Ortskerne in den Stadtteilen stärken
Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste, will die Ortskerne zu Sanierungsgebieten machen. Davon könnten die Bürger finanziell profitieren.
Herr Mittring, als im vergangenen Jahr über den Anbau an die Grundschule Mitte abgestimmt wurde, war sich die Stadtteilliste nicht einig. Ein Teil stimmte für den Bau, einer dagegen. Warum?
Mittring: Weil wir Schulstandorte in zwei Stadtteilen haben. Ich habe mit unseren Lehrern in Baldingen gesprochen, man sieht das Thema ja sonst nur von außen. Es gab eben unterschiedliche Sichten in Baldingen und Löpsingen. Für mich war das klare Bekenntnis ausschlaggebend, dass am Schulstandort Löpsingen nicht gerüttelt wird. Die Platznot in der Grundschule Mitte war und ist ja vorhanden. Aus meiner Sicht wäre die Diskussion nicht so explodiert, wenn wir gleich von Anfang an bessere Bilder und Darstellungen vom Anbau gehabt hätten – zum Beispiel den Blick vom Daniel.
Nun hat aber eine Rätin aus Ihrer Fraktion, Gudrun Gebert-Löfflad, in der entscheidenden Sitzung recht emotional gesagt, man müsse sich „zwischen Pest und Cholera“entscheiden. Mittring: Jeder war in dieser Sitzung emotional angespannt, da kommt es schon mal zu Aussagen, die man im Nachhinein vielleicht nicht mehr machen würde. Letztendlich muss man sich die gesamte Situation anschauen. Zur Debatte standen ja auch Umsprengelungen von Schülern, aber das wäre genauso schlecht gewesen. In Nähermemmingen gibt es jeden Monat eine Ortsversammlung, da haben die Eltern dem Kollegen Weng schon deutlich gemacht, dass ihre Kinder weiterhin in die Grundschule Mitte gehen sollen.
Ein Quadratmeter des neuen Anbaus am Hallgebäude soll rund 10 000 Euro kosten. Müssen auch Sie als Stadtrat angesichts solcher Summen schlucken? Mittring: Mit Schlucken hat das nichts mehr zu tun, das ist unfassbar. Die Kostenentwicklung bei kommunalen Bauten ist astronomisch und nicht mehr darstellbar. Ich bin der Meinung, dass Bund und Land und auch der Denkmalschutz uns da im Stich lassen. Wenn wir aufgrund der Vorgaben des Denkmalschutzes ein Projekt so verwirklichen müssen, dann muss der auch einen deutlichen Beitrag leisten. Das Gleiche gilt aus meiner Sicht auch für die Baugebiete. Da müssen die Kommunen und die Besitzer der Bauplätze für Ausgrabungen zahlen, das kann es nicht sein.
Die Stadt hofft ja in einem anderen Bereich auch auf einen Zuschuss vom Bund – für die Sanierung und Erweiterung des Hallenbades.
Mittring: Ja, alle warten, hoffen und bangen. Aus meiner Sicht ist die Diskussion wieder völlig offen, wenn wir die Förderung nicht bekommen. Dann wird das Hallenbad zum wiederholten Mal ein Wahl- kampfthema. Wenn das Geld kommt, wird es eine vernünftige Lösung geben. Egal wie es ausgeht, ich unterstütze den Standort an der Gerhart-Hauptmann-Straße. Der ist von den Schulen her gut erreichbar. Wenn wir an einem neuen Standort bauen, was geschieht dann mit dem alten Bad? Dann haben wir wieder einen Leerstand, der schon alleine wegen der Turnhalle wieder gefüllt werden muss. Die Sauna wird sich in etwa selber tragen. Aber für das Hallenbad müssen wir in Zukunft das doppelte Defizit einrechnen. Das muss man auch so kommunizieren.
Ihre politischen Mitbewerber haben schon viele Ideen für das Bad. Mittring: Das sind die, die bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, was sich die Stadt alles nicht leisten kann. Wir sagen, wir brauchen auf jeden Fall einen Bereich für Kinder. Außerdem brauchen wir ein zweites Becken, in dem das Wasser eine wärmere Temperatur hat, in dem man relaxen kann. Und wir brauchen ein Becken, in dem die Schwimmer ihrem Sport nachgehen und in dem einzelne Bahnen abge- trennt werden können. Ein Außenbecken wäre aus meiner Sicht eine tolle Geschichte.
Der Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters hat schon begonnen. Wann gibt die Stadtteilliste den Namen ihres Kandidaten bekannt? Mittring: Wir werden uns sicher nicht vor März äußern. Ich halte den Zeitpunkt einfach noch für zu früh. Jetzt geht es uns erst einmal darum, Kandidaten für die Liste für den Stadtrat zu finden. Wir brauchen da 30 Bewerber.
Das heißt, die Entscheidung, ob die Stadtteilliste einen Kandidaten stellt, ist schon gefallen?
Mittring: Wir werden das im März bekannt geben.
Was wollen Sie in diesem Jahr angehen?
Mittring: Wir wollen auf jeden Fall eine vernünftige Lösung für das Gemeindezentrum Kleinerdlingen erreichen – noch in diesem Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Außerdem haben wir einen Antrag eingebracht, wonach auch die Ortskerne der Stadtteile Sanierungsgebiet werden sollen. Dann würde man für Projekte dort die gleichen steuerlichen Vorteile bekommen, wie in der Altstadt. In manchen Dörfern ist die Struktur noch relativ gut, in manchen nicht. Die Landwirtschaft ist weggebrochen, es gibt viele Leerstellen. Mit dem Flächenverbrauch können wir die nächsten 30 Jahre sicher nicht so weiter machen, wie wir es die vergangenen 30 Jahre getan haben.
Sie sind auch nicht ganz so begeistert vom neuen Baugebiet Gartenstadt in Nördlingen, angrenzend zum Saubrunnen.
Mittring: Nein. Ich sehe das aus landwirtschaftlicher Sicht. Wir verbauen da die mit Abstand besten Ackerböden, die es im ganzen Landkreis gibt. Die sind dann dauerhaft weg, da tut mir das Herz weh.
Welche Projekte wollen Sie zudem angehen?
Mittring: Das sind viele Kleinigkeiten. Stark beschäftigt uns das Radwegekonzept, wir wollen eine bessere Anbindung der Stadtteile an die Kernstadt und untereinander.
Interview: Martina Bachmann