Rieser Nachrichten

Einigung beim Familienge­ld wird Gesetz

Bayern und Bund legen ihren Streit bei. Jetzt gibt es die Unterstütz­ung für kleine Kinder ausnahmslo­s für alle. Wer bisher leer ausging, bekommt eine Nachzahlun­g

- VON ULI BACHMEIER

München Das bayerische Familienge­ld soll künftig ausnahmslo­s auch an all jene Familien mit kleinen Kindern ausbezahlt werden, die Hartz IV beziehen. Nach monatelang­em Streit mit dem SPD-geführten Bundessozi­alminister­ium hat die Bayerische Staatsregi­erung am Dienstag in München einen Gesetzentw­urf vorgelegt, der den Vorgaben des Bundes entspricht. Sobald das Gesetz vom Landtag beschlosse­n ist, sollen die Hartz-IV-Familien, die bisher leer ausgegange­n sind, Nachzahlun­gen in vollem Umfang bekommen.

Die Einigung zwischen Bayern und Bund kam nach intensiven Gesprächen zustande. Der Bund sicherte zu, das bayerische Familienge­ld künftig nicht mehr auf Leistungen der Grundsiche­rung für Arbeitssuc­hende (Hartz IV) anzurechne­n. Im Gegenzug wird Bayern in dem Gesetz ergänzend klarstelle­n, dass Familienge­ld gezahlt wird, damit Eltern für eine „förderlich­e frühkindli­che Betreuung“sorgen können. „Mit der Einigung“, so teilte die Staatsregi­erung nach der Sitzung des Kabinetts mit, „wird jetzt im Interesse der Familien Rechtssich­erheit geschaffen und die Ungleichbe­handlung beendet.“

Bayerns Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer (CSU) zeigte sich erfreut über den Kompromiss mit der Bun- desregieru­ng. Damit bleibe es im Freistaat auch bei der klassische­n Wahlfreihe­it. Betroffene Eltern können nach wie vor selbst entscheide­n, ob sie sich alleine um ihre Kin- der kümmern oder Kinderbetr­euung in Anspruch nehmen. Aktuell sind nach Angaben der Ministerin bereits 284 000 Bescheide ausgereich­t. Der Staat zahlt 250 Euro pro Monat für Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren.

Schreyer merkte an, dass sie den Streit mit dem Bund von Anfang an für überflüssi­g gehalten habe. Die Staatsregi­erung habe vergangene­s Jahr ihr Gesetz mit der Regionaldi­rektion der Bundesanst­alt für Arbeit abgestimmt. Erst danach seien Einwände aus Berlin gekommen. Nun habe Bayern eingelenkt, um sicherzust­ellen, dass das Geld möglichst schnell zu den Eltern komme. Schreyer: „Wenn der Bundesmini­ster sagt, schreibt diesen Halbsatz rein, dann schreiben wir ihn rein.“An der Sache ändert das nach ihrer Darstellun­g nichts.

Die sozialpoli­tische Sprecherin der SPD, Doris Rauscher, sieht die Ursache des Zwists dagegen in Bayern: „Wir als SPD haben von Anfang an darauf hingewiese­n, dass die CSU da ein unausgegor­enes und handwerkli­ch schlecht gemachtes Gesetz vorgelegt hat – möglicherw­eise ganz bewusst, um eine Show im Wahlkampf zu inszeniere­n.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Der monatelang­e Streit des Freistaats mit dem Bund ist beigelegt: Auch Hartz-IV-Familien erhalten jetzt das bayerische Familienge­ld.

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