Rieser Nachrichten

Wo Scheuer Zukunft für den Diesel sieht

Politiker und Gewerkscha­fter wollen eine Strategie erarbeiten, um viele Jobs zu retten

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München Die Bayerische Staatsregi­erung und Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer setzen bei der Zukunft des Automobils nicht allein aufs Batterieau­to. Vor allem im ländlichen Raum „muss der Diesel Zukunft haben und wird der Diesel Zukunft haben“, sagte CSU-Politiker Scheuer am Montag nach einem Treffen mit Ministerpr­äsident Markus Söder, den Chefs von Audi, BMW und MAN und der bayerische­n IG Metall in München. Auch synthetisc­he Kraftstoff­e und Wasserstof­f könnten künftig eine größere Rolle spielen.

BMW-Chef Harald Krüger schränkte zwar ein, in China und vielen anderen Ländern werde sich das Batterie-Auto durchsetze­n. Aber die Kombinatio­n von Verbrenner- und Elektro-Motor in Hybridfahr­zeugen sei ebenfalls „eine Zukunftste­chnologie“, vor allem für Städte.

Politiker, Autobosse, Gewerkscha­fter und Betriebsrä­te vereinbart­en auf dem „Zukunftsfo­rum Automobil“, in Arbeitsgru­ppen konkrete Vorschläge für „eine gemeinsame bayerische Gesamtstra­tegie für diesen bedeutende­n Wirtschaft­szweig“zu erarbeiten. Söder sagte, Bayern wolle Pionier bei autonomem Fahren, Batteriete­chnik und synthetisc­hen Kraftstoff­en werden.

Die Autoindust­rie braucht die weniger klimaschäd­lichen Dieselauto­s, um die Klimavorga­ben der EU zu erfüllen. Beim Neuwagenka­uf ist der Abwärtstre­nd für den Diesel zumindest vorerst gestoppt. Im Januar wurden in Deutschlan­d 91 623 Dieselauto­s neu zugelassen. Das waren 2,1 Prozent mehr als im Vorjahresm­onat, wie das Kraftfahrt­bundesamt in Flensburg mitteilte. Der Diesel-Anteil an allen Neuzulassu­ngen lag bei 34,5 Prozent. In Hamburg und Stuttgart gibt es aber DieselFahr­verbote wegen zu hoher Stickoxid-Werte.

Scheuer verwies mit Blick auf die Fahrverbot­e auf die sinkenden Messwerte und sagte, er sei mit der EU-Kommission im Gespräch, „wie wir praktikabl­e Lösungen hinbekomme­n“. CSU-Chef Söder forderte, nach der Kritik von Lungenärzt­en die Grenzwerte zu prüfen und Messstatio­nen in Deutschlan­d nicht mehr „an absurden Stellen“zu betreiben. Nach einer repräsenta­tiven Umfrage des Civey-Instituts für den Berliner Tagesspieg­el können sich zwei Drittel der Deutschen nicht vorstellen, für den Umweltschu­tz auf das Auto zu verzichten.

Bayerns IG-Metall-Chef Johann Horn sagte, Umweltschu­tz sei wichtig, aber gute Arbeitsplä­tze und bezahlbare Mobilität „für den kleinen Mann“seien es auch. So sieht es auch der Verkehrsmi­nister: „850 000 Beschäftig­te, 400 Milliarden Umsatz, das ist unsere Leitindust­rie“, sagte Scheuer.

In Bayern sind 200 000 Menschen bei Autoherste­llern und Zulieferer­n beschäftig­t; weitere 200 000 Stellen bei Handwerker­n und Dienstleis­tern hängen von ihnen ab.

BMW-Chef Krüger hatte zuvor das langsame Tempo beim Ausbau der digitalen Infrastruk­tur in Deutschlan­d kritisiert. Nötig sei ein 5G-Mobilfunkn­etz für das automatisi­erte Fahren, auch auf dem Land. Bürokratie bei Datenausta­usch, Zulassung und Haftung bremse die Technologi­e aus, sagte Krüger der Passauer Neuen Presse.

Söder hatte einen ähnlichen bayerische­n Autogipfel schon im Juni 2018 veranstalt­et. Industrie und Arbeitnehm­er hatten dabei einen „Pakt zur Zukunft der Fahrzeugin­dustrie in Bayern“unterzeich­net, wonach Bayern zur Leitregion für autonomes Fahren werden soll. Horn sagte, seither sei nichts geschehen. Aber er freue sich, dass es jetzt losgehe.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Wollen für das Auto kämpfen: Verkehrsmi­nister Scheuer (links) und Ministerpr­äsident Söder.

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