Das strahlende Lächeln der Nachfolger
Alle Welt wundert sich über uns, weil wir trotz brummender Konjunktur ständig schlecht gelaunt sind. Möglicherweise haben Statistiker jetzt eine Erklärung für unsere Verdrießlichkeit gefunden: Nach neuesten Berechnungen steigt die Zahl der deutschen Milliardäre viel langsamer an als in China oder in den USA. Im Jahre 2017 konnten die 117 deutschen Milliardäre nur sechs neue Kollegen in ihre Runde aufnehmen.
Beobachter der Volksseele sind sich sicher: Viele Mitbürger, die ihren Job am Fließband oder im Firmenbüro mit der Hoffnung verknüpfen, schnell zum Milliardär aufzusteigen, lassen nun die Köpfe hängen. Und heiratswillige Frauen begraben ihren Traum, von einem Milliardär zu Glück, Reichtum und Traumschloss verschleppt zu werden. Sie alle vervollständigen das Bild von einer miesepetrigen Nation.
Nicht so sicher sind sich die Experten, ob der angekündigte Rücktritt Angela Merkels das Volk schwer getroffen hat. Denn immer mehr Nachfolgekandidaten lächeln strahlend in die Fernsehkameras. Zwar ist es noch zu keinem Fußtritt gekommen, aber ein einziger Rücktritt führt schnell zum Auftritt vieler gut gelaunter Konkurrenten.
Die fröhliche Stimmung wird wohl nur bis zum Amtsantritt der Nachfolger anhalten. Wahrscheinlich werden wir dann erleben, was Marie von Ebner-Eschenbach wie folgt in ihrer Autobiografie beschrieben hat: „Was wir an ihr verloren hatten, die uns [...] das Leben leicht und heiter gemacht hatte, das ermaßen wir aber erst völlig, nachdem ihre Nachfolgerin eingetroffen war.“