Rieser Nachrichten

Drogerie-König im Ruhestand

Götz Werner ist der Gründer der größten Drogerieke­tte des Landes. Dort mischt er heute nur noch im Hintergrun­d mit. Mittlerwei­le hat er ein anderes Herzensthe­ma

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Vor einiger Zeit saß Götz Werner wieder einmal in einer Talkshow und skizzierte seine Vision eines guten Lebens. Die wichtigste Aufgabe einer Gemeinscha­ft, sagte der Unternehme­r in seinem gemütliche­n Kurpfälzer Tonfall, sei, dafür zu sorgen, dass die Menschen würdevoll leben können – ohne Zwang, ohne Druck von außen. Das, glaubt er, geht nur mit einem bedingungs­losen Grundeinko­mmen, einer festen Summe also, die jeder Mensch im Monat bekommt, unabhängig davon, ob und in welchem Beruf er arbeitet.

Seit Jahren tritt der dm-Gründer, der vor etwas mehr als zehn Jahren von der Unternehme­nsspitze in den Aufsichtsr­at gewechselt ist, unermüdlic­h für seine Vision ein, hält Vorträge, sitzt in Talkshows, auch ein Buch hat er geschriebe­n. Das Grundeinko­mmen ist eine Idee, die gut zu ihm passt. Denn Werner, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, ist ein Unternehme­r, wie man ihn sonst in Deutschlan­d nicht so oft vorfindet. Einer, der in seiner Zeit als dm-Chef die Auszubilde­nden in Theaterwor­kshops schickte und die Beschäftig­ten in der Drogerie mitentsche­iden ließ, wenn in der Filiale neue Kollegen angestellt wurden. Sein Menschenbi­ld ist stark anthroposo­phisch geprägt. Werner ist Anhänger der Lehren Rudolf Steiners, der Anfang des vergangene­n Jahrhunder­ts die Waldorfpäd­agogik begründete.

Angefangen hat der Milliardär als Drogisten-Lehrling. Schon Vater und Großvater haben in der Branche gearbeitet.

Nach seiner Aus- bildung war er kurz in der Heidelberg­er Drogerie der Eltern angestellt, überwarf sich allerdings mit dem Vater. Der hielt die Idee seines Sohnes, Selbstbedi­enungs-Läden zu eröffnen, für „spinnert“. Mit 29 gründete Werner sein eigenes Unternehme­n. Als Namen wählte er den schlichten Begriff dm, kurz für Drogeriema­rkt.

Anders als bei seinen großen Konkurrent­en Anton Schlecker und Dirk Roßmann ging es bei Götz Werner anschließe­nd fast nur bergauf. Nach dem Aus des Schlecker-Konzerns wurde dm schlagarti­g zum Marktführe­r in Deutschlan­d. Im Anschluss wuchs der Konzern kräftig, heute teilen sich Rossmann und dm den deutschen Drogeriema­rkt weitgehend unter sich auf.

Zur sozialen Prägung, die Werner seinem Unternehme­n verpasst hat, gehört auch, dass dm schon früh auf ökologisch­e Lebensmitt­el gesetzt hat. Fast von Anfang an arbeitete Werner mit Götz Rehn zusammen, Gründer der Bio-Kette Alnatura, Anthroposo­ph wie er und noch dazu der Bruder seiner Ehefrau. 30 Jahre lang verkaufte dm die AlnaturaPr­odukte, bis ein Markenstre­it vor drei Jahren die Kooperatio­n und damit auch die enge Männer-Freundscha­ft beendete. Zu diesem Thema schweigt der sonst so beredte Unternehme­r. Anders als sein Schwager Götz Rehn. „Stellen Sie sich vor, Ihre Frau will sich scheiden lassen“, hat er einmal dem Mannheimer Morgen gesagt. „Da sind Sie auch überrascht, wenn Sie nicht damit gerechnetn­et haben.“Sarah Schierack

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Foto: dpa

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