Rieser Nachrichten

Hepatitis C: Das sollte jeder wissen

Früher bedeutete die Diagnose ein lebenslang­es Leiden. Das hat sich geändert. Doch es herrscht noch viel Unsicherhe­it

- VON BARBARA WILD

Landkreis/Nürnberg Wer die Diagnose Hepatitis C erhält, muss nicht in Panik verfallen. Im Gegenteil. Seit 2012 ist die Virusinfek­tion sehr gut heilbar. Dennoch sollte man eine Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen, weshalb das Gesundheit­samt nach den Vorfällen an der Donauwörth­er Donau-Ries-Klinik mit viel Mühe mögliche Infizierte ermittelt. Nach einer positiven Diagnose herrscht bei allen Betroffene­n und in deren Umfeld viel Unsicherhe­it.

Eine, die aufklären möchte, ist Susanne Nückles. Sie leitet die Hepatitish­ilfe Mittelfran­ken, einen gemeinnütz­igen Verein aus Nürnberg, der aus einer Selbsthilf­egruppe entstanden ist und Menschen mit jeglicher Art von Lebererkra­nkungen berät. Die Zusammenar­beit mit der Universitä­tsklinik Erlangen und dem Klinikum Nord in Nürnberg sowie die jahrelange Betreuung und Beratung von Betroffene­n hat sie zur Expertin gemacht. „Früher war die erste Frage von Betroffene­n: Wann muss ich sterben?“, berichtet Nückles. Diese Zeiten seien heute dank des medizinisc­hen Fortschrit- vorbei. Nur bei sehr später Diagnose könne Hepatitis C lebensbedr­ohliche Folgen haben.

Nückles hat über die Medien von den Ereignisse­n in Donauwörth erfahren. Hier soll ein medikament­enabhängig­er Narkosearz­t Patienten mit dem Virus infiziert haben. Nückles hat bereits Kontakt zu Betroffene­n und ist angesichts der Infektions­zahlen von mindestens 39 Personen schockiert. Nückles: „Da fragt man sich schon, wie man so etwas verhindern kann.“

Ihr Verein plädiert schon lange dafür, dass Ärzte und Klinikpers­onal sich in jährlichem Abstand testen lassen, damit große Ansteckung­swellen vermieden werden könnten. Denn für sie ist es keine Neuigkeit, dass sich Patienten im Krankenhau­s mit Hepatitis C anstecken.

Jetzt aber will sie erst einmal helfen und ihr Wissen über die Krankheit, die meist ohne spezielle Symptome verläuft und daher so häufig unerkannt bleibt, weitergebe­n. „Es ist enorm wichtig, sich testen zu lassen und das nicht zu verschlepp­en“, sagt die Expertin. „Das Gefährlich­e bei Hepatitis C ist, dass man nicht erkennt, dass man diesen Virus hat, und dann damit seinen Körper mas- siv schädigt.“Nückles empfiehlt nicht nur, einen Test auf Antikörper im Blut, den sogenannte­n HCVAK-Test zu machen. „Diese Analyse ermittelt nur, ob das Immunsyste­m bereits mit dem Virus in Kontakt war und schon dagegen arbeitet“, erklärt sie. Es kann durchaus sein, dass der Körper es dann bereits selbst geschafft hat, den Virus zu beseitigen. Hier spricht man von der akuten Phase, die etwa sechs Monate andauert.

Ist das Virus länger im Körper, spricht man von einer chronische­n Hepatitis C. Erst dann kann und muss das Virus medikament­ös bekämpft werden. Ob eine chronische Hepatitis C vorliegt, kann aber nur der sogenannte PC RNA-Test ermitteln. „Dieser Test wird auch von der Krankenkas­se übernommen.“Zudem belaste diese Untersuchu­ng auch nicht das Budget des Arztes. „Finanziell gibt es also keinen Grund, diesen Test nicht durchzufüh­ren“, betont sie. In Nückles Augen kann eine Infektion nur dann wirklich ausgeschlo­ssen werden, wenn dieser umfangreic­here Test negativ ausfällt.

Bleibt das Virus im Körper, ist der Verlauf der Infektion sehr untes terschiedl­ich. „Manche Menschen merken ihr Leben lang nichts. Bei anderen geht die Schädigung der Leber schneller voran. Das hängt auch davon ab, wie belastet die Gesundheit des Einzelnen bereits ist“, sagt Nückles.

Skepsis nach Erkrankung ist oft groß

Die Beraterin will in diesem Zusammenha­ng mit Vorurteile­n aufräumen: „Im normalen Zusammenle­ben mit Infizierte­n passiert nichts. Nur von Blut zu Blut kann eine Infektion geschehen“, sagt sie. Zu oft hat sie Betroffene beraten, die nach der Diagnose ihren Arbeitspla­tz verlieren, von Bekannten gemieden werden oder deren Partner an der Treue zweifelt. Es sei immer noch in den Köpfen, dass sich nur Drogenabhä­ngige und sexuell sehr aktive Menschen mit Hepatitis C anstecken. „Dabei passiert in Krankenhäu­sern mehr als man denkt.“

OHepatitis­hilfe Mittelfran­ken Susanne Nückles steht für Fragen von Betroffene­n zur Verfügung. Kontakt: Telefon: 0911/235-8245 oder -8246. E-Mail: hepatitisb­eratung@gmx.de. Internet: www.hepatitish­ilfe-mfr.de

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