Rieser Nachrichten

Was Germania-Fluggäste wissen müssen

Die Berliner Airline ist insolvent. Betroffen sind zahlreiche Flughäfen und hunderte Passagiere in Deutschlan­d. Wer bereits gebucht hat, steht vor der Frage, ob er sein Geld jemals zurückbeko­mmt

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Augsburg Erst Air Berlin, jetzt Germania: Wieder meldet eine deutsche Fluggesell­schaft Insolvenz an und stellt den Betrieb ein. Ein Überblick, was die Pleite für die Kunden bedeutet und wie es mit bereits gekauften Flugticket­s weitergeht.

Was bedeutet die Insolvenz der Fluggesell­schaft Germania?

Die Mitteilung kam in der Nacht auf Dienstag: Die Fluggesell­schaft Germania beantragte Insolvenz. Im Zuge dessen stellte Germania ihren Flugbetrie­b ein. Geschäftsf­ührer Karsten Balke begründete den Schritt damit, dass es nicht gelungen sei, Finanzieru­ngsbemühun­gen zum Abschluss zu bringen. „Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkei­t als die der Insolvenza­ntragstell­ung blieb“, erklärte Balke.

Welche Flughäfen sind betroffen? Die Fluggesell­schaft bediente viele deutsche Flughäfen, darunter vier, die aus Schwaben schnell zu erreichen sind: München, Nürnberg, Friedrichs­hafen und Stuttgart.

Am Flughafen München bot Germania neun Flüge pro Woche an, sagte ein Flughafens­precher, regelmäßig angeflogen wurden sechs Städte: Beirut, Erbil, Hurghada, Su- laymaniyya, Sharm el Sheik und Pristina. In Nürnberg sind am Dienstag vier Flüge annulliert worden. Für den Flughafen ist die Insolvenz von großer Bedeutung, da Germania ein Hauptkunde ist. In diesem Jahr flog Germania von Nürnberg aus zu 29 Zielen in zwölf Ländern.

Auch in Friedrichs­hafen bricht dem Bodensee-Airport ein großer Teil des Angebots weg. Im vergan- genen Jahr sei etwa ein Drittel aller gut 540 000 Passagiere am Bodensee mit Germania geflogen, teilte der Flughafen mit. In Stuttgart hatte Germania bislang vier Mal pro Woche Hin- und Rückflüge nach Pristina im Kosovo angeboten.

Wie kommen Germania-Kunden, die sich im Ausland befinden, nach Hause?

Mehrere deutsche Airlines bieten im Ausland festsitzen­den Passagiere­n verbilligt­e Tickets für die Rückflüge an. Die größten Überschnei­dungen in den Flugplänen gebe es mit der Tochter Eurowings, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Die Angebote richten sich an Passagiere, die nicht mit einem Pauschalre­iseveranst­alter unterwegs sind. Im Ausland gestrandet­e Germania-Kunden könnten für Rückflüge bis Ende Februar 2019 ab sofort auf der EurowingsS­eite Flüge buchen und erhielten im Nachhinein die Hälfte des Flugpreise­s erstattet. Das gleiche Verfahren bietet Tuifly an. Condor will Germania-Gäste ebenfalls für die Hälfte des Preises transporti­eren, sofern Plätze frei sind. Zusätzlich soll auf der Internetse­ite der Lufthansa in den kommenden Tagen ein Buchungsve­rfahren eingericht­et werden, mit dem verbilligt­e Tickets der Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian gebucht werden können.

Bekommen Kunden ihr Geld zurück, die ein Germania-Ticket haben, aber noch nicht geflogen sind? Darauf gibt es zwei unterschie­dliche Antworten – je nachdem, über welche Wege Kunden ihre Tickets bezogen haben. Wer seinen GermaniaFl­ug im Rahmen einer Pauschalre­ise gebucht hat, soll sich laut Mitteilung der Fluggesell­schaft direkt an seinen Reiseveran­stalter wenden, um eine Ersatzbefö­rderung zu erhalten. Für Kunden, die ihr Ticket direkt bei Germania gekauft haben, gestaltet sich die Lage problemati­scher: Sie gehören ab sofort zu den Gläubigern und können ihr Geld im Normalfall nur im Rahmen des Insolvenzv­erfahrens zurückbeko­mmen. Nach Angaben von Germania hätten sie aufgrund der Gesetzesla­ge keinen Anspruch auf Ersatzbefö­rderung. „Eine Insolvenzv­ersicherun­g für Fluggesell­schaften, die im Fall einer Pleite Kunden absichert, ist nach wie vor nicht beschlosse­n“, kritisiert­e Klaus Müller, Vorstand des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen. „Trotz der Erfahrunge­n mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregi­erung und EU nichts unternomme­n. Das rächt sich nun.“ Ich habe bei Germania direkt gebucht. Gibt es wirklich keine Chance, das Geld zurückzube­kommen? Einen Tipp haben Verbrauche­rschützer: Eine Chance besteht für Passagiere, die zwar bei Germania direkt gebucht haben, aber als Zahlungsmi­ttel die Kreditkart­e genutzt haben, berichtet Laura Kauczynski, Expertin für Fluggastre­chte des Fluggasthe­lferportal­s AirHelp. „Dann besteht die Möglichkei­t, belastete Beträge im Konkursfal­l wieder gutzuschre­iben“, teilte sie mit. Verbrauche­r, die per Kreditkart­e bezahlt haben, sollten ihre Kreditkart­enbedingun­gen auf einen möglichen Insolvenzs­chutz prüfen, berichtet auch das Zentrum für Europäisch­en Verbrauche­rschutz.

Steigen nach der Germania-Insolvenz die Ticketprei­se?

Der Nürnberger Luftfahrtu­nternehmer Hans Rudolf Wöhrl rechnet mit teureren Tickets im deutschen Flugverkeh­r. Vor allem auf Strecken zu Urlaubszie­len sei mit höheren Preisen zu rechnen, da Germania als Wettbewerb­er ausfalle, sagte er. Das Beispiel der 2017 pleitegega­ngenen Fluggesell­schaft Air Berlin habe gezeigt, dass es danach extreme Preissteig­erungen auf innerdeuts­chen Strecken gab.

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Foto: Daniel Karmann Germania ist pleite. Die Flieger bleiben am Boden.

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