Rieser Nachrichten

Das Wachstum in Bayern schwächt sich ab

Der Bayerische Industrie- und Handelskam­mertag fordert eine Rückkehr zu einer aktiven Wirtschaft­spolitik und Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n

- VON ULI BACHMEIER

München Die Lage ist gut, aber das Wachstum schwächt sich in einigen Branchen spürbar ab und die Unsicherhe­it über die künftige wirtschaft­liche Entwicklun­g nimmt zu. Das ist, kurz zusammenge­fasst, das Ergebnis der neuen Konjunktur­umfrage des Bayerische­n Industrieu­nd Handelskam­mertags (BIHK), die Präsident Eberhard Sasse und Hauptgesch­äftsführer Manfred Gößl am Dienstag in München vorstellte­n. Die Konsequenz, so sagen sie, müsse eine aktive Wirtschaft­spolitik sein. Sie fordern einen entschloss­eneren Kampf gegen den Fachkräfte­mangel, zügigen Bürokratie­abbau, schnellere Digitalisi­erung, steuerlich­e Erleichter­ungen zur Förderung von Investitio­nen und eine bessere Unterstütz­ung von Start-Up-Unternehme­n.

Dass es in naher Zukunft Probleme geben könnte, spiegelt sich insbesonde­re in den Geschäftse­rwartungen der bayerische­n Unternehme­n. Laut Umfrage liegen sie im Saldo zwar immer noch mit neun Punkten im Plus, sind aber nur noch halb so gut wie zu Beginn des vergangene­n Jahres. Aktuell rechnen 22 Prozent der Betriebe mit einer Belebung des Geschäfts und 13 Prozent mit einer Eintrübung.

Ganz oben auf der Liste der Risiken steht nach wie vor der Fachkräfte­mangel. 63 Prozent der Unternehme­r sehen hier das größte Geschäftsr­isiko. Immer noch deutlich dahinter liegen weitere Risiken – allerdings mit steigendem Gewicht: wirtschaft­spolitisch­e Rahmenbedi­ngungen (48 Prozent), Arbeitskos­ten (43 Prozent), Inlandsnac­hfrage (41 Prozent) sowie Energie- und Rohstoffpr­eise (36 Prozent).

Deutliche Unterschie­de ergeben sich mit dem Blick auf einzelne Branchen: Das Wachstum in der Industrie habe deutlich nachgelass­en. Die Baubranche erziele Rekordumsä­tze, habe ihren Wachstumsz­enit aber überschrit­ten. Die Lage im Dienstleis­tungsgewer­be sei stabil. Und im Handel gebe es ein zweigeteil­tes Bild: Die Geschäfte der Großhändle­r laufen sehr gut, die Stimmung im Einzelhand­el allerdings habe sich eingetrübt – was vermutlich am Trend zum Onlinegesc­häft und an Unsicherhe­iten bei den Verbrauche­rn liege.

Nach Aussagen von Sasse und Gößl ist es deshalb höchste Zeit, die Wirtschaft­spolitik wieder ins Zentrum zu rücken. Statt über Steuererhö­hungen zu diskutiere­n, solle die Politik konkrete Steuererle­ichte- rungen ins Auge fassen, um „punktgenau“Investitio­nen zu fördern – etwa über verbessert­e Abschreibu­ngsmöglich­keiten. „Hier besteht echter Handlungsb­edarf“, sagte Gößl.

Viel zu sehr vernachläs­sigt habe die Politik in Deutschlan­d und Bayern junge, innovative Unternehme­r. So gebe Bayern zwar viel Geld für soziale Wohltaten aus, „aber Bayern ist eine Wüste, wenn es um die Förderung von Start-Ups geht“, sagte Sasse und nahm insbesonde­re das bayerische Familienge­ld aufs Korn, das es ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g für alle gebe. „Es wird in diesem Land Geld verteilt ohne Ansehen der Person. So etwas mit der Gießkanne zu machen, ist absoluter Quatsch“, sagte Sasse.

Um den Fachkräfte­mangel zu bekämpfen, sollten nach dem Willen der BIHK-Chefs die Möglichkei­ten des Einwanderu­ngsgesetze­s besser genutzt werden. „Hier müssen wir schon mal ein bisschen Mut zum Tempo haben“, sagte Sasse, „so könnten wir unsere Rahmenbedi­ngungen wirklich verbessern.“

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Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa Gerade die Autoherste­ller hatten zuletzt Probleme.

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