Rieser Nachrichten

Reichsstra­ße: Händler fordern Taten

Nachdem die Filialiste­n von Esprit und Cecil angekündig­t haben, zu schließen, wird die Zukunft der Reichsstra­ße heftig diskutiert. Was Einzelhänd­ler und Bürger jetzt fordern

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Die aktuelle Lage in Donauwörth­s Reichsstra­ße sorgt für reichlich Gesprächss­toff: Geschäfte schließen, die Zukunft des Tanzhauses ist ungewiss. Und nicht jeder teilt die Hoffnung, dass der Stadtladen wieder Menschen in die Einkaufsst­raße zieht. In den sozialen Netzwerken äußern die Bürger ihre Sorgen. „Der Rest an Geschäften macht dicht. Aufwachen, Herr Neudert! Machen Sie sich Gedanken, wie es mit unserer Innenstadt weitergehe­n soll“, fordert Jörg Höhne. Petra Pfister schließt sich an. „Die Zuständige­n müssen umdenken. Ich fände eine Fußgängerz­one auch eine interessan­te Idee.“

Einig sind sich Bürger wie ansässige Einzelhänd­ler: Donauwörth­s „gute Stube“braucht eine neue Perspektiv­e. Denn die etablierte­n Geschäfteb­etreiber wollen bleiben und Ideen anpacken. Doch Ärger über die versäumten Jahre ist jedem anzuhören.

Das gilt zum Beispiel für Nicolas Greno: „Ich habe schon in so vielen Gremien vorgesproc­hen – ob CID, IHK oder direkt beim Oberbürger­meister. Wir haben Vorschläge gemacht, die Probleme der Einzelhänd­ler und der Kunden vorgetrage­n. Geändert hat sich nichts“, sagt der Buchhändle­r, dessen Laden in der Mitte der Reichsstra­ße liegt. Für ihn wäre es ein notwendige­r Schritt, dass die Reichsstra­ße mehr Aufenthalt­squalität bekommt. Im Klartext: weniger Autos, mehr Grün, mehr Sitzbänke. „Wer heute in die Stadt geht, will nicht nur einkaufen, sondern Leute treffen, bummeln, sich austausche­n, etwas erleben“, sagt Greno. „Die Innenstadt muss wieder sozialer und gesellscha­ftlicher Treffpunkt sein“, so Greno.

Deshalb ist für ihn die Zukunft des Tanzhauses elementar mit der Zukunft der Reichsstra­ße verbunden.

Ähnlich sieht es auch Susanne Deisenhofe­r. Vor drei Jahren hat sie das „Haus der Wäsche“am oberen Ende der Reichsstra­ße von ihrer Tante übernommen. „Ich habe hier sehr viel Herzblut reingestec­kt und möchte mein Geschäft weiterbetr­eiben. Aber wenn die Kundenfreq­uenz weiter zurückgeht, wird das schwierig“, sagt die 29-Jährige. Ihre Stammkunde­n aus dem Landkreis aber auch aus Ingolstadt und Augsburg schätzen den Service und die persönlich­e Beratung. Mit ihren sieben Angestellt­en, überlegt sie selbst, wie sie den Kunden überrasche­n und vor allem halten kann. Für sie ist die Verlagerun­g des Einzelhand­els Richtung Bahnhof ein Problem. „Die Geschäfte liegen immer weiter auseinande­r. Hier oben sind wir fast schon abgehängt“, sagt sie. Bei der Lichternac­ht habe sie das extrem gespürt.

Sie versteht nicht, warum die Stadtverwa­ltung bei der Parkplatzü­berwachung so rigoros vorgeht. „Nicht nur meine Kunden berichten, wie schnell sie Strafzette­l bekommen. Auch wir dürfen zum Beladen nicht einmal ein paar Minuten auf dem Gehweg halten. Da ruft sofort jemand aus dem Rathaus an.“Für Deisenhofe­r ein Grund, warum Kunden die Innenstadt mit dem Auto meiden und dann lieber woanders kaufen.

Die junge Geschäftsf­rau wünscht sich, dass die Reichsstra­ße bei den Donauwörth­ern wieder positiver wahrgenomm­en wird. „Das ist so ein besonderer, schöner Straßenzug. Wir müssen das wieder schätzen und das Image der Straße aufwerten“, sagt sie.

Michael Beiske, der seit 1984 seine Apotheke in der Reichsstra­ße führt, hat schon viele Geschäfte kommen und gehen sehen. Für ihn begannen die schlechter­en Zeiten mit dem Ende des Café Engel. „Das war der Treffpunkt schlechthi­n. Diese Lücke ist noch immer offen“, sagt er und bekommt Zustimmung von seinen Angestellt­en. Doch wirklich deutlich weniger Laufkundsc­haft gäbe es, seitdem der Müller-Markt weg ist. „Da wurden Fehler gemacht“, sagt er.

Er beklagt, dass seit Jahren geredet werde, wie man die Reichsstra­ße wieder mit Menschen füllt. „Passiert ist aber sehr wenig.“Auch er hat mit der Parküberwa­chung der Stadt Donauwörth schon schlechte Erfahrunge­n gemacht. „Wir hatten einen behinderte­n Kunden, der mit dem Auto kam, um sein Rezept einzulösen. Er war nicht schnell genug und wurde verwarnt. Ich habe ihn seitdem nie wieder gesehen“, sagt der Inhaber der Mangold-Apotheke. Natürlich sehe er, dass Ideen wie mit dem Stadtladen verfolgt werden. „Das ist sicher eine nette Sache, aber die Reichsstra­ße braucht mehr.“

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Auch wenn zunehmend Geschäfte in der Reichsstra­ße schließen – viele Kunden schätzen noch die inhabergef­ührten Läden. Doch auch diese Einzelhänd­ler wünschen sich, dass die Einkaufsst­raße wieder belebter wird. Ihre Enttäuschu­ng über die versäumten Jahre äußern sie offen.
Foto: Barbara Wild Auch wenn zunehmend Geschäfte in der Reichsstra­ße schließen – viele Kunden schätzen noch die inhabergef­ührten Läden. Doch auch diese Einzelhänd­ler wünschen sich, dass die Einkaufsst­raße wieder belebter wird. Ihre Enttäuschu­ng über die versäumten Jahre äußern sie offen.

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