Damit Donauwörths Dämme halten
Das Wasserwirtschaftsamt plant zwischen B 16 und der Donau ein 140 Hektar großes Becken, das bei steigendem Pegel die Stadt vor dem Wasser schützen soll. Was genau die Pläne vorsehen
Donauwörth Wie kann Donauwörth geschützt werden, wenn ein Jahrhunderthochwasser eintritt? Die Antwort auf diese Frage ist sehr komplex. Denn nicht nur der klassische Damm kann die Stadt schützen, die Donau soll an sich mehr Platz bekommen. Zudem muss man auch die Gewässer oberhalb und unterhalb der Stadt betrachten, um sämtliche Einflüsse berücksichtigen zu können.
Klar ist allerdings – sollte ein solches Extremereignis geschehen, wäre der Schaden immens. Entlang der schwäbischen Donau zwischen Iller und Lechmündung würde ein Schaden von etwa 120 Millionen Euro im Raum stehen. Sollten die Dämme brechen, wären es sogar drei Milliarden Euro. Laut Wasserwirtschaftsamt Donauwörth wäre Donauwörth eines der Siedlungsgebiete, die am meisten zu befürchten hätten.
Aus diesem Grund arbeitet das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth seit Jahren an einem neuen Hochwasserschutz für Donauwörth. Fabian Tauschner vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth hat den aktuellen Stand am Montag den Stadträten im Bauausschuss erklärt. Berechnungen zum Zusammenspiel der verschiedenen Gewässer in der Region sind abgeschlossen und in einem sogenannten hydraulischen Modell zusammengefasst. Gleiches gilt für Grundwasserszenarien. Vergangene Woche wurden zudem Bodenproben am Donauufer bei Airbus und beim Pappelweg genommen. Jetzt geht es darum, die Maßnahmen zu konkretisieren.
Ein weiterer Baustein des sogenannten „Grundschutzes“– also alle Maßnahmen, die verhindern, dass Siedlungsgebiet in Donauwörth überflutet wird, weil die Deiche nicht halten – soll ein etwa 140 Hektar großer Rückhalteraum sein. Im Falle eines Hochwassers könnte dieser gezielt über ein Einlaufbauwerk geflutet werden.
Diesen Rückhalteraum plant das Wasserwirtschaftsamt auf einer Fläche, die zwischen der B 16 Richtung Tapfheim und der Kessel liegt. Im Nordosten wird es vom Naherholungsgebiet „Riedlinger Baggerseen“begrenzt ( siehe Grafik). Dieser Rückhalteraum soll, falls nötig, bis zu 1,9 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen können.
Dafür müssen aber einige Erdbewegungen stattfinden. Entlang der Kessel werden die bereits bestehenden Deiche ertüchtigt und auf etwa drei Meter aufgestockt. Außerdem soll ein neuer Deich von etwa 1,1 Kilometern Länge gebaut werden. Dieser verläuft als Riegel zwischen dem Kesseldeich und der B 16. Grundstücke sind dafür noch nicht
erworben. Die Planung ist aber laut Aussage des Wasserwirtschaftsamtes auch noch nicht so weit, dass der Verlauf dieses neu zu bauenden Deiches exakt feststeht.
Realisiert werden soll das Ganze schätzungsweise im Jahr 2024. Denn der Rückhalteraum Donauwörth ist Bestandteil des sogenannten „Aktionsprogramms schwäbische Donau“. Dieses umfasst ein Gebiet von der Illermündung vor Neu-Ulm und der Lechmündung bei Marxheim. Darin sind insgesamt drei Flutpolder und vier Rückhalteräume eingeplant. Ein Polder dient – anders als ein Rückhalteraum – als Flutfläche bei extremen Hochwasserereignissen und wird rein statistisch nur alle 100 Jahre genutzt (HQ 100). Ein Rückhalteraum kann im Rahmen des Grundschutzes häufiger genutzt werden. Marion Keyl sprach hier von einem Hochwasserfall, der rein statistisch gesehen alle 80 Jahre eintritt (HQ 80). „Am meisten profitieren würde von einem solchen Rückhalteraum die Stadt Donauwörth selbst“, erklärt die Abteilungsleiterin.
Die Pläne des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth stießen bei den Stadträten auf Verwunderung. Sie bemängelten unisono, warum sie erst jetzt von den Plänen für einen Rückhalteraum auf Donauwörther Gebiet erfahren. Franz Ost (CSU) fragte direkt nach Entschädigungen für Landwirte, deren Flächen von den Plänen betroffen sind. Keyl antwortete stets routiniert und versicherte, dass diese entsprechend entschädigt werden – vorab für die Baumaßnahmen und auch im Schadensfall zu 100 Prozent.
Eine andere Sorge der Räte richtete sich auf die Sicherheit des Riedlinger Baggersees und der dazugehörigen Ferienhaussiedlung. Auch hier versprach Marion Keyl, durch bauliche Maßnahmen zu verhindern, dass es hier zu irgendwelchen Veränderungen kommt. Auch die Höfe und das sogenannte Quellhaus, die in diesem Rückhalteraum liegen, werden durch bauliche Maßnahmen gesichert. Gleiches gilt für die Zufahrt. „Die Lage dieser Gebäude bei Hochwasser wird nicht verschlechtert. Gleiches gilt auch für die Situation mit dem Grundwasser“, erklärte die Expertin.
Sie betonte, dass das Wasserwirtschaftsamt auch dezentrale Maßnahmen von kleineren Gewässern vorsehe und das Staustufenmanagement optimiert werde. Keyl: „Das wird aber das Problem für Donauwörth nicht lösen. Der Effekt ist zu gering.“»