhapsody“erweckt Rami Malek die Musikerlegende Freddie Mercury zum Leben – und etabliert sich nebenbei als Charakterdarsteller
Fans der britischen Rockband Queen lieben deren musikalisches Aushängeschild „Bohemian Rhapsody“für seine Wandlungsfähigkeit: Anfangs eine Ballade, dann Oper, schließlich RockHymne. Während das gleichnamige Filmdrama über den legendären Queen-Frontmann Freddie Mercury vor dem Kinostart eher durchwachsene Kritiken erhielt, wird Rami Malek in der Hauptrolle einstimmig gefeiert. Kein Wunder – auf Wandlungsfähigkeit war der 37-Jährige aus Los Angeles lange zwangsläufig spezialisiert.
Für seine Zuschauer dürfte Malek trotz seines markanten Gesichts und rund 14 Jahren Schauspielerfahrung immer wieder ein Unbekannter sein. Das könnte allerdings am Publikum selbst liegen, das bei jedem von Maleks bisherigen Auftritten ein anderes gewesen sein dürfte: Seit seinem Leinwanddebüt im Jahr 2006 in einer Nebenrolle im Comedy-Film „Nachts im Museum“war Malek meist in weitgehend unbeachteten Filmen unterschiedlichster Genres zu sehen, darunter das Science-Fiction-Kriegsdrama „Battleship“und die Teenie-Vampir-Saga „Twilight“. Erste Schritte hatte er zuvor in verschiedenen Fernsehserien, unter anderem bei den „Gilmore Girls“, unternommen. Nach kürzeren Auftritten in „24“und Spielbergs „The Pacific“landete Malek als Elliot Alderson in der Hit-Serie „Mr. Robot“seinen Durchbruch. Darin spielt Malek einen schizophrenen Computerhacker, der sich über vier Staffeln hinweg gegen die korrupten Machenschaften großer Konzerne auflehnt. Zum wichtigsten Mittel wurden in dieser Rolle Maleks große, ausdrucksstarke Augen, mit denen er jede Stimmung der wortkargen Hauptperson abbilden konnte.
Größer hätte der Sprung für Malek zwischen zwei Rollen kaum sein können: Während der Protagonist in Mr. Robot emotional abgestumpft ist und sich stets unter einer Kapuze versteckt, gilt Freddie Mercury als eine der schillerndsten Figuren der modernen Zeitgeschichte. „Wie auch ich war Mercury der Sohn von Einwanderern, der auf der Suche nach seiner Identität war“, sagt Malek über seine Rolle, die ihm als Charakterdarsteller nun internationales Renommee einbringt. Dafür musste sich der 37-Jährige, dessen Eltern aus Ägypten stammen, intensiv vorbereiten: Neben seiner Sprech- und Singstimme studierte Malek die Körpersprache des Queen-Sängers bis ins Detail, eignete sich dessen Gesten, Mimik und den Schnurrbart an.
Den Schlüssel zur perfekten Verkörperung eines Menschen sieht Malek selbst jedoch in einer anderen seiner Qualitäten: „Das Wichtigste für eine charismatische Wirkung ist es, gut zuhören zu können.“So sei es ihm wichtig gewesen, so viele Freunde und Weggefährten der 1991 verstorbenen Rock-Legende wie möglich zum Gespräch zu treffen. Dank dieser Erlebnisse, so Malek, habe er Mercury sehr nahekommen können. Jens Reitlinger