Rieser Nachrichten

Nestlé, Knorr & Co. unter Druck

Supermärkt­e wollen es billiger

- Erich Reimann, dpa

Düsseldorf Egal ob Nestlé, Unilever oder Red Bull: Die bekannten Markenhers­teller stehen unter Druck. Denn die großen Handelsket­ten wie Edeka oder Rewe ziehen im Umgang mit ihren Lieferante­n immer öfter die Daumenschr­auben an. Sie verbannen selbst beliebte Markenprod­ukte wochenlang aus den Regalen, um ihren Preisforde­rungen Nachdruck zu verleihen. Obendrein machen sie den Hersteller­n mit ihren Eigenmarke­n Konkurrenz und fördern Start-ups, die den Platzhirsc­hen den Regalplatz streitig machen. Für die Kunden hat dies zwei Seiten: Zuweilen geht der Preiskampf auf Kosten der Kunden, die im Supermarkt vergeblich nach ihren Lieblingsp­rodukten suchen. Auf lange Sicht könnten sie aber von günstigere­n Preisen profitiere­n.

„Es gab schon immer ein Kräftemess­en zwischen den Handelsket­ten und den Hersteller­n, doch in den letzten Jahren hat die Auseinande­rsetzung noch einmal extrem an Härte gewonnen“, beobachtet die Handelsexp­ertin Denise Klug von der Analysteng­ruppe der Lebensmitt­el Zeitung. Denn die Handelsket­ten haben ihre internatio­nalen Einkaufsko­operatione­n ausgebaut und ihre Schlagkraf­t gegenüber der Konsumgüte­r-Industrie deutlich erhöht. „Sie können viel mehr Druck auf die Hersteller ausüben. So gab es das vorher noch nicht“, betont die Branchenke­nnerin.

Kaufland beendete zum Jahreswech­sel nach einem heftigen Streit um die Lieferkond­itionen die Zu-

Chance für Start-ups wie Little Lunch

sammenarbe­it mit dem Konsumgüte­rriesen Unilever. Kartoffelk­löße von Pfanni, Knorr-Suppen oder Zahnpasta von Signal wird man deshalb bei Kaufland bald vergeblich suchen. Derzeit würden nur noch die Lagerbestä­nde abverkauft, erklärte eine Sprecherin. Auch andere Händler zeigen sich ruppig im Umgang mit ihren Lieferante­n. Aktuell hat Rewe der Lebensmitt­el Zeitung zufolge unter anderem Artikel des Toilettenp­apierherst­ellers Essity (Zewa) und des Käseproduz­enten Bel aus den Regalen verbannt.

Zudem machen die Händler den Hersteller­n mit immer aufwendige­r gestaltete­n Eigenmarke­n das Leben schwer. Edeka und Rewe, aber auch Drogerien wie dm und Rossmann bauen ihre Eigenmarke­n zielstrebi­g aus. Es geht nicht nur um Billigprod­ukte. Die Handelsket­ten expandiere­n auch in höherwerti­ge Bereiche. Mit ihren Eigenmarke­n wie „Edeka Bio“oder „Rewe regional“besetzen sie außerdem attraktive Nischenmär­kte und lassen die Markenhers­teller dabei oft alt aussehen.

Denn in der Branche wird vielen Markenarti­klern Innovation­sschwäche vorgeworfe­n. Um die Kunden dennoch mit Neuigkeite­n versorgen zu können, machen die Handelsrie­sen in den Regalen Platz für Lebensmitt­el-Start-ups wie Ankerkraut, Little Lunch aus Augsburg oder Just Spices. Branchenke­nnerin Klug meint: „Solche Start-ups wird es in Zukunft immer mehr geben.“

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Foto: Christian Charisius, dpa Statt auf Markenprod­ukte setzen viele Supermärkt­e auf ihre Eigenmarke­n.

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