Rieser Nachrichten

Wo die stolzen Kanaken wohnen

Ach so! Du Kanake – Wer das in Deutschlan­d sagt, will den anderen beleidigen. Ganz schön fies. Aber es gibt auf der Welt auch einen Ort, wo die Leute stolz darauf sind, Kanake zu sein

- VON CHRISTOPH SATOR

In Deutschlan­d ist „Kanake“ein übles Schimpfwor­t. Wer das sagt, will einen anderen so richtig beleidigen. Das ist gemein und auch sehr dumm. Denn eigentlich bedeutet das Wort „Kanake“einfach nur Mensch. Das weiß in Deutschlan­d aber kaum jemand.

Aber es gibt einen Ort auf der Welt, wo sich die Leute selbst Kanaken nennen und stolz darauf sind! Das ist Neukaledon­ien: eine Gruppe von Inseln mitten im Pazifische­n Meer. Von Europa braucht man mit dem Flugzeug fast einen ganzen Tag, um dort hinzukomme­n. Maiao zum Beispiel ist gern Kanake – oder Kanaka, wie es eigentlich heißt. Er ist sieben, geht in die zweite Klasse und weiß schon viel über sein Volk. „Wir sind schon seit mehr als 3000 Jahren hier. Länger als alle anderen“, sagt er stolz. „Wir haben eigene Bilder, eigene Musik, eigene Spiele und auch eine eigene Sprache.“Maiao etwa bedeutet „kleine Wolke“.

Wenn man es genau nimmt, haben die Kanaken sogar 27 eigene Sprachen. Das kommt daher, dass die Leute früher kaum von den Inseln wegkamen und meist nur unter sich miteinande­r redeten. Inzwischen sprechen aber praktisch alle hier auch Französisc­h. Denn Neukaledon­ien gehört seit mehr als 160 Jahren zu Frankreich. Die Franzosen nahmen das Land damals für sich in Besitz. Sie wollten weit weg Gefängniss­e bauen, für Leute, die sie zu Hause in Frankreich nicht mehr wollten. Heute leben Franzosen und Kanaken in Neukaledon­ien ziemlich friedlich zusammen. Seit einiger Zeit wollen aber viele von den mehr als 100 000 Kanaken, dass sie mehr allein entscheide­n können. Kürzlich entschied die Mehrheit der Kanaken aber, dass Neukaledon­ien bei Frankreich bleibt und nicht ein selbststän­diges Land namens Kanaky wird.

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