Rieser Nachrichten

Das soll es im „Bürgerbad“geben

PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag sagt: In Sachen Hallenbad kann der Stadtrat jetzt nicht mehr zurück. Warum er aufs Tempo drücken will. RN-Serie (3)

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Herr Beyschlag, Sie haben in der Debatte um das Hallenbad den Begriff des „Bürgerbade­s“geprägt. Was genau verstehen Sie eigentlich unter einem Bürgerbad für Nördlingen? Beyschlag: Dieser Begriff sollte ausdrücken, dass das künftige Hallenbad nicht allein den Bedarf der Schulen abdecken soll. Es ist immens wichtig, dass Kinder schwimmen lernen. Ein Oberzentru­m wie Nördlingen braucht ein Hallenbad, in dem die Bürger den gesunden Schwimmspo­rt ausüben können. Das jetzige Hallenbad genügt den heutigen Ansprüchen nicht mehr. In den knappen Öffnungsph­asen ist es zu voll, es gibt nicht genügend Wasserfläc­he. Außerdem sollte das neue Bad für Kinder und Familien Attraktion­en bieten. Mit dem Begriff wollte ich deutlich machen, dass es kein großes Spaß- oder kein ausschließ­liches Schulschwi­mmbad werden soll.

Wenn man Kämmerer Bernhard Kugler zuhört, stellt sich die Frage, ob sich Nördlingen ein Bürgerbad, wie Sie es beschreibe­n, überhaupt leisten kann. Beyschlag: Was mich in diesem Zusammenha­ng sehr ärgert, ist, dass die Stadt immer mehr Aufgaben übertragen bekommt, aber die finanziell­e Ausstattun­g von Bund und Land nicht in genügendem Umfang. Doch zu Ihrer Frage: Kämmerer neigen dazu – das ist auch ihre Pflicht – das Vorsichtsp­rinzip walten zu lassen. Ich erinnere mich daran, dass der Vorgänger von Herrn Kugler bei der Abstimmung um das neue Freibad auf der Marienhöhe pro forma die Hand gehoben hat, er war gegen den Bau. Jetzt ist der Stadtrat einhellig dafür, dass man das neue Hallenbad angeht, und das ist richtig. Natürlich müssen wir streng auf unsere Finanzen achten, aber dann müssen wir eben bei anderen Dingen Abstriche machen.

Wo denn zum Beispiel?

Beyschlag: Wir mussten immer Prioritäte­n setzen, als wir etwa das Klösterle saniert und die Tiefgarage gebaut haben, oder etwa beim Bau des Jugend- und Familiengä­stehauses. Damals haben wir es auch irgendwie geschafft. In Sachen Hallenbad kann der Stadtrat jetzt nicht mehr zurück.

Die Stadt hofft auf eine kräftige Finanzspri­tze vom Bund für das Bad. Doch was, wenn die nicht kommt, wenn Nördlingen bei diesem Förderprog­ramm nicht zum Zug kommt? Beyschlag: Es gibt kein Patentreze­pt. Wenn die Fördermitt­el nicht kommen, dann muss man neu zu denken beginnen und diskutiere­n. Zuletzt haben wir mit Sanierunge­n im Bestand schlechte Erfahrunge­n gemacht, sei es beim TheodorHeu­ss-Gymnasium oder beim Bahnhof. Eine reine Sanierung ohne Verbesseru­ng kommt für mich nicht infrage. Da nehmen wir dann zehn Millionen Euro in die Hand, und die Bürger fragen sich bei ihrem ersten Besuch, was wir getan haben.

Geht es nach Ihrer politische­n Konkurrenz, dann braucht das neue Hallenbad unbedingt eine große Rutsche. Was steht auf Ihrer Wunschlist­e? Beyschlag: Das neue Hallenbad muss eine ordentlich­e Sauna haben, Nördlingen ist in diesem Bereich alles andere als gut ausgestatt­et. Dazu brauchen wir unbedingt einen hinreichen­den Bereich für Familien und Kinder. Ich hoffe sehr, dass wir alle Entscheidu­ngen noch vor der Sommerpaus­e treffen. Danach beginnt die heiße Phase des Wahlkampfe­s – und es droht ein unsägliche­r Wettbewerb. Da wird dann alles Mögliche für das Hallenbad versproche­n, das man im Nachhinein nicht halten kann. Wir müssen auch die Finanzierb­arkeit im Auge behalten. Deshalb bin ich auch dafür, dass wir Fachleute mit ins Boot holen, einen Bäderarchi­tekten, der uns sagt, was heute der Standard und was machbar ist.

Sie haben doch den Wahlkampf begonnen, in dem Ihre Parteifrei­en David Wittner als ersten Kandidaten vorgestell­t haben.

Beyschlag: Das war der richtige Zeitpunkt. Über den Namen David Wittner ist immer mal wieder spekuliert worden, da musste man irgendwann mal Ja oder Nein sagen.

Die Mitbewerbe­r lassen sich Zeit. Beyschlag: Das ist mir gleichgült­ig.

Im vergangene­n Jahr wurde im Stadtrat viel über die Schulen debattiert, ja sogar emotional gestritten. Dabei stimmten ursprüngli­ch alle Fraktionen im Bauausschu­ss für den Quader. Hat es da am nötigen Feingefühl für den Bürgerwill­en gefehlt?

Beyschlag: Ja, diese Kritik müssen wir annehmen. Ich bin nicht im Bauausschu­ss, aber ich will mich nicht rausreden. Die Entscheidu­ng wurde damals unter Druck gefällt. Außerdem ging es bei der ganzen Debatte immer nur noch um den Bau, aber nicht um das eigentlich­e Problem: Die Kinder brauchen dringend mehr Platz.

Was sind für Sie die wichtigste­n Themen für das kommende Jahr? Beyschlag: Neben dem Hallenbad steht für uns die Kinderbetr­euung ganz oben. Zudem sehen wir das Problem, dass es zu wenig bezahlbare­n Wohnraum gibt, die Verkehrssi­tuation ist sicher ebenfalls eine Aufgabe. Nördlingen muss zukunftsfä­hig bleiben, das ist in unserer schnellleb­igen Zeit nicht einfach.

Und was wollen Sie konkret im Stadtrat erreichen?

Beyschlag: Wir wollen, dass Nördlingen im Bereich Gartenstad­t Grundstück­e erwirbt, damit dort neue Bauplätze ausgewiese­n werden. Auch im Anschluss an das Herkheimer Viertel ist ein weiteres Baugebiet denkbar. Billige Bauplätze werden das aber nicht.

Auf dem Döderlein-Gelände sollen auch Wohnungen entstehen. Beyschlag: Das ist für mich nicht eines der Primärprob­leme der nächsten zwei bis drei Jahre. Die Hotelsitua­tion in Nördlingen hat sich mittlerwei­le entspannt. Die Bodenbelas­tung muss beseitigt werden. Und außerdem brauchen wir dringend mehr Parkplätze, bevor auch nur ein Finger an das Döderlein-Gelände gelegt wird. Interview: Bachmann

 ?? Archivfoto: Bachmann ?? Der Fraktionsv­orsitzende der PWG, Helmut Beyschlag, sagt: In Sachen Hallenbad kann der Stadtrat jetzt nicht mehr zurück.
Archivfoto: Bachmann Der Fraktionsv­orsitzende der PWG, Helmut Beyschlag, sagt: In Sachen Hallenbad kann der Stadtrat jetzt nicht mehr zurück.

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