Rieser Nachrichten

„Da muss noch was kommen“

Thekla Carola Wied hat auch mit 75 Jahren noch viel zu sagen

- VON RUPERT HUBER

Augsburg Wenn man in der Schublade steckt, ist es für Schauspiel­er schwer, wieder rauszukomm­en. Die Schublade von Thekla Carola Wied heißt „Ich heirate eine Familie“. Angi Schumann war die patente Ehefrau mit dem sympathisc­hen Peter Weck an ihrer Seite. Binnen Kurzem waren die Schumanns eine Patchworkf­amilie im deutschen Fernsehen. Die Zusammenar­beit mit dem populären Österreich­er hat der Karriere der in Breslau geborenen und in Berlin aufgewachs­enen Schauspiel­erin den entscheide­nden Kick gegeben.

Trotzdem macht Thekla Carola Wied, die heute 75 Jahre alt wird, das Alter zu schaffen. Was kein physisches Problem ist, sondern ihre Negativ-Erfahrung, keine Hauptrolle­n mehr spielen zu können und einfach mit dabei zu sein im Schauspiel­geschäft. Wie jüngst als Mutter von TV-Tochter Andrea Sawatzki in dem Mehrteiler „Familie Bundschuh“. „Das gefällt mir“, sagt Thekla Carola Wied in einem Interview zu ihrem Geburtstag, aber sie musste sich erst daran gewöhnen, auch in Nebenrolle­n aufzutrete­n. Ihre posi- tive Prognose: „Da muss noch etwas kommen, mit dem ich dann gelassen Abschied nehmen kann.“Zufriedenh­eit hält die Schauspiel­erin für das Grundeleme­nt ihres Lebens. Dazu gehört auch ihre Ehe mit Hannes Rieckhoff, dem ehemaligen Oberbürger­meister von Backnang (Baden-Württember­g).

Nicht immer gelingt Schauspiel­erinnen aus der Generation der Wied ein so schöner Abgang in Raten wie mit ihren Fernsehspi­elen. Diana Körner etwa dreht eine Rosamunde-Verfilmung nach der ande- ren. Gila von Weitershau­sen ankert gern an der Südküste Englands. Mit derlei Schmonzett­en hat Thekla Carola Wied nicht viel am Hut. Abseits der Oma-Klischees schafft sie es, die sogenannte­n Degeto-Schnulzen, einer auf gefühlvoll­e Produktion­en ausgericht­eten ARD- Tochterfir­ma, handwerkli­ch sauber aufzumotze­n.

Die Komödie „Tür an Tür“etwa steht für eine moderne Form generation­sübergreif­ender Frauenfreu­ndschaft. Die gehbehinde­rte Hanna (Wied) und eine unglücklic­h verliebte junge Frau (Tanja Wedhorn) nehmen ihre Alltagspro­bleme ernst, nicht ohne sie gelegentli­ch augenzwink­ernd zuzuspitze­n. Auf einer Gratwander­ung zwischen Resignatio­n und resolutem Auftreten möchte Hanna unbedingt ihre Selbststän­digkeit bewahren. Freilich will es das Drehbuch, dass die beiden letztlich zusammenge­führt werden wie Mutter und Tochter.

Als ernstes Filmdrama überzeugt „Sein gutes Recht“, in dem Thekla Carola Wied ihren von Matthias Habich gespielten betreuten Jugendfreu­nd ins Leben zurückführ­t – nachdem sie vor Gericht dafür sorgt, dass ihr Schützling gegen einen betrügeris­chen Anwalt gewinnt.

 ?? Foto: Heinl, dpa ?? Thekla Carola Wied spielt bis heute abseits des Oma-Klischees.
Foto: Heinl, dpa Thekla Carola Wied spielt bis heute abseits des Oma-Klischees.

Newspapers in German

Newspapers from Germany