Ordentlich eingeschenkt
Warum ein FDP-Mann einen Grünen zum Bio-Wein einlädt
Neues aus der Abteilung Attacke. Frontmann: Wolfgang Kubicki, FDP-Politiker, um keinen Spruch verlegen. Er entspanne sich am besten bei alten Kriegsfilmen, mancher Parteifreund habe „keinen Arsch in der Hose“, solche Sachen. Einer, der seinem Gegenüber gerne reinen Wein einschenkt. Was das betrifft, macht er jetzt richtig Ernst.
Aber von vorne. Kubicki hat mal vor vielen Jahren – mit allem Wohlwollen dieser Welt ausgedrückt – die besondere Nähe zum politischen Gegner gesucht. Er würde auf die CSU einhauen, kündigte er an, „bis die Schwarte kracht“. Wie gesagt: lange her. 2017 wurde er Bundes- tags-Vizepräsident. Ein Amt, das Würde, Stil und Zurückhaltung erfordert. Erst kürzlich empfahl Kubicki seinen Kollegen „Ruhe, Coolness und sachlichen Umgang“im Parlaments-Alltag. Na also.
Dass man nicht mehr, nun ja, die Nähe zum politischen Gegner suchen dürfe, stand nicht im Kleingedruckten seines Ratschlags. Da hätte sich Kubicki ja selbst reguliert. Hatte er doch nur wenige Wochen zuvor über Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter gesagt, dieser könnte ihn „zu Dingen verleiten, die ich eigentlich nicht will: ihm eine knallen zum Beispiel.“ Das führte – Kubicki-Bonus hin oder her – zu einigen „Irritationen“, wie der Urheber es nannte. Vor ein paar Tagen dann kündigte der FDP-Mann an, er wolle diese bei einem Glas Biowein glätten. Hofreiter, erst angefressen („Keine Ahnung, was ihn da geritten hat“), nahm an: „Wer mich kennt, weiß, dass man mit mir immer ein gutes Glas Wein trinken kann.“Bedingung: Es muss ein deutscher BioRiesling sein. Neuer Versuch von Wolfgang Kubicki also, seinem Gegenüber reinen Wein einzuschenken. Ob’s jetzt gut geht? Wer weiß das bei ihm schon?