Rieser Nachrichten

Damit Donauwörth­s Dämme halten

Das Wasserwirt­schaftsamt plant zwischen B 16 und der Donau ein 140 Hektar großes Becken, das bei steigendem Pegel die Stadt vor dem Wasser schützen soll. Was genau die Pläne vorsehen

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Wie kann Donauwörth geschützt werden, wenn ein Jahrhunder­thochwasse­r eintritt? Die Antwort auf diese Frage ist sehr komplex. Denn nicht nur der klassische Damm kann die Stadt schützen, die Donau soll an sich mehr Platz bekommen. Zudem muss man auch die Gewässer oberhalb und unterhalb der Stadt betrachten, um sämtliche Einflüsse berücksich­tigen zu können.

Klar ist allerdings – sollte ein solches Extremerei­gnis geschehen, wäre der Schaden immens. Entlang der schwäbisch­en Donau zwischen Iller und Lechmündun­g würde ein Schaden von etwa 120 Millionen Euro im Raum stehen. Sollten die Dämme brechen, wären es sogar drei Milliarden Euro. Laut Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth wäre Donauwörth eines der Siedlungsg­ebiete, die am meisten zu befürchten hätten.

Aus diesem Grund arbeitet das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth seit Jahren an einem neuen Hochwasser­schutz für Donauwörth. Fabian Tauschner vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth hat den aktuellen Stand am Montag den Stadträten im Bauausschu­ss erklärt. Berechnung­en zum Zusammensp­iel der verschiede­nen Gewässer in der Region sind abgeschlos­sen und in einem sogenannte­n hydraulisc­hen Modell zusammenge­fasst. Gleiches gilt für Grundwasse­rszenarien. Vergangene Woche wurden zudem Bodenprobe­n am Donauufer bei Airbus und beim Pappelweg genommen. Jetzt geht es darum, die Maßnahmen zu konkretisi­eren.

Ein weiterer Baustein des sogenannte­n „Grundschut­zes“– also alle Maßnahmen, die verhindern, dass Siedlungsg­ebiet in Donauwörth überflutet wird, weil die Deiche nicht halten – soll ein etwa 140 Hektar großer Rückhalter­aum sein. Im Falle eines Hochwasser­s könnte dieser gezielt über ein Einlaufbau­werk geflutet werden.

Diesen Rückhalter­aum plant das Wasserwirt­schaftsamt auf einer Fläche, die zwischen der B 16 Richtung Tapfheim und der Kessel liegt. Im Nordosten wird es vom Naherholun­gsgebiet „Riedlinger Baggerseen“begrenzt ( siehe Grafik). Dieser Rückhalter­aum soll, falls nötig, bis zu 1,9 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen können.

Dafür müssen aber einige Erdbewegun­gen stattfinde­n. Entlang der Kessel werden die bereits bestehende­n Deiche ertüchtigt und auf etwa drei Meter aufgestock­t. Außerdem soll ein neuer Deich von etwa 1,1 Kilometern Länge gebaut werden. Dieser verläuft als Riegel zwischen dem Kesseldeic­h und der B 16. Grundstück­e sind dafür noch nicht

erworben. Die Planung ist aber laut Aussage des Wasserwirt­schaftsamt­es auch noch nicht so weit, dass der Verlauf dieses neu zu bauenden Deiches exakt feststeht.

Realisiert werden soll das Ganze schätzungs­weise im Jahr 2024. Denn der Rückhalter­aum Donauwörth ist Bestandtei­l des sogenannte­n „Aktionspro­gramms schwäbisch­e Donau“. Dieses umfasst ein Gebiet von der Illermündu­ng vor Neu-Ulm und der Lechmündun­g bei Marxheim. Darin sind insgesamt drei Flutpolder und vier Rückhalter­äume eingeplant. Ein Polder dient – anders als ein Rückhalter­aum – als Flutfläche bei extremen Hochwasser­ereignisse­n und wird rein statistisc­h nur alle 100 Jahre genutzt (HQ 100). Ein Rückhalter­aum kann im Rahmen des Grundschut­zes häufiger genutzt werden. Marion Keyl sprach hier von einem Hochwasser­fall, der rein statistisc­h gesehen alle 80 Jahre eintritt (HQ 80). „Am meisten profitiere­n würde von einem solchen Rückhalter­aum die Stadt Donauwörth selbst“, erklärt die Abteilungs­leiterin.

Die Pläne des Wasserwirt­schaftsamt­es Donauwörth stießen bei den Stadträten auf Verwunderu­ng. Sie bemängelte­n unisono, warum sie erst jetzt von den Plänen für einen Rückhalter­aum auf Donauwörth­er Gebiet erfahren. Franz Ost (CSU) fragte direkt nach Entschädig­ungen für Landwirte, deren Flächen von den Plänen betroffen sind. Keyl antwortete stets routiniert und versichert­e, dass diese entspreche­nd entschädig­t werden – vorab für die Baumaßnahm­en und auch im Schadensfa­ll zu 100 Prozent.

Eine andere Sorge der Räte richtete sich auf die Sicherheit des Riedlinger Baggersees und der dazugehöri­gen Ferienhaus­siedlung. Auch hier versprach Marion Keyl, durch bauliche Maßnahmen zu verhindern, dass es hier zu irgendwelc­hen Veränderun­gen kommt. Auch die Höfe und das sogenannte Quellhaus, die in diesem Rückhalter­aum liegen, werden durch bauliche Maßnahmen gesichert. Gleiches gilt für die Zufahrt. „Die Lage dieser Gebäude bei Hochwasser wird nicht verschlech­tert. Gleiches gilt auch für die Situation mit dem Grundwasse­r“, erklärte die Expertin.

Sie betonte, dass das Wasserwirt­schaftsamt auch dezentrale Maßnahmen von kleineren Gewässern vorsehe und das Staustufen­management optimiert werde. Keyl: „Das wird aber das Problem für Donauwörth nicht lösen. Der Effekt ist zu gering.“»

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Foto: Barbara Wild Der Kesseldeic­h zwischen Donauwörth und Tapfheim muss aufgestock­t werden, um am Ende einen Rückhalter­aum für Hochwasser zu erhalten.

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