Spuren der Zuneigung
Neue Begegnung mit Jan Skácel
Der Name des tschechischen Dichters Jan Skácel (1922 – 1989) ist eng mit dem seines Dichterkollegen Reiner Kunze verbunden. Kunze hat Skácel ins Deutsche übersetzt und in seiner 1982 bei Fischer vorgelegten „wundklee“-Ausgabe einem größeren Kreis bekannt gemacht. Jetzt hat der Kritiker und Essayist Peter Hamm dem aus Südmähren stammenden Dichter eine schöne Neuedition mit Lyrik und Prosa (und einer aus persönlicher Nähe gewonnenen Einführung) gewidmet. Es sind
Skácels Gesten der Zuneigung und Behutsamkeit, die in die Natur gelegten leisen Spuren und ihre Gefährdungen, die Nähe zu den vermeintlich geringen Dingen, aber auch die mit unverwechselbarer Note versehenen großen Themen von Kindheit und Angst, von Schönheit und Schmerz, die diese (meist knapp gehaltenen) Verse auszeichnen. Die auch vom Volkslied gespeiste Musikalität besticht ebenso wie das immer wieder neu entworfene Bilderkleid (der sommerlichen Natur).
Skácel, der nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 mit jahrelangem Publikationsverbot belegt war, versagt sich die Klage und alles rechthaberische Getue. Wir begegnen einem zutiefst humanen Autor, der in seine Kurzprosa überraschende, humorig gefärbte Perspektiven einflicht. 1989, in seinem Todesjahr, erhielt der Dichter den Petrarca-Preis. Peter Handkes Laudatio ist abgedruckt, ein weiteres Glanzstück des Bandes.