Rieser Nachrichten

Ein Pfundsapfe­l

Obst In Marle Koch-Schneiders Garten in Nähermemmi­ngen steht ein in Schwaben einzigarti­ger Apfelbaum. Die Früchte beeindruck­en vor allem durch ihre Größe

- VON EMMA UDALY

Nähermemmi­ngen Ein Laie würde nichts Besonderes an dem Apfel entdecken, der im Obstgarten von Marle Koch-Schneider in Nähermemmi­ngen hängt. Grün-gelbliche Farbe, schmeckt leicht säuerlich. Das einzige, was dem ungeübten Auge auffallen könnte, ist die ungewöhnli­che Größe der Frucht. Für den Pomologen Hans-Thomas Bosch stellt diese Apfelart jedoch etwas ganz Besonderes dar. „Gloria Mundi“nennt sie sich. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name „Ruhm der Welt“. Das Beeindruck­ende an dem Fund ist, laut Bosch, dass das bis jetzt der einzige entdeckte Baum dieser Art in ganz Schwaben sei.

Der Baum steht direkt neben Koch-Schneiders Pferdestal­l und wäre vor einigen Jahren fast gefällt worden. „Eigentlich stand er ja im Weg“, erzählt sie. Der Stall sollte ausgebaut werden und dafür hätte der Baum weichen müssen. Sie hätte sich jedoch dagegen entschiede­n und um den Baum herum gebaut. Im Nachhinein sei sie sehr froh darüber. Was für einen besonderen Baum sie dort stehen hat, ahnte sie damals nicht. Aufgefalle­n seien ihr natürlich die großen Früchte. Einige der Äpfel wurden außerorden­tlich groß und schwer. Deswegen wusste sie, dass es sich dabei nicht um eine typische Supermarkt­sorte handeln könnte. Aber genau sagen, welche Art Apfel in ihrem Garten wächst, konnte ihr niemand sagen.

Ihr Obstbaumpf­leger Ralf Hermann Melber war es dann, der das Angebot des Landratsam­tes DonauRies nutzte. Das erfasst seit 2016 in Zusammenar­beit mit anderen Landkreise­n in Schwaben alte und seltene Apfel- und Birnensort­en. Dieses Projekt wird von dem Leader-Programm der EU gefördert.

Laut dem Projektträ­ger, der LAG Monheimer Alb-Altmühl-Jura, soll dadurch die Artenvielf­alt erhalten werden, die durch gewerblich­en Anbau und Handel stark zurückgega­ngen sei. In Supermärkt­en gebe es heutzutage nur fünf bis zehn unterschie­dliche Apfelsorte­n.

Für die Erfassung reist der Pomologe Hans-Thomas Bosch durch die Landkreise zu den gemeldeten Bäumen und stellt deren Sorte fest. Als er Merle Koch-Schneider erzählte, was für einen seltenen Apfel sie besaß, war sie sehr überrascht.

Bei dem „Gloria Mundi“handelt es sich Melber zufolge um eine Art, die ursprüngli­ch aus Nordamerik­a stammt. Wie der Apfel in die Region kam, könne nicht wirklich festgestel­lt werden, aber es sei möglich, dass er von einem Auswandere­r nach Deutschlan­d gebracht worden sei. Hans-Thomas Bosch könnte sich auch vorstellen, dass er durch Handel zwischen Amerika und Deutschlan­d zu uns kam. Auch das Alter der Sorte könne nicht genau festgestel­lt werden. Aufzeichnu­ngen zufolge stamme sie ungefähr aus dem 18. Jahrhunder­t.

Laut Bosch ist die Apfelart in ganz Deutschlan­d nicht weit verbreitet, kommt jedoch etwas öfter in Mittel- und Norddeutsc­hland vor. Dort sei sie vor rund hundert Jahren häufiger gepflanzt worden.

Merle Koch-Schneider ist stolz auf den besonderen Baum, den Namen findet sie jedoch etwas hochtraben­d. Bosch erklärt, dass sich dieser eigentlich nur auf dessen Größe beziehe und er deswegen auch oft als „Blender“oder „Schaufruch­t“bezeichnet werde. Seine Größe erscheint beeindruck­end. Geschmackl­ich sei er zwar nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Laut Melbert hat der Apfel noch einen anderen Namen: „Pfundsapfe­l“wurde er aufgrund seiner Größe umgangsspr­achlich genannt.

Das Landratsam­t kann noch nicht genau sagen, wie es nach dem Fund weitergehe­n soll. Man habe vor, einen Garten anzulegen, in dem ausgewählt­e Apfelsorte­n angepflanz­t und erhalten werden sollen. Welche in diesen Garten kommen, stehe noch nicht fest. Hans-Thomas Bosch ist sich sicher, dass der „Gloria Mundi“dort einen Platz finden wird.

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Foto: René Lauer Die Äpfel der Sorte „Gloria Mundi“werden besonders groß. Dieses Exemplar sei eher noch eines der kleineren, sagt die Besitzerin des Apfelbaume­s, Marle Koch Schneider aus Nähermemmi­ngen.
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Foto: Emma Udaly Der seltene Apfelbaum wächst direkt neben Marle Koch-Schneiders Pferdestal­l in Nähermemmi­ngen.

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